L'Occitan
Eau de L'Occitan
2005

FadeToGrey
19.03.2019 - 06:24 Uhr
19
Top Rezension
5
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Marketingopfer auf Umwegen

Eine L’Occitane Boutique in einem größeren Einkaufszentrum lässt mich in der Regel kalt! Unnötige Wegmeter auf dem Weg zum eigentlich anvisierten Geschäft. Das gilt erst recht für meine Vor-Parfumo-Zeit. Das ein bisschen auf Vintage, ein bisschen auf Natürlichkeit getrimmte Image sprach / spricht mich irgendwie wenig an. Und überhaupt ist L’Occitane nicht so ein Frauen-und-ihre-kleinen-Lädchen-Ding?!

Ach, hab ich erwähnt, dass ich die Flakons...äh die Apothekerfläschchen hässlich finde?

Wie kann also - bei diesem dicken Päckchen an Vorurteilen - Eau de L'Occitane pour Homme zu meinem aktuell meist geliebtesten Alltagsduft werden?

Auf Umwegen!
Vor drei Jahren zu Weihnachten wohl mal die dazugehörige Seife geschenkt bekommen. Eigentlich der klassische Marketing-Haken, an dem man zappelt, bis man das passende Parfüm erworben hat. Damals dachte ich nur, was soll man mit einem Stück Seife, wenn ein Zehnjahresvorrat Flüssigseife im Spind steht. Also die in Papier verpackte Seife als Frischespender in die Wäscheschublade gesteckt. Tat da auch immertreue Dienste, war aber auch bald vergessen.
Vor ein paar Monaten hatte ich dann ein einschneidendes Erlebnis. Es muss in etwa zur selben Zeit gewesen sein, als ich Parfumo entdeckte. (Zufälle gibt’s?) Eines Morgens konnte ich mein DuschZEUG (telling name!) einfach nicht mehr riechen! Nicht mehr ertragen! Ich hätte es durch das Zeugs von Nivea, Adidas, Fa, Duschdas oder was auch immer ersetzen können, aber eine göttliche Eingebung verriet mir, dass das nicht helfen würde! In meiner Not erinnerte ich mich an die Seife zurück! Und was war es wieder für eine Wohltat morgens zu duschen! Ich liebe die Seife, sie hinterlässt einen wunderbaren ganztägigen Dufthauch auf der Haut. Aber kommen wir zurück zum Parfüm.
Die ausgelegte Marketingfalle schnappte zu und der Wunsch, das passende Parfüm zu testen / kaufen wuchs. Auch die Verkäuferin wollte den Sack schnell zu machen: „Sie kennen die Seife, das Parfüm riecht genauso!“ Allerdings schreckte mich die prominente Stellung der Lavendelnote ab. Die Angst vor der „Mottenkugel“! Es gibt wirklich nichts Schlimmeres als eine billig-stechende Lavendelnote! Daher war ich sehr tapfer und vertröstete die Verkäuferin auf später, um mir wenigstens ein bisschen Testzeit einzuräumen. Vorweg: Ich hab LOpH dann am selben Tag noch gekauft!
Der Lavendel ist, wie auch schon geschrieben wurde, wirklich sehr fein, dezent und frisch! Sollte ein Rest stechenden Charakters übrig geblieben sein, so wird dies perfekt ausbalanciert durch die würzigen und warmen Noten des Parfüms. Überhaupt scheint mir der Begriff „Wärme“ das Parfüm am besten zu beschreiben. Trotzdem fehlt auch seifige Frische (=Kälte?) nicht.
Die Note von verbranntem Holz fügt sich wunderbar in die Harmonie des Duftes. Untermalt seine Würze und Wärme! Gleichzeitig gibt er ihm eine kleine Kante! (Klingt paradox!?) Ohne die dezente rauchige Note könnte das seifig-frische Lavendelgrundgerüst auch wieder leicht an „Duschgelfrische“ erinnern, was ich ja nicht mehr wollte.

Es wurde verschiedentlich geschrieben, dass man die Brennholznote nicht riechen könne! Ich kann das nachvollziehen. Meine aktuellen „Forschungsergebnisse“ gehen dahin, dass auf warmen Hautstellen die frischen Nuancen dominieren und auf kühleren Hautstellen das Rauchige besser zur Geltung kommt! (Vielleicht schreibe ich auch Blödsinn und mal riecht man den Rauch und ein anderes Mal halt nicht!)

Trotz der kurzen Zutatenliste ist der Duft überraschend facettenreich. Es war stürmisch die Tage und ich erwischte mich beim Stadtgang verschiedentlich, dass mir eine „unbekannte“ Duftnuance in die Nase wehte. Hatte mich schon umgeblickt, wer da wie riecht, als ich feststellte, dass ich es wohl selbst bin! Es gibt also auch noch was zu entdecken und ich bin definitiv noch nicht fertig mit diesem tollen Duft!

Ist LOpH – wie die Länge der Rezension nahelegt – ein Superlativ-Duft? Nein, ist er nicht!

Ist LOpH ein liebenswerter, grundsolider Alltagsduft? Ja, das ist er!

Schmeichelt LOpH dem Massengeschmack? Ja, das tut er!

Ist er dabei eigenwillig und kreativ genug, um wenigstens ein bisschen vom Mainstream abzustehen? Ja, das ist er definitiv!

6 Antworten