Tabac Man 2000 Eau de Toilette

Kourosarier
13.04.2021 - 04:27 Uhr
22
Sehr hilfreiche Rezension
8
Preis
4
Flakon
7
Sillage
5
Haltbarkeit
6.5
Duft

Vielleicht kauf ich dich nochmal...

Schon lange vor meiner Geburt hatte meine Oma, nach dem Tod meines Opas, einen neuen Partner. Hermann ist einer der besten Menschen die ich jemals kennenlernen durfte, kein Problem auf das er keinen Rat hat, keine Situation die er nicht im Griff hat, ein freundliches Lächeln liegt stets auf seinem Gesicht, der nächste Witz, oft auch ein derber Spruch auf den Lippen, die Marlboro immer zwischen den Fingern...

Für mich war Hermann immer "Dadden". Warum, das weiß niemand. Irgendwie habe ich ihn von den ersten Worten an so getauft. Dadden hatte immer leicht kratzige Wangen, roch nach seinen Marlboro, nach Rasierwasser von Yves Rocher, vielleicht auch etwas Haarwasser und abends nach seinem Feierabend-Bier. Vielleicht roch er, wenn man sich in der Stadt traf, Geburtstage anstanden oder man essen ging auch mal nach dem kratzigen Lavendel von Tabac Man? Möglich, ich hätte es so nicht beantworten können. Aber ich weiß dass Dadden Opa für mich ist, mindestens soviel Opa wie ein leiblicher es sein kann.

Von Opa zu Opa-Düften. Diese faszinierten mich von Anfang an und in meinem jugendlichen Unwissen zog mit 16-17 Jahren Tabac Man bei mir ein (der "richtige" Tabac folgte später). Der gewünschte Effekt blieb aus, ich roch nicht wie der gestandene Mann, der ich damals schon sein wollte, sondern hatte lediglich eine Wolke dieses kratzigen Lavendels um mich. Aufgeschminkte Männlichkeit aus dem Flakon, wie ein zu scharfes Duschgel, nichts echtes dass sich mit einem verbindet. Enttäuschung, der Flakon wurde geleert und ging aus meinem Leben.

Auch Dadden ging, er starb 2009, Treppensturz, von heute auf morgen, das letzte "Mach´s gut, Grüße an Oma" war ein unbewusster Abschied. Ein richtiger war uns nicht mehr vergönnt, er wachte in dieser Welt nicht mehr auf. 12 Jahre ist das nun her, Erinnerungen verblassen, seine Stimme verliert sich aus den Gedanken.
Vor zwei Wochen griff ich nach dem letzten Rest eines Tabac Man-Deos, wollte es endlich aufbrauchen, es stand schon viel zu lange. Aufgesprüht, ja da ist er wieder, der kratzige Lavendel, das scharfe Duschgel, eine gute Entscheidung es endlich zu leeren!
Doch als ich aus dem Bad zurück ins Ankleidezimmer kam, indem sich die Wolke jetzt etwas gesetzt hatte, war da noch was anderes. Ein flüchtiger Moment, ein schnelles Vorbeigehen das nur einen Hauch Duft hinterlässt. Doch genug um dich zu erkennen.

Jetzt weiß ich es, ja, du hattest Tabac Man! Spärlich aufgesprüht wenn man sich in der Stadt traf, Geburtstage anstanden oder man essen ging. Nicht viel, nur ein Hauch im Vorbeigehen, flüchtig und nicht festzuhalten. Aber da.

Das war unser Abschied. Er brauchte 12 Jahre aber nun warst du kurz da.

Und mein Abschied von Tabac Man? Vielleicht kauf ich dich nochmal... Hauptsache du bist kurz da.
3 Antworten