Laura 1994 Eau de Parfum

Charlie
29.06.2011 - 14:58 Uhr
12
Sehr hilfreiche Rezension
7.5
Haltbarkeit
8
Duft

Ein Frühlingsmorgenstraum - geliebte Cordelia?

"Nun, uns're Freude: Du Jüngste, nicht Geringste, deren Liebe die Weine Frankreichs und die Milch Burgunds nachstreben, was sagst du, dir zu verdienen ein reich'res Drittel als deine Schwestern?"

"Nichts, gnäd'ger Herr."

"Nichts? (...) Aus nichts kann nichts entstehen! (...)"
[King Lear - William Shakespeare - 1. Aufzug, 1 Szene]
..................

Ich musste sofort an Laura denken, als ich diese Szene zum ersten Mal sah.
Denn Cordelia, die jüngste der drei Schwestern (und auch die Einzige, die nicht die Abicht hat ihren Vater zu töten) ist so ein unglaublich liebes Mädchen, dass sie nach garnichts anderem riecken KANN als nach Laura.

Laura an sich ist ein wunderschönes, dezentes Parfum. Es ist frisch und leicht und ich assoziiere es mit Tau, der an einem Frühlingsmorgen von Blättern in Stratford-upon-Avon perlt. Ich weiß, Laura Biagiotti ist ganz offensichtlich italienisch aber diesen Ausrutscher müsst ihr mir wohl zugestehen. ;)
Die Kopfnote ist beinahe fruchtig, aber fruchtig ist übertrieben, sie ist beinahe blumig, aber blumig ist auch das falsche Wort. Sie ist nicht süß, obwohl sie es ist und sie ist nicht frisch obwohl das noch am ehesten zutreffen mag.

Irgendwie ist sie nichts von alledem und doch ist sie das alles.
Ganz signifikant ist für mich die Freesie. Sie erinnert mich an Chloe Edt, aber das ist eigentlich auch das Einzige was diese beiden Düfte gemein haben.
Der Duft entwickelt sich weiter in ein taubesprenkeltes, morgensonne-durchflutetes, puderzuckerbestäubtes Blütenmeer, berauschend in seiner Reinheit, Klarheit, Blumigkeit und TRANSPARENZ. Würde Glas riechen, so röche es. Später meine ich noch etwas baumiges, grünes zu erriechen doch die Blumen-Impression bleibt bis zum Schluss (Die Haltbarkeit ist gut!). Ich erkenne keinen Moschus und die Vanille äußert sich höchtens in einer leichten Süße.
Tatsächlich, der Duft gefällt mir sehr.

So sehr wie mir Cordelia, die jüngste, nicht geringste Tochter von Lear gefällt: Sie ist unglaublich nett und feinfühlig. Sie wäre die Freundin, die für einen da wäre, wenn man Kummer hat oder das weiße, seidene Nachthemd, das einen umhüllt wie ein Schleier. Sie ist aber auch das unauffällige Mädchen, an dem man immer vorbeigeht, weil man denkt, dass sie langweilig ist.
Und so ist es auch bei mir eine Lovestory ohne Happy-End:
Ich werde Laura/Cordelia überdrüssig. So wunderschön sie auch ist, so nett sie mich umhüllt, so bleibt sie das Nachthemd, dass ich morgens ausziehe.
Sie wird nie meine Taftrobe sein, nichts, dass in meinem Gedächtnis bleibt.

Sie ist einfach zu schwerelos, um greifbar zu sein.
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