06.01.2022 - 06:03 Uhr
3lbows
65 Rezensionen
3lbows
Top Rezension
75
Tragbarkeit ist unterbewertet! Von der Kunst, angenehm aufzufallen ohne aufzufallen...
Zu den Anfangszeiten meiner Parfumleidenschaft war ich noch vollauf begeistert von für Fragrance-game Neulinge geradezu exotisch wirkenden Düften wie Dior Homme Intense (2011) und Valentino Uomo Intense (2016) . Pudrig als Männerparfum – das geht? Und wie!
Doch der Reiz des Neuen machte in den letzten zwei Jahren der Einsicht Platz, dass nicht alles, was ansprechend duftet auch tragbar ist.
So paradox das klingt, aber je länger ich mich nun in der Duftwelt bewege, und je interessanter und facettenreicher, oder salopp - abgefahrener meine Dufterfahrungen werden, desto mehr zieht es mich hin zum Gewöhnlichen, zum Tragbaren – zumindest was Düfte angeht, die ich auch als Flakon besitzen, und in meiner täglichen Rotation verwenden möchte. Olfaktorisch herausfordernde Kompositionen, von Oud-geschwängerten Stallorgien bis hin zu filigranen Leisetretern, die sich auch auf den dritten Schnüffler noch nicht erschließen sind wichtige Meilensteine einer jeden Duftreise, erweitern meinen Horizont und machen – schlicht – Spass.
Aber bei allen Apellen, man möge doch tragen, was einem gefällt, so sind wir doch hier in der Mehrzahl keine bunten Gockel, die von The Muse über Fahrenheit Eau de Toilette bis hin zu Black Afgano Extrait de Parfum alles rotieren, was ein geruchliches Statement zu setzen im Stande ist. Soweit wage ich mich aus dem Fenster zu lehnen. Ich gehe gerne einen Schritt weiter und behaupte, dass auch und gerade viele der Wässerchen aus den Parfumo Toplisten was die eigentliche Funktion als angenehm wahrnehmbare Körperbeduftung angeht schnell an ihre Grenzen stoßen. Wer schon einmal 5 Tage in Folge mit Herod eingedieselt in´s Büro marschiert ist weiß, was ich meine. Die Linie zwischen begehrtem Alpha-Männchen und schrulligem Fragrance Guy ist eine sehr dünne.
Vielen Nischendüften fehlt es einfach an Gelegenheiten und Anlässen – und nicht zuletzt, der Passung. Damit meine ich die Kongruenz zum Träger, zu dessen Stimmung und Auftreten und letztlich auch dem Umfeld, in dem er sich bewegt. Dabei sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt – des Duftes wohlgemerkt, nicht des Trägers. Ein Parfum, das es schafft, seinen Träger in eine interessante Aura zu kleiden, sein Auftreten zu unterstreichen und nicht mit Assoziationen an Rinder, Gebäck, Duschgel, Shisha Pfeiffen, Cognac oder sonstigen Kram zu überfahren – also Parfum im eigentlichen Sinne zu bleiben – ist in meinen Augen schon eine Kunst für sich. Wohlgemerkt: Solche Elemente können und sollen gerne eingewoben werden, aber das bitte mit Raffinesse! Sobald ein Spieler in der Pyramide dominant heraussticht und/oder nicht mit dem Rest der Noten harmoniert, stellt sich für mich schnell ein Ermüdungseffekt ein: Der Duft verliert, was ich vorher Passung nannte und ich möchte ihn, zumindest zeitweise, nicht mehr riechen, und auch nicht nach ihm riechen. Das mag dann vielleicht künstlerisch ansprechend sein, ist mir persönlich aber zu weit weg vom Kerngedanken eines Duftwassers.
Warum ich soweit aushole?
Die Alltagstauglichkeit, meiner Meinung weitgehend unterbewertet, ist die Paradedisziplin von Gentleman Givenchy Eau de Parfum . Ein würziges Grundgerüst (zunächst Pfeffer – in der Basis dann Patchouli) umrahmt eine milde, vanillige Süße. Zeitgleich spielt Lavendel auf, allerdings sparsam eingesetzt, nicht wie in Lavendel dominierten klassischen Aftershaves. Wer diese aber kennt, kann diese charakteristische Note zumindest in den ersten 4h als Gegenspieler zu den süß-würzigen Noten, die dem Duft diese parfümige, saubere Facette verleiht klar wahrnehen. Gleichermaßen präsent ist die Schwertlilie (Iris), die die würzigen Noten blumig kontrastiert und gleichzeitig süß ergänzt, was gerne als Lippenstift Akkord bezeichnet wird, insbesondere im Zusammenhang mit Dior Homme Intense (2011) . Hier nehme ich das allerdings eher als cremigen, fast buttrigen, sanften Grundton wahr, der wiederum die Kratzigkeit des Patchouli hervorragend abfängt. Parallel dazu erzeugen Vanille und Tolubalsam eine warme, leicht harzige Süße, die wenn man den Duft auf zwei Komponenten reduzieren wollte, zusammen mit der oben genannten pfeffrigen Würze den Ton angibt.
Weil die einzelnen Komponenten derart raffiniert und harmonisch verwoben sind, trägt Gentleman Givenchy Eau de Parfum niemals zu dick auf und bleibt stets im Rahmen eines dezent begleitenden Pflegeprodukts, im Gegensatz zu den vielen, laut schreienden Auto-Lufterfrischern, die um die Gunst der übwerwiegend jüngeren Käuferschaft buhlen. Das bedeutet nicht, dass man auf den Duft nicht angesprochen wird, oder er von Jüngeren nicht getragen werden kann – im Gegenteil: Für einen Träger ab, sagen wir 25 Jahren passt er in so gut wie jeder Situation, und da er sehr gut projiziert, wird man mit ihm auch wahrgenommen, jedoch nicht mit einer Duftwolke, die einem stets vorauseilt, sondern eher mit einer subtilen Aura, wie frisch eingecremt. Pfeffer und Lavendel drücken ihn dabei eindeutig in eine männliche, etwas reifere Ecke, auch wenn es sich im Grunde um einen süßen Duft handelt.
Für mich ist Gentleman Givenchy Eau de Parfum der perfekte Begleiter für den Alltag in der kalten Jahreszeit, aus den oben genannten Gründen insbesondere für´s Büro. Damit ist er für mich die erste Wahl unter den gängigen Iris-Süßlingen wie Dior Homme Intense (2011) und Valentino Uomo Intense (2016) , nicht zuletzt auch wegen seines Preises und seiner Performance, die den zuvor Genannten in nichts nachsteht.
Doch der Reiz des Neuen machte in den letzten zwei Jahren der Einsicht Platz, dass nicht alles, was ansprechend duftet auch tragbar ist.
So paradox das klingt, aber je länger ich mich nun in der Duftwelt bewege, und je interessanter und facettenreicher, oder salopp - abgefahrener meine Dufterfahrungen werden, desto mehr zieht es mich hin zum Gewöhnlichen, zum Tragbaren – zumindest was Düfte angeht, die ich auch als Flakon besitzen, und in meiner täglichen Rotation verwenden möchte. Olfaktorisch herausfordernde Kompositionen, von Oud-geschwängerten Stallorgien bis hin zu filigranen Leisetretern, die sich auch auf den dritten Schnüffler noch nicht erschließen sind wichtige Meilensteine einer jeden Duftreise, erweitern meinen Horizont und machen – schlicht – Spass.
Aber bei allen Apellen, man möge doch tragen, was einem gefällt, so sind wir doch hier in der Mehrzahl keine bunten Gockel, die von The Muse über Fahrenheit Eau de Toilette bis hin zu Black Afgano Extrait de Parfum alles rotieren, was ein geruchliches Statement zu setzen im Stande ist. Soweit wage ich mich aus dem Fenster zu lehnen. Ich gehe gerne einen Schritt weiter und behaupte, dass auch und gerade viele der Wässerchen aus den Parfumo Toplisten was die eigentliche Funktion als angenehm wahrnehmbare Körperbeduftung angeht schnell an ihre Grenzen stoßen. Wer schon einmal 5 Tage in Folge mit Herod eingedieselt in´s Büro marschiert ist weiß, was ich meine. Die Linie zwischen begehrtem Alpha-Männchen und schrulligem Fragrance Guy ist eine sehr dünne.
Vielen Nischendüften fehlt es einfach an Gelegenheiten und Anlässen – und nicht zuletzt, der Passung. Damit meine ich die Kongruenz zum Träger, zu dessen Stimmung und Auftreten und letztlich auch dem Umfeld, in dem er sich bewegt. Dabei sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt – des Duftes wohlgemerkt, nicht des Trägers. Ein Parfum, das es schafft, seinen Träger in eine interessante Aura zu kleiden, sein Auftreten zu unterstreichen und nicht mit Assoziationen an Rinder, Gebäck, Duschgel, Shisha Pfeiffen, Cognac oder sonstigen Kram zu überfahren – also Parfum im eigentlichen Sinne zu bleiben – ist in meinen Augen schon eine Kunst für sich. Wohlgemerkt: Solche Elemente können und sollen gerne eingewoben werden, aber das bitte mit Raffinesse! Sobald ein Spieler in der Pyramide dominant heraussticht und/oder nicht mit dem Rest der Noten harmoniert, stellt sich für mich schnell ein Ermüdungseffekt ein: Der Duft verliert, was ich vorher Passung nannte und ich möchte ihn, zumindest zeitweise, nicht mehr riechen, und auch nicht nach ihm riechen. Das mag dann vielleicht künstlerisch ansprechend sein, ist mir persönlich aber zu weit weg vom Kerngedanken eines Duftwassers.
Warum ich soweit aushole?
Die Alltagstauglichkeit, meiner Meinung weitgehend unterbewertet, ist die Paradedisziplin von Gentleman Givenchy Eau de Parfum . Ein würziges Grundgerüst (zunächst Pfeffer – in der Basis dann Patchouli) umrahmt eine milde, vanillige Süße. Zeitgleich spielt Lavendel auf, allerdings sparsam eingesetzt, nicht wie in Lavendel dominierten klassischen Aftershaves. Wer diese aber kennt, kann diese charakteristische Note zumindest in den ersten 4h als Gegenspieler zu den süß-würzigen Noten, die dem Duft diese parfümige, saubere Facette verleiht klar wahrnehen. Gleichermaßen präsent ist die Schwertlilie (Iris), die die würzigen Noten blumig kontrastiert und gleichzeitig süß ergänzt, was gerne als Lippenstift Akkord bezeichnet wird, insbesondere im Zusammenhang mit Dior Homme Intense (2011) . Hier nehme ich das allerdings eher als cremigen, fast buttrigen, sanften Grundton wahr, der wiederum die Kratzigkeit des Patchouli hervorragend abfängt. Parallel dazu erzeugen Vanille und Tolubalsam eine warme, leicht harzige Süße, die wenn man den Duft auf zwei Komponenten reduzieren wollte, zusammen mit der oben genannten pfeffrigen Würze den Ton angibt.
Weil die einzelnen Komponenten derart raffiniert und harmonisch verwoben sind, trägt Gentleman Givenchy Eau de Parfum niemals zu dick auf und bleibt stets im Rahmen eines dezent begleitenden Pflegeprodukts, im Gegensatz zu den vielen, laut schreienden Auto-Lufterfrischern, die um die Gunst der übwerwiegend jüngeren Käuferschaft buhlen. Das bedeutet nicht, dass man auf den Duft nicht angesprochen wird, oder er von Jüngeren nicht getragen werden kann – im Gegenteil: Für einen Träger ab, sagen wir 25 Jahren passt er in so gut wie jeder Situation, und da er sehr gut projiziert, wird man mit ihm auch wahrgenommen, jedoch nicht mit einer Duftwolke, die einem stets vorauseilt, sondern eher mit einer subtilen Aura, wie frisch eingecremt. Pfeffer und Lavendel drücken ihn dabei eindeutig in eine männliche, etwas reifere Ecke, auch wenn es sich im Grunde um einen süßen Duft handelt.
Für mich ist Gentleman Givenchy Eau de Parfum der perfekte Begleiter für den Alltag in der kalten Jahreszeit, aus den oben genannten Gründen insbesondere für´s Büro. Damit ist er für mich die erste Wahl unter den gängigen Iris-Süßlingen wie Dior Homme Intense (2011) und Valentino Uomo Intense (2016) , nicht zuletzt auch wegen seines Preises und seiner Performance, die den zuvor Genannten in nichts nachsteht.
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