Ganymede 2019 Eau de Parfum

Mikadomann
05.05.2021 - 15:39 Uhr
37
Sehr hilfreiche Rezension
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft

Kein Planet! - Ein Liebling der Götter!

„Ganymed […] ist der dritte und größte der vier Galileischen Monde […]“ (Wikipedia)

„Ganymed, auch Ganymedes ist in der griechischen Mythologie ein Sohn des trojanischen Königs Tros und der Kallirrhoë […] und der „Schönste aller Sterblichen“. Er wurde von Zeus geliebt.“ (ebd.)

So muss dieser Duft entstanden sein:

Auf dem Felsen liegt, halb wach, halb schlafend, Ganymed.
Durch schwere Lider sieht er, wie die Mittagssonne in verspielter Komplizenschaft mit den Silberblättern des Olivenbaums Muster malt auf seine Haut, als seien ihre Strahlen leichte Pinsel und der Blätterschatten Farbe, die sie tupft und wirft und wirbelt.
Sein Lächeln, das eben noch der eigenen Schönheit galt, fällt matt von seinen Lippen und in der Mittagshitze überkommt ihn Schlaf.
Auf seiner Haut an Stirn und Brust rinnen glitzernd Perlen; hinterlassen, in der Wärme trocknend, weiße Spuren. Würde er sie schmecken, dann wären sie salzig - und süß.

Im Traum sieht er sich stehen am weißen Strand. Der Blick aufs Meer und in die Weite. Weit und weit darüber noch hinaus. Er sieht, was alles hinter all dem liegt. Was zu entdecken sei, was zu kämpfen, zu erobern, was zu lieben und seine Füße stehen fester jetzt im Sand.
Da hört er in der Ferne ein Rauschen und ein Wehen.
Hundert Stürme scheinen sich zu einem zu verbinden.
Da ballen sich die Wolken, türmen sich und fügen sich zum dunklen schweren Tuch. Umgeben ihn. Umwehen ihn. Legen sich über ihn.

Dann wird es still.
Dann wacht er auf.
Dann hebt er seine Lider.

Auf dem Stein, ganz nah der Adler. Seine Flügel noch gespreizt vom mächtigen Flug und der letzte Windzug klingt noch rauschend in den Federn aus.
Keiner der beiden ist erschrocken. Das bedarf es nicht.
Er ist. Und er ist. Schön. Beide.
Die junge Männlichkeit des Einen. Gott-Königliche Kraft des Anderen.
Tief sind die Augen des Vogels und sein Blick liegt auf dem Mann.
Der stütz sich auf den einen Arm, versenkt den Blick in den des Vogels und mit einer nachlässigen Bewegung erhebt er sich von seinem Stein, auf dem er geruht hat und geträumt.
Dann steht er da.

Und als seien die Bewegungen der beiden eine, öffnet der Vogel seine Schwingen und schließt sie um den Mann, umschließt ihn, schließt ihn ein. Und hält ihn. Und die Zeit. Und die Zeit. Und die Zeit geht hin.

Dann öffnet er die Flügel.
„Warum weinst Du, Ganymed?“
„Weil ich von nun an ein Mann bin.“

„Und warum weinst Du, Zeus?“
„Weil ich von nun an kein Gott mehr sein will.“

Und beider Tränen mischen sich am Boden.

So muss dieser Duft entstanden sein.
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