Wer mir hier folgt, weiss, wie sehr ich den Oud Wood liebe und wie gross doch meine Probleme bezüglich Haltbarkeit und Sillage mit diesem Duft waren.
Bei meinem ersten Flakon hatte ich eine derartig schlechte Haltbarkeit, dass ich die 100 ml nach 7 Tagen wieder beim Verkäufer zurückgehen liess.
Ich befasste mich in den darauffolgenden Monaten stunden- und teilweise tagelang mit etwaigen Reformulierungen, Batchcodes, Inhaltsstoffen, Flakongrössen, etc., bis ich im April diesen Jahres beschloss, dem Duft nochmal eine Chance zu geben und dann ein 30 ml Flakon in meine Sammlung einzog. Gleichzeitig lag dann zu Ostern ein 50 ml Flakon in meinem Nestchen, wofür ich meiner allerliebsten Partnerin wirklich sehr, sehr dankbar bin.
Und was kann ich sagen — ich liebe den Oud Wood einfach über alles! Die Smoothness, die Hölzer, die Kühle... Die Kühle? Ja, die Kühle: Er strahlt eine distanzierte Kühle und gleichzeitig eine wohlige Wärme aus. Kühles, unnahbares Gehölz mit subtilen Nuancen von Oud. Beruhigender Kardamom. Edles Sandelholz. Abgerundet durch die Wärme der Tonkabohne und die zurückhaltende Süsse durch das dezent eingesetzte Amber. Ein Traum.
Wäre da nicht die Haltbarkeit — 5 bis maximal 7 Stunden, dann ist selbst bei den besten Wetterbedingungen und der stärksten Klimaanlage Schluss mit diesem Duft. Leider.
Also musste eine Alternative her. Eine Alternative, für die ich bereit gewesen wäre, sehr viel Geld auszugeben, nur um einen länger anhaltenden Oud Wood Duft zu bekommen.
Bei meinen Recherchen stiess ich dann irgendwann auf den Bois Oudh aus dem Hause DUA Fragrances. Schenkte man den Bewertungen Glauben, so war Bois Oudh ein identischer Klon des Oud Wood, nur mit massiv verbesserter Haltbarkeit. „Oud Wood auf Stereoiden“ sozusagen. Als DUA gerade wieder eine Aktion hatte, schlug ich zu: Blind bestellte ich mir 3 Flakons — wer wagt, gewinnt. Und ein kleiner Spoiler gleich voraus: Gewonnen habe ich definitiv.
Ich habe bereits mehrere Kommentare zu anderen DUA-Düften verfasst: F‘ing Fabulous und Royal Chariot Attar. Wo ersterer noch leicht zu erraten ist, ist Royal Chariot Attar ein Dupe des Duftes Layton aus dem Hause Marly.
Diese Kommentare waren immer direkte Vergleiche zwischen dem Original und dem Dupe. Heruntergebrachten habe ich diese Vergleiche in ein VORWORT und dann die BEWERTUNGEN zu FLAKON, OPENING, HERZNOTE, BASISNOTE und ein FAZIT.
Und genau das werde ich mir hier an dieser Stelle sparen.
Denn:
Entgegen all meiner Skepsis und Zweifel ist Bois Oudh tatsächlich ein nahezu identischer Klon des Oud Wood. Bois Oudh hat ein dezent schärferes (und in meinen Augen tatsächlich auch besseres) Opening während der Oud Wood bereits im Auftakt sehr, sehr ausgewogen und smooth daherkommt. Der Bois Oudh ist ab dem allerersten Moment sehr, sehr präsent, nicht laut, aber deutlich wahrnehmbar. Er ist wie eine intensivere Variante des Originals.
Spätestens ab dem Drydown kann man sich das „nahezu“ identisch sparen — denn: Die Düfte sind identisch. Der Bois Oudh ist miniminiminimal cremiger und süsser, dennoch ein wunderbarer und ausgewogener Duft. Eine wirklich gelungene Komposition von DUA.
Während der Oud Wood in seiner Basisnote, die bei diesem Duft leider schon sehr früh einsetzt, sehr, sehr zurückhaltend wird und den Duft angenehm mit Amber und Tonkabohne ausklingen lässt, scheint der Bois Oudh seine Herznote gar nie zu verlassen und somit auch nie auf seine Basisnote zu kommen. Bereits ab der Herznote sind im Bois Oudh Amber und Tonkabohne vertreten, die den Duft mit seinen wunderschönen, kühlen Hölzern gleichzeitig traumhaft warm und cremig wirken lassen, ein wirkliches Ende nimmt dieses Meisterwerk allerdings erst sehr, sehr spät.
Der Bois Oudh ist möglicherweise dezent linearer, allerdings mindestens genauso traumhaft schön und facettenreich wie das Original.
Der grosse Pluspunkt dieses Duftes liegt in der Haltbarkeit: Diese ist bei mir bereits überdurchschnittlich. Während der Oud Wood leider nur zwischen 5 bis maximal 7 Stunden anhält, rieche ich den Bois Oudh auch noch am nächsten Tag, also gute 10 bis 12 Stunden später. Dann zwar nur noch ganz dezent und leicht, aber immer noch deutlich als Bois Oudh erkennbar. Auf der Kleidung hält er sich allerdings tatsächlich bis zum nächsten Waschgang.
Die Sillage ist beim Bois Oudh auch deutlich besser als beim Original, wenn er auch keine Sillagebombe ist. Frisch aufgesprüht ist er dennoch ein Raumfüller. Nach etwa ein bis zwei Stunden lässt die Sillage vom Auftakt dann aber nach. Allerdings wird man auch nach mehreren Stunden mit Bois Oudh auch auf eine gewisse Distanz sehr deutlich wahrgenommen und in nur zwei Tagen dauertesten wurde ich schon ganze drei mal angesprochen, ob ich Oud Wood trage. Nach 7 Stunden strahlt die Sillage immer noch auf etwa einer halben Armlänge aus. — Update zu Sillage bitte unten lesen. Spoiler: Stärker als hier beschrieben!
FAZIT:
Ich habe offen gesagt keine Ahnung, wie DUA es anstellt, so geniale Dupes zu entwickeln und dabei jede Nuance so perfekt auf den Punkt trifft, dass man meinen könnte, es handle sich um das Original.
Allerdings bin ich vom Duft selbst als auch von der Performance im Bezug auf Haltbarkeit und Sillage absolut überzeugt und finde, man bekommt - mal abgesehen vom hässlichen Flakon - definitiv mehr fürs Geld.
Ich möchte meine Lieblingsmarke Tom Ford aber auch nicht verleugnen. Tom Ford ist ein genialer Modeschöpfer und für mich ein unangefochten hervorragender Künstler in unserer wunderschönen Duftwelt.
Die Flakons sind um Welten schöner, eleganter und prestigeträchtiger.
Und dennoch: Mit dem Bois Oudh bekommt man eine wirklich tolle Oud-Wood-Alternative mit eindeutig besserer Haltbarkeit und Sillage.
Allerdings muss man an dieser Stelle auch in aller Deutlichkeit erwähnen, dass es sich mit 50 USD für 30 ml zzgl. Transportkosten und Zollgebühren zwar um eine dezent günstigere Variante, aber keinesfalls um einen Cheapie handelt.
Peace Oud. Äh... Out.
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* NACHTRAG / UPDATE
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Die Sillage musste ich nun von 7 auf 9 Rauf korrigieren.
Ich trug den Duft heute zum ersten mal bei der Arbeit — morgens hatte ich mir zwei Sprühstösse aufs Hemd und jeweils zwei weitere auf jede Seite des Halses (also insgesamt vier am Hals) gegeben.
Am Mittag, also 4 Stunden später, als eine andere Dozentin gerade mein Klassenzimmer übernehmen wollte, wurde ich von ihr gefragt, ob ich heute in Parfüm gebadet hatte, da es derartig stark im Zimmer danach roch. Sie fügte obendrein hinzu, dass der Duft sogar auf dem Gang zu riechen gewesen sei.
Als ich heute Abend nach Hause kam, also etwa 9 Stunden später, sagte meine Partnerin, sie konnte mich bereits riechen als ich ins Foyer unserer Wohnung gekommen war (sie sass im Wohnzimmer, also gute 30 Meter vom Foyer entfernt).
NEUES FAZIT:
(Blind-)Kaufempfehlung: 100 %. Vorsichtig dosieren, da extreme Haltbarkeit und Sillage. Selbst jetzt, 12 Stunden nach dem Auftragen, rieche ich den Drydown noch extrem intensiv.
Mir scheint es übrigens, als sei der Duft noch „nachgereift“ — als ich den Duft zum ersten Mal vor gut einer Woche auftrug, war er zwar haltbarkeitstechnisch schon sehr stark, die Sillage allerdings noch bei weitem nicht so ausgeprägt.