Lord of Goathorn 2012

VelcroBanana
21.01.2017 - 18:44 Uhr
15
Top Rezension
9
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft

Logbuch der „Bleichen Hering“ von Capt. Jock Strap

---/ 05.01.2017 /---
Stockfisch: 85,4
Makrele: 101,1
Schwertfisch: 1
Calamari: 54,2
Autoreifen: 1

Die See ist etwas ausgepeitscht, lässt sich aber mit einem Opferfisch und ein paar Zeilen Keats besänftigen.
Habe im Treibnetz ein Fläschen gefunden, merkwürdige dunkle Flüssigkeit. Whisky? Etikett sagt „Lord of Goathorn“. Wahrscheinlich selbstgebrannt.

---/ 06.01.2017 /---
Walfisch: 0,25
Makrele: 2,27
Tintenfisch: 2045,9
Autoreifen: Winter

Die See ist extrem aufgepeitscht, und als ich das Treibnetz einhole taucht ein bärtiger, muskulöser Typ auf, reitet auf einem Seepferd, brüllt mir etwas zu und schmeisst mit einer Heugabel nach mir. Ich zitiere ein paar Zeilen Keats und behalte die Gabel.
Nachtrag: In dem Fläschen war kein Whisky, sondern irgendwas. Wollte es schon wegschmeissen, aber die Pipette ist noch ganz neu. Ich werde sie ausspülen, kann sie bestimmt gebrauchen.

---/ 07.01.2017 /---
Stockfisch: 120,0
Makrele: 51,6
Hammerhai: 1
Autostoßstange: Ford Fiesta

Merkwürdig: Der Geruch von Zeug in dem Gläschen geht mir nicht aus dem Kopf. Habe nachgeschaut, und auf der Rückseite steht irgendwas mit Seetang, Estragonöl und Basilikum. Wozu macht man sowas? Ein Parfüm ist das nicht. Das Zeug riecht wie in Mrs. Flimshipherthin’s „Laden für Ölmalerei- und Munitionsbedarf“ und es zwiebelt in der Nase wie Aceton. Mist, jetzt habe ich es auf meinen Arm verschüttet. Pfui! Riecht ganz schön streng. Oder nur anders streng als sonst…

Nachtrag: Später, beim Krabbenpullen, roch mein Arm eigentlich fast gut. Bisschen auch wie Arzneimittel, so eher Kräuterisch. Ist vielleicht doch zum trinken, wenn sich was in den Bronchien festgesetzt hat...
---/ Logbuch Ende /---

Kurzfassung: „Lord of Goathorn“ ist intensiv, scharf, riecht wie liebliches, würziges Schießpulver.
Das Estragonöl ist kein bisschen weichgezeichnet, deshalb ist das hier kein olfaktorischer Spaziergang an einem Sommertag in einem Kräutergarten, das ist tatsächlich ein Laden für Ölmalereibedarf und eine kleine Flasche mit Farbmittelverdünner auf pflanzlicher Basis ist soeben auf den Boden zerborsten und zieht in die Holzdiele (Die übrigens keine Blasen wirft oder raucht. So schlimm ist es nun auch nicht…).
Aufgetragen (Oh, ja!) hält sich die Schärfe eine ganze Weile, bis sie nach rund 30 Minuten leiser wird und Platz macht für den Basilikum. Falls Lakritze im Spiel ist dann liegt sie unter dem Basilikum.

Das ist ein reiner Liebhaberduft. Für Abends vorm Kaminfeuer mit einem torfigen Whisky, nachdem man tagsüber das erlegte Wild eigenhändig aufgebrochen hat…
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