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Top Rezension
Gelungene Provokation!
Ha! Wenn ich mir die Statements hier unter dem Duft so anschaue, dann amüsiert mich das schon extrem. Ich liebe ja diese "Riecht nach U-Bahn-Klo"-Verrisse … und hier kommen diese natürlich mit Ansage. Denn: MFK ist nun wirklich kein Haus, dass besonders für animalischen Düfte bekannt ist, ganz im Gegenteil! Umso logischer also, dass Leute die ansonsten einen Grand Soir, einen Baccarat Rouge 540 Eau de Parfum oder einen Oud Satin Mood Eau de Parfum mögen hier die Nase rümpfen. Es zeigt aber auch, dass selbst ein Francis Kurkdjian sich noch nicht komplett dem Kommerz hingegeben hat (auch, wenn seine Rolle bei Dior eine andere Sprache spricht). Denn dieser Duft hier MUSS seine Stammkunden vor den Kopf stoßen – eine gezielte und gelungene Provokation! Auch wenn ich in aller Bescheidenheit sagen möchte, dass ich nicht weiß, wie es auf U-Bahn-Toiletten riecht, denn diese Orte meide ich, wie der Teufel das Weihwasser. Aber gut zu wissen, dass ein Großteil der Rezensenten mit dem dort herrschenden Odeur scheinbar bestens vertraut scheint. Ich hoffe, ihr habt immer viel Desinfektionsmittel dabei …
Aber was ist denn der Absolue Pour le Soir (2024) nun für ein Duft? Ein erstaunlich guter – das kann man direkt sagen! Vor allem nach der langen Durststrecke, die Kurkdjian hinter sich hat (siehe die letzten DIOR und MFK-Releases). Hier gilt also die Parole: Zurück zu alter Stärke (denn ob man seine Duftsprache nun mag oder nicht: sein Handwerk versteht er ohne Zweifel). Das jemand mit diesem Legendenstatus nun also alle Vorsicht über Bord wirft und den Absolue Pour Le Soir (2010) noch einmal neu auflegt ist allemal überraschend. Da ich das alte Release leider nicht kenne, kann ich auch keine Vergleiche ziehen, sondern nur meine Eindrücke zum neuen "Absolue" schildern. Der Duft geht tatsächlich animalisch los – der Kreuzkümmel mag in der Liste nach hinten gerutscht sein, in der Nase ist er von Anfang an präsent und sorgt für eine lasziv-schwitzige Note, die mit der schweren, klassischen Rose wunderbar harmoniert. Aber Kurkdjian wäre nicht Kurkdjian, wenn nicht auch die typische Süße direkt mit voller Wucht einschlagen würde. Warmer Honig, klebrige Harze, verführerische Vanille – all diese Noten finden sich auch im Grand Soir wieder, aber hier kontarkariert mit harschem Kümmel und rauchigem Labdanum. Fast möchte man an frühe Bianchi-Düfte denken, dieser hier hat aber den typischen MFK-Feinschliff. Auch, wenn die Düfte sich vom Profil her nicht ähneln möchte man an Leather Oud denken, denn auch dieser Duft schaffte es, dass die Animalik nicht einfach nur "dreckig" sondern vor allem extrem "dekadent" rüber kommt. Vor dem Absolue Pour le Soir (2024) würde jedenfalls auch ein Demachy hochachtungsvoll seinen Hut ziehen und Herrn Kurkdjian die Verschandlung des Dior Homme Parfum (2014) verzeihen.
Alles in allem ist der Absolue Pour le Soir (2024) nicht zu unrecht in der "My Very Intimate Perfumes"-Kollektion erschienen, denn hier wird es in jedem Fall intim, ja fast obszön dreckig – allerdings auf hohem Niveau. So muss es auf einer der berühmt verruchten Feiern der Bourgeoisie gerochen haben – wenn bar jeder Hemmungen dem Hedonismus gedröhnt wurde. Dazu passt auch, dass der Duft kein Stück jugendlich riecht, sondern den Geist klassischer, französischer Parfümerie atmet. Ich kann wirklich nur allen empfehlen, diesen Duft zu testen und sich auf seine sinnliche, betörende Art einzulassen – vor allem, wenn man mit MFK sonst so gar nichts anfangen kann. Dieses Parfum wirkt erwachsen, schwer, klassisch und auf die schönste Weise versaut. Für mich bisher ein absolutes Highlight des Jahres 2025 und der Beweis, dass auch die alten, saturierten Meister es manchmal noch drauf haben.
Schließlich habe ich aber noch eine Bitte: Wenn ihr keine Animalik in Düften mögt (was völlig legitim ist und ich auch total verstehen kann), dann hört doch bitte auf animalische Düfte zu bewerten. Denn dabei geht es dann nicht mehr um "gut" oder "schlecht" oder eine objektive Kritik, sondern um den subjektiven Geschmack. Das ist, als würde man Jazz hassen, aber dann Reviews zu Jazz-Alben schreiben – das macht keinen Sinn. Und das meine ich nichtmal böse oder herabwürdigend, sondern einfach als kleine Ermahnung, nicht alles, was einem nicht gefällt direkt "schlecht" zu machen. Ich zumindest habe meinen Spaß mit den schmutzigen, neuen MFK.
Aber was ist denn der Absolue Pour le Soir (2024) nun für ein Duft? Ein erstaunlich guter – das kann man direkt sagen! Vor allem nach der langen Durststrecke, die Kurkdjian hinter sich hat (siehe die letzten DIOR und MFK-Releases). Hier gilt also die Parole: Zurück zu alter Stärke (denn ob man seine Duftsprache nun mag oder nicht: sein Handwerk versteht er ohne Zweifel). Das jemand mit diesem Legendenstatus nun also alle Vorsicht über Bord wirft und den Absolue Pour Le Soir (2010) noch einmal neu auflegt ist allemal überraschend. Da ich das alte Release leider nicht kenne, kann ich auch keine Vergleiche ziehen, sondern nur meine Eindrücke zum neuen "Absolue" schildern. Der Duft geht tatsächlich animalisch los – der Kreuzkümmel mag in der Liste nach hinten gerutscht sein, in der Nase ist er von Anfang an präsent und sorgt für eine lasziv-schwitzige Note, die mit der schweren, klassischen Rose wunderbar harmoniert. Aber Kurkdjian wäre nicht Kurkdjian, wenn nicht auch die typische Süße direkt mit voller Wucht einschlagen würde. Warmer Honig, klebrige Harze, verführerische Vanille – all diese Noten finden sich auch im Grand Soir wieder, aber hier kontarkariert mit harschem Kümmel und rauchigem Labdanum. Fast möchte man an frühe Bianchi-Düfte denken, dieser hier hat aber den typischen MFK-Feinschliff. Auch, wenn die Düfte sich vom Profil her nicht ähneln möchte man an Leather Oud denken, denn auch dieser Duft schaffte es, dass die Animalik nicht einfach nur "dreckig" sondern vor allem extrem "dekadent" rüber kommt. Vor dem Absolue Pour le Soir (2024) würde jedenfalls auch ein Demachy hochachtungsvoll seinen Hut ziehen und Herrn Kurkdjian die Verschandlung des Dior Homme Parfum (2014) verzeihen.
Alles in allem ist der Absolue Pour le Soir (2024) nicht zu unrecht in der "My Very Intimate Perfumes"-Kollektion erschienen, denn hier wird es in jedem Fall intim, ja fast obszön dreckig – allerdings auf hohem Niveau. So muss es auf einer der berühmt verruchten Feiern der Bourgeoisie gerochen haben – wenn bar jeder Hemmungen dem Hedonismus gedröhnt wurde. Dazu passt auch, dass der Duft kein Stück jugendlich riecht, sondern den Geist klassischer, französischer Parfümerie atmet. Ich kann wirklich nur allen empfehlen, diesen Duft zu testen und sich auf seine sinnliche, betörende Art einzulassen – vor allem, wenn man mit MFK sonst so gar nichts anfangen kann. Dieses Parfum wirkt erwachsen, schwer, klassisch und auf die schönste Weise versaut. Für mich bisher ein absolutes Highlight des Jahres 2025 und der Beweis, dass auch die alten, saturierten Meister es manchmal noch drauf haben.
Schließlich habe ich aber noch eine Bitte: Wenn ihr keine Animalik in Düften mögt (was völlig legitim ist und ich auch total verstehen kann), dann hört doch bitte auf animalische Düfte zu bewerten. Denn dabei geht es dann nicht mehr um "gut" oder "schlecht" oder eine objektive Kritik, sondern um den subjektiven Geschmack. Das ist, als würde man Jazz hassen, aber dann Reviews zu Jazz-Alben schreiben – das macht keinen Sinn. Und das meine ich nichtmal böse oder herabwürdigend, sondern einfach als kleine Ermahnung, nicht alles, was einem nicht gefällt direkt "schlecht" zu machen. Ich zumindest habe meinen Spaß mit den schmutzigen, neuen MFK.
11 Antworten


Die alte Version mochte ich sehr und sie ist nach wie vor mein Highlight im Portfolio von MFK.
Im übrigen finde ich diesen hier deutlich abgemildert gegenüber der alten Version, die ich sehr liebe, dieser ist für mich der auch liebenswerte, aber schüchterne jüngere Bruder.
Und Francis kann ja Unglaubliches, wenn er nur will - siehe Ivy Musk!