Petapane
03.10.2018 - 08:47 Uhr
29
Top Rezension
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft

Ende einer Odyssee

Wir schreiben das Jahr 1135 vor Christi Geburt. Eine Gruppe tapferer Männer tritt, unter Führung König Odysseus, nach erbittertem Kampf um Troja die Heimreise an. Kriegsgezeichnet. Das Schlimmste schien überwunden, dabei lagen Gefahren vor ihnen, die keiner zu ahnen vermochte.

Nun Gut. 3000 Jahre ist meine Reise nicht her und es wird wohl auch niemand ein Buch darüber schreiben. Sei's drum. Wie in Homers Epos sollte auch ich auf eine Reise geschickt werden. Eine Reise, die viele Jahre dauern sollte, endlos schien und zahlreiche Unwägbarkeiten mit sich brachte.

Meine Reise galt der Suche des ultimativen Aquaten. Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, wie umfassend dieses Thema interpretiert werden kann. Ich beschränke mich hier weitgehend auf raue, salzige Meeresdüfte und ignoriere klassische Sommerdüfte.

Bei vielen Düften dieser Kategorie, die ich zu testen vermochte, tauchte immer wieder eine Frage auf.

"Ob diese Düfte denn auch tragbar seien?". Ich frage, wieso nicht?
"Ja, Brackwasser riecht interessant, aber als Parfum?". Klar!

Solange ich mich geborgen fühle und Parfum mich in Erinnerungen schwelgen lässt - Mir ein Lächeln entlockt und mit jedem Sprüher diese Jugendliche Begeisterung aufflammt, als sei Weihnachtsmorgen und die Bescherung stünde an.

Aber dies sollte sich nicht als einzige Widrigkeit meines Abenteuers herausstellen.

Ich traf auch auf Sirenen.
In Form bemühter Parfurmeriefachverkäuferinnen, die mir allerlei betörende Dinge ins Ohr flüsterten. Und kurzzeitig gelang es ihnen, meine Sinne zu vernebeln.

Mit Seathalasso beispielsweise. Doch dann gelang es mir, mich aus den Klauen der Bestie zu befreien und, aus der Douglas Filiale stolpernd, meine Sinne wiederzuerlangen. Algen ja, aber zu synthetisch, zu zitrisch, eher Industriehafen. Da steche ich lieber in See. Anker lichten hieß es für mich auch bei Toni Gards Seaside. Klar, der war frisch und sommerlich, aber würde nicht ansatzweise meinen Ansprüchen gerecht. Und in jedem Hafen eine Braut? Kommt nicht in Frage.

Den Törn fortsetzend lag eine Grüne Küste vor mir. Green Irish Tweed. Genialer Begleiter für den Herbst, aber an Strand erinnert er mich nicht. Irgendwann kommt er wohl auch in meine eigene Sammlung. Da war zwar Land, aber der falsche Hafen. Also wieder ab ins Boot und weg aus Irland.

Da wollte ich die Segel setzen und was fehlt? Der Wind! Da kann auch Acqua di Portofinos Sail nicht viel ändern. Etwas eindimensional und irgendwie war die Luft raus.

Ich ruderte los und hatte einige Meilen auf hoher See zurückgelegt. Land war nicht in Sicht. Ich angelte. Endlich gab's mal wieder Fisch zwischen die Kiemen, ich war ausgezehrt, entkräftet, fast verhungert. Welche Spezies stand auf der Speisekarte? Sel Marin. Lecker, aber nicht ganz frisch, der Fisch.

Trotz der Stärkung zwischendurch verlor ich zeitweise das Gleichgewicht und fiel von Bord. Als ich mich wieder über die Reling hievte, stieg mir ein Geruch in die Nase, ich roch nach Santa Eulalias Marinis.

Logbucheintrag Tag 452. Ich war wieder mal gestrandet, mein Gott. Wieso ich? Naja. Immerhin Land. Wie zur Hölle war ich eigentlich in der Karibik gelandet? Virgin Island Water. Genial. Trotzdem repariere ich mein Boot mit Holz der Kokospalme und werfe mich erneut in die Strömung. Ich war schließlich nicht zu Hause.

Das Zufallsprinzip schleuderte mich über direkt in die Arme der Medusa. Medusa hat viele Gesichter und doch vermied ich Blickkontakt. Schau ihr niemals in die Augen, du versteinerst. Ein Gesicht der Medusa ist Silver Mountain Water. Bleibt man nicht wachsam verliert man sich irgendwo in der Langeweile zwischen Herz und Basis. Fast blickte ich hin, dann machte ich doch den Sack zu. Kein Interesse. Ganz ähnlich erging es mir mit dem Kandidaten aus dem hohen Norden - Shelter Island. Ähnlicher Verlauf, andere Basis.

Dann wäre da noch Poseidon. Poseidon will einfach nicht in den Untiefen des Meeres verschwinden. Nein, Poseidon ist omnipräsent. Mit Poseidon muss sich jeder messen und Poseidon wird ein ständiger Begleiter. Er holt einen immer wieder zurück ins Meer, auch wenn man mal trocken bleiben will.
Sein Pseudonym? Acqua di Sale.

Aprospos trocken. Mir stand mal wieder der Sinn nach Landgang. Kraft tanken. Vorräte auffüllen. Und da fand ich sie. Eine Insel, von der ich nicht runter wollte. Die Nympheninsel. Sie wollten mich dort behalten. Sie bezirtsten mich. Die Gerüche so betörend. Das Paradies hat einen Namen - Ichnusa.
Doch ich ging. Entschied mich gegen diesen Ort. Vielleicht kehre ich eines Tages zurück, wenn das Budget es zulässt.

Inzwischen konnte ich die Seetage nicht mehr zählen. Ich glaube, ich wurde seekrank. Ich habe wohl 3000 Sonnenaufgänge gesehen doch niemals sah ich Heimatland. Der Morgen dämmerte, ein neuer Tag brach an und rechnend mit einer weiteren Enttäuschung. Träume ich?

*Salina von Laboratorio Olfattivo.*

Euphorie! Erleichterung! Ich sehe Land! Ich rufe Land ho! Keiner hört's, mir egal. Das ist Heimat! Ich war zu Hause.

Die Herznote erinnert an Acqua di Sale. Ihr erinnert euch? Im Gegensatz zu Letztgenanntem entwickelt sich Salina und wagt sich auch in Küstennähe. Der Auftakt zitrisch und etwas beißend, zwischendurch kurz Holz. Danach schlägt das reine Meerwasser hohe Wellen und in der Basis pulsiert weich die Vanille. Bei genauerem Riechen fast wie Sonnencreme am Meer. Die Haltbarkeit ist schlechter als bei PR's Salzwasser und die Silage verfliegt auch rascher, aber der Duft ist ausgewogener, aufgrund der Abwechslung längst nicht so penetrant, auch überraschender, urlaubsreifer. Irgendwie widersinnig. Fast wie Pauschaltourismus in St. Tropez. Teuer scheint nicht immer besser.

Im Prinzip haben alle Düfte, die ich hier genannt habe, das Thema sehr gut umgesetzt, doch fehlte es bisher jedem an Magie. Am Zauber des Strandes. Für mich ist Salina das. Alles, was ich immer suchte.

Und doch, das nächste Abenteuer ruft schon wieder.
- Während der Odyssee passierte ich auch Orte, die jäh unerkundetes Terrain blieben. Montales Sandflowers gehört ebenso dazu wie Louanges Profanes No. 19. Naja, das sind Düfte für eine andere Geschichte. - Kein Ende in Sicht.
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