Baccarat Rouge 540

Baccarat Rouge 540 2016 Eau de Parfum

Saishirou
10.12.2017 - 09:35 Uhr
20
Top Rezension
7
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft

Eher der Duft für einen Smaragd

Wenn man die Geschichte von dem Duft hört und versucht, sich den Duft eines Rubins vorzustellen, dann wird man beim ersten Testen sehr enttäuscht sein. Wie ich auch. Ich dachte an feurige Hitze, an schwülen und dominanten Amber, quasi an das orange Grand Soir in noch "röter".
Auch wenn man sich die Duftpyramide ansieht, denkt man unweigerlich an einen schweren Orientalen.

Wenn ich mir vorstelle, dass viele mit dieser Erwartung an den Duft herangehen, kann ich mir die vielen schlechten Bewertungen gut erklären. Denn der Duft ist wirklich schön, aber nicht das, auf was man sich bei dem Namen freut.

Beim ersten Aufsprühen ist der Duft sehr leise, man riecht zuerst die süße Wolke, die über allem schwebt. Sie riecht wirklich sehr sehr viel süßer als Zucker und man denkt unausweichlich an Stevia (das ja auch 300mal süßer als Zucker sein soll und auch nicht zuckrig riecht, sondern eher pflanzlich-kühl). Die Orange steuert etwas Fruchtigkeit bei, aber man riecht sie nicht wirklich direkt.
Allmählich wird der Duft etwas intensiver, bleibt aber immer relativ körpernah. Unter der süßen Wolke versteckt sich das, was für mich so gar nicht zum Rubin passen will: eine relativ kühl-ätherische Tannenbalsam-Basis mit leicht holzigen Noten. Sie riecht für mich ein bisschen wie die ätherischen Öle eines Kaugummis oder einer Erkältungssalbe. Ich meine das nicht negativ, ich mag sowas. Aber wenn ich sowas rieche, habe ich einfach die Farbe Grün im Kopf, und nicht Rot.
Der Duft ist insgesamt sehr luftig, wie eine süß-kühle Brise, die einem immer wieder in die Nase steigt. So beibt er dann auch an mir, er macht keinen wirklichen Verlauf durch. Er hält aber sehr lange, gute 9 Stunden, auf Kleidung deutlich länger.

Den Amber vermisse ich leider über den ganzen Duftverlauf. Meine einzige Erklärung ist, dass er sich irgendwo in der süßen Wolke versteckt. Aber auf den zweiten Blick würde ein warm-harziger Amber auch gar nicht in das Duftkonzept passen.

Ich persönlich finde den Duft wirklich wunderschön. Es ist diese übertriebene Süße auf dieser kalt-ätherischen Basis die ich liebe und die mich immerwieder am Handgelenk schnuppern lässt. Es ist ein Duft der keine wohlige Wärme verbreitet, der aber für mich etwas Beruhigendes hat.

Er ist auch definitiv unisex. Die kühle Basis macht es auch für Männer tragbar, die die Süße nicht abschreckt.

Fazit: Der Name, die Widmung und die Duftpyramide sind irgendwie sehr irreführend für mich. Man erwartet rotes Feuer und bekommt aber kühles Grün. Nichtsdestotrotz liebe ich diesen Duft für seine ungewöhnliche Komposition und seine beruhigende Ausstrahlung. Ein Meisterwerk!

Also: Gedanklich etwas Flexibilität beim Testen mitbringen, die Augen schließen und sich einen Smaragd dazu vorstellen - perfekt!
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