Parfums Orientaux

Fleur du Désert 2022

Pawly
22.04.2024 - 07:29 Uhr
4
7
Preis
9
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
4
Duft

Nach dem Abwaschen ganz gut..

.. davor viel zu anstrengend.

Fleur du Desert - der neueste Duft der orientalischen Louis Vuitton Kollektion, mit einem überraschend akzeptablen Preis für LV Verhältnisse kommt er daher und spaltet ganz offensichtlich die Meinungen. Für die einen der tollste LV, für die anderen der schlimmste.

Louis Vuitton konnte mich bislang überraschend stark überzeugen. Als jemand der weder die Marke sympathisch findet noch massentaugliche Düfte ohne viel Charakter mag, würde man eigentlich meinen, die Marke sei so gar nichts für mich, und doch überzeugt sie mich immer und immer wieder. Ein toll gemachter, frischer und gut gelaunter Imagination am Morgen funktioniert einfach, und der Ombre Nomade, wenn auch mittlerweile etwas anstrengend, hat diese Art von Oud im europäischen Bereich durchaus stark etabliert, und auch hier hört es nicht auf. Die Marke ist überraschend mutig. Der Nouveau Monde oder auch Cactus Garden ist ziemlich weit entfernt von massentauglich. Diese Düfte fliegen eher unter dem Radar, haben spannende Kompositionen und bewegen sich in einem akzeptablen Preissegment. Mit dem Pur Oud hat sich Louis Vuitton sogar an einen richtigen, wahnsinnig polarisierenden Oud Duft getraut, und auch der Myriad spielt in selbiger Liga. Wie sieht's nun also um den Fleur du Desert aus?

Angefangen in der Boutique, auf der Suche nach dem Pacific Chill, sprühte ich den Fleur du Desert zunächst auf einen Papierstreifen auf und war sofort begeistert. Pudrig, floral, gleichzeitig orientalisch, holzig, warm. Schön und besonders. Ganz anders als der Rest der orientalischen Kollektion, gleichzeitig angenehm zu riechen. Die Begeisterung war sofort zu spüren. Nach dem Opening kam das Puder dann jedoch, zusammen mit den floralen Noten, immer mehr hindurch und wurde etwas anstrengender. Begeisterung wurde zu Ernüchterung - "Wieso entwickelt der sich denn so?" Nun gut, nicht weiter beschäftigt, dafür war ich schliesslich auch nicht hier. Eine Probe bekam ich dennoch mit.

Zuhause dann ein erneuter Test - diesmal direkt auf die Haut, soll ja besser sein und schön war er auch eigentlich. Direkt erschlagen. Puder durch und durch, floral ebenso. Als grosser Jasmin Fan Ernüchterung - von Jasmin ist hier nicht viel zu spüren, es dürfte wohl die Orangenblüte sein, die ich nicht so recht leiden kann. Chemisch, synthetisch, kratzend, laut, anstrengend waren hier die Assoziationen. Holz, Oud, Wärme, etwas ausgleichendes? Fehlanzeige. Es wurde regelrecht trocken in der Nase, dabei sollte das doch mein angenehmer, orientalischer "Scent of the Night" werden. Nun gut, das war wohl nichts, sonderlich entwickeln tut er sich auch nicht mehr, ab ins Bett, morgen ist er weg. Doch nein - es geht nicht, er muss abgewaschen werden, und das obwohl ich das eigentlich nie tun muss. Er ist einfach zu anstrengend. Am nächsten Tag ein angenehmer Duft im Bett. An der Hand gerochen - so ist er toll! Leicht, angenehm, ausgeglichen. Das Puder weicht, der Jasmin bleibt. Orangenblüte wahrnehmbar, dafür weniger anstrengend. Oud rieche ich hier weiterhin keines. Wäre dieser Duft von Anfang bis Ende genau so, wäre er sicher einer meiner Favoriten aus dem Hause. Ein 300+ Euro Wässerchen jedes mal abzuwaschen bevor ich es tragen kann, halte ich jedoch für etwas.. befremdlich. Sehr schade.

Trotz der miesen Erfahrung, gibt es hier Punkte für den Flakon, denn dieser ist wirklich toll, und auch der Preis ist für Louis Vuitton zwar nicht günstig, aber okay. Haltbarkeit und Sillage sind enorm, dieser hier schafft Konkurrenz für den Ombre Nomade. Die anderen zwei orientalischen LVs sind deutlich schwächer und zurückhaltender, dieser hingegen schreit förmlich durch die Strassen. Wer Performance sucht, wird sie hier bekommen, Kopfschmerzen sind bei über 5 Sprühern vorprogrammiert. Für mich ein unfassbar anstrengender, lauter, nerviger und unbalancierter Duft, welcher so schön sein könnte, hätte man ihn nur ein wenig herunter geschraubt. Leider ist das leider nicht so wirklich das, was Louis Vuitton und entsprechende Kunden haben möchten und so entsteht ein Duft, welchen man als Endgegner für Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel bezeichnen könnte.
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