Ganymede 2019 Eau de Parfum

MrPink
23.07.2021 - 13:23 Uhr
34
Top Rezension
8
Preis
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Söhne und Planeten

Ich möchte hier garnicht allzusehr in die Mythologie und den ganzen SchnickSchnack eingehen, das haben meine Vorredner schon getan und dies besser als ich es je könnte. Trotzdem möchte ich betonen wie schön ich den Namen finde - Ganymede - was ein klangschöner Name, besonders schön für einen Duft! Neben der Klangschönheit lädt aber auch die Bedeutung, vorallem die sagenumwobene Geschichte des Namens zu Gedankenspielen, Interpretationen und gar Träumereien ein. Ganymed wurde wohl von Zeus entführt, also sowas wie eine Überraschungsadoption, weil Zeus ihn sehr mochte - Und der größte Mond des Jupiters wurde ebenfalls Ganymed genannt, wohl aufgrund dieser Sage um die "Adoption". So assoziiere ich mit diesem Duft schonmal zwei Zeitepochen - die Antike und die Zukunft in der wir (vielleicht mal) fremde Planeten bewohnen werden. Diese doch wohl sehr unterschiedlichen Epochen wurden durch die olfaktorischen Facetten von Herrn Bisch wundervoll herausgearbeitet und elegant verwoben.

Nun aber mal der Reihe nach…

Der Flakon - ist schlicht und elegant.
Die Kalligraphie sowie das Logo von Barrois gepaart mit den goldenen Grundfarbe des gläsernen Flakons vereinen für mich die Opulenz des antiken Hedonismus mit der Schlichtheit der minimalistischen Moderne, einer Prise Sternenstaub und einem Touch Artdeco der 1920er. Wie passend, dass Ganymede dann in den 2020ern seinen Aufstieg erlebt…. Es wirkt fast ein wenig so, als hätte man den Flakon damals designed für das Parfum der Zukunft. Wie diese Zeichnungen und Bildern aus den 60ern wie sie sich die 2000er vorstellen, wisst ihr welche ich meine? Sowas wie Perfume Fiction?!

Und der Zerstäuber ist umwerfend gut, gleichmäßiger großflächiger Nebel - pure Liebe!

Der Duft - ist frisch, holzig, blumig, kühl, würzig, metallisch ….. facettenreich.
Was liest man hier nicht alles, von „naja holzig frisch halt“ zu „riecht nach indischem Curry“ und „Magginote“, oder die medizinischen Eindrücke durch die Strohblume. Und ich muss gestehen – Es haben alle Recht. Für mich jedoch ist Ganymede in erster Linie fruchtig-floral mit ner Menge Holz. Ich finde ihn recht maskulin, elegant und rundgeschliffen. Die (Curry-) Safrannote nimmt man nur dann in störendem Maße wahr, wenn man direkt an der Sprühstelle schnuppert – in der Sillage trägt diese zur Vollendung dieser einzigartigen und komplexen Komposition kontrastierend bei. Insgesamt kann ich viele Vorredner und deren Assoziationen verstehen – er hat auch etwas metallisches an sich, etwas futuristisches, etwas, das an Jupiter und den Mond Ganymed denken lässt, an Sternenstaub. Riecht so das Weltall, wenn es denn Geruch hätte? Jedenfalls ist dieser Duft fast schon ein Paradoxon, denn ich habe auch das Bild eines antiken griechisch/römischen Tempels, in der Nähe eines Strohblumenfeldes vor dem inneren Auge. Andererseits riecht er irgendwie synthetisch, nicht billig, aber der Geruch, der ist neuartig und „abgespaced“ - als ob er zwei Welten vereinen würde.
Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb weckt er wohlige Gefühle und eine gewisse Geborgenheit und Wohlfühlaura.
Er ist interessant, komplex und massentauglich, ein Crowdpleaser und interessanter Nasenschmeichler. Das beste aus beiden Epochen so zu sagen...

Ein schöner Side-Fact: Ganymede stand bei den Römern scheinbar als Symbol für die Erhebung der Seele über das irdische... auch das finde ich irgendwie passend.
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