19.08.2020 - 12:47 Uhr
Carpintero
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Daten wie im Jahr 2010
Schenkt man der Webseite von DUA Fragrances Glauben, dann erhält man bei Midnight Rendezvous einen Klon des längst ausgestorbenen La Nuit De L’Homme aus dem Jahre 2010. Um ganz genau ins Detail zu gehen, soll es sich hier um eine Kopie des überaus beliebten und lang anhaltenden Batch 0BAB handeln.
Aber wie war das noch gleich im Jahr 2010?
Ach ja, stimmt... Ich war Student in München, hatte eine mehr oder weniger feste Freundin und war dem ein- oder anderen Date aber auch nicht abgeneigt. Wie machte ich das damals alles nur? Ich meine, den Prüfungsstress, den Stress ums Staatsexamen, die Partnerin und deren nervige Mutter... und die zahllosen Dates, bei denen ich so oft Erfolg hatte.
Neben One Million von Paco Rabanne, den ich wie Duschwasser konsumierte und der ursprünglichen Version des Fierce von Abercrombie & Fitch, die ich mir damals von einer Studienreise an die UN in New York mit nach München gebracht hatte, trug ich abends mit grösster Vorliebe La Nuit De L’Homme.
Ich wurde so oft auf diesen Duft angesprochen, so oft hagelte es Komplimente und so oft, so glaube ich heute noch mit allerhöchster Überzeugung, hat mir dieser Duft bei meinen Dates massgeblich zum Erfolg verholfen.
Nun kennen wir ja alle das Dilemma, das mit diesem einst so potenten und wunderschönen Duft einhergeht: Er wurde buchstäblich verwässert, zu einem leichten Hauch seiner selbst reformuliert. Ein Drama.
Lange war ich auf der Suche nach einer passenden Alternative, wurde aber nie fündig. Und die neueren Versionen des La Nuit De L’Homme wollte ich mir einfach auch nicht mehr antun, die Enttäuschung war einfach zu gross.
Irgendwann stiess ich auf die Marke DUA Fragrances, die angeblich so tolle Klone kreieren sollte. Neugierig kaufte ich mir im Frühjahr 2020 ein paar Düfte blind, darunter einen Klon des Fucking Fabulous von TF und dem Herod und Percival aus dem Hause Parfum De Marly — alle drei Düfte besitze ich auch im Original. Nach Erhalt dieser Düfte war ich derartig von Qualität und Haltbarkeit begeistert, dass es bald kein Halt mehr gab. Immer mehr dieser doch sehr billig wirkenden 30 ml Flakons wanderten in meine Sammlung. Und eines Tages hielt ich dann schliesslich auch den Midnight Rendezvous in meinen Händen.
Drei Sprüher auf das Handgelenk — und ich war wieder im Jahr 2010. Diesmal ohne Unidruck, Prüfungsstress und Staatsexamen im Hinterkopf. Diesmal mit einer wirklich festen Freundin, ohne ein einziges Date nebenher, dafür mit einer spektakulären Schwiegermutter und einem noch tolleren Schwiegervater.
Obwohl — Dates habe ich immer noch: Allerdings mit meiner Partnerin. Einmal im Monat machen wir uns richtig schick, putzen uns so richtig schön raus und gehen dann ganz elegant miteinander aus. //offtopic. Sorry!
Nun der Duft aber: Dieser Duft katapultierte mich wie eine Zeitmaschine zurück in die Vergangenheit:
Das fast schon spritzig-bittere Opening durch die Bergamotte hüllt mich in den ersten paar Minuten nach dem Auftragen des Duftes förmlich in eine Duftwolke ein. Für einen kurzen Moment riecht buchstäblich das komplette Zimmer nach bitter-süsser Bergamotte. Gleich darauf kommt der Kardamom ins Spiel, der diesem Duft eine unglaubliche Verführungskraft und gleichzeitig eine distanzierte Kühle verleiht.
Lasse ich mein Dating-Verhalten aus dem Jahre 2010 nachträglich so Revue passieren, dann denke ich, dass der grosse Erfolg des La Nuit De L’Homme an der Kardamom-Note lag, die auf der einen Seite lauthals schreite „Girl, hier bin ich!“ und gleichzeitig durch diese elegante Kühle eine gewisse Souveränität und Distanziertheit ausstrahlte. Genau das passiert auch bei Midnight Rendezvous.
Schnell gesellen sich entspannender Lavendel und wohlig-warmes Zedernholz dazu: Lavendel, immer noch begleitet vom kühlen Kardamom aus dem Opening, wirkt beruhigend, entspannend und macht attraktiv und interessant. Das dazukommende Zedernholz untermalt diese wunderschöne kuschelig-kühle Komposition durch eine wärmende Komponente und verleiht zeitlich eine wohldosierte Ladung Männlichkeit.
Ab diesem Moment vernehme ich zunehmend auch eine nussig-schokoladige Note, ähnlich wie wenn meine Partnerin aus vernünftiger Distanz sich ein Nutella-Brot schmiert. Darf ich Nutella überhaupt sagen? Macht nichts, sag ich Nuss-Nougat-Creme.
Also ich rieche nun diese wunderschöne Komposition aus kühlendem Kardamom, entspannenden Lavendel, warmen, männlichen Zedernholz begleitet von einem wohligen Duft nach Nuss-Nougat-Creme, den ich beim originalen La Nuit De L‘Homme zwar nie in dieser Intensität bewusst wahrgenommen habe, mich allerdings nie gestört hätte.
Im späteren Verlauf gesellt sich der Kreuzkümmel dazu, den ich in diesem Duft allerdings mehr als pfeffrige Note wahrnehme. Diesen Pfeffer, den wir bereits aus anderen mainstreamigen Kompositionen kennen (Ich sage nur „Sauvage“), verleiht dem Duft eine zusätzliche Anziehungskraft.
Dabei bleibt der Duft aber immer schön „smooth“ und cremig. Keine stechenden Noten gewinnen je die Oberhand oder werden gar aufdringlich. Und dennoch ist dieser Duft sehr stark, sehr raumfüllend und sehr deutlich präsent. Aber nie aggressiv oder penetrant. Sondern einfach nur wunderschön.
So wunderschön ist, dass sich diese doch sehr starken Duftkomponenten niemals versuchen sich gegenseitig zu dominieren, sondern sich immer schön harmonisch begleiten und gegenseitig hervorheben.
Wie ein perfekt eingespieltes Orchester oder Team. Das Team #Dating2010.
So wunderschön ist auch, dass dieser Duft ein in meinen Augen zu 99% identischer Klon des vintage La Nuit De L’Homme aus dem Jahre 2010 ist — mit der altbekannten überdurchschnittlichen Haltbarkeit und der raumfüllenden Sillage.
Zwei Spritzer am Hals, zwei aufs Hemd — und an nur einem Tag „Probetragen“ wurde ich vier mal angesprochen, dass ich heute besonders gut rieche.
Eine Frau im Fahrstuhl sagte mir, dass sie mein „hinreissendes Rasierwasser“ trotz Maske riechen könne und sie ganz „verrückt“ mache.
2010 hätte ich sie auf einen Kaffee eingeladen.
2020 steige ich aus dem Fahrstuhl, bedanke mich artig und laufe auf meine wunderschöne Partnerin zu, die da schon zum Date-Night-Dinner auf der Dachterrasse eines bekannten Zürcher Restaurants auf mich wartet.
Zur Begrüssung gebe ich ihr einen Kuss auf ihre Wange, mit einer geradlinigen Geste deute ich ihr an, dass sie zum Tisch vorausgehen soll. Als wir uns setzen sagt sie „Gott... was trägst du heute für einen Aufreisser-Duft?“.
„Midnight Rendezvous“ sage ich und streichle ihr über den Handrücken.
„Passt!“ sagt sie und zwinkert mir zu.
Verliebt wie am ersten Tag.
In den Duft. Und in meine Freundin.
Aber wie war das noch gleich im Jahr 2010?
Ach ja, stimmt... Ich war Student in München, hatte eine mehr oder weniger feste Freundin und war dem ein- oder anderen Date aber auch nicht abgeneigt. Wie machte ich das damals alles nur? Ich meine, den Prüfungsstress, den Stress ums Staatsexamen, die Partnerin und deren nervige Mutter... und die zahllosen Dates, bei denen ich so oft Erfolg hatte.
Neben One Million von Paco Rabanne, den ich wie Duschwasser konsumierte und der ursprünglichen Version des Fierce von Abercrombie & Fitch, die ich mir damals von einer Studienreise an die UN in New York mit nach München gebracht hatte, trug ich abends mit grösster Vorliebe La Nuit De L’Homme.
Ich wurde so oft auf diesen Duft angesprochen, so oft hagelte es Komplimente und so oft, so glaube ich heute noch mit allerhöchster Überzeugung, hat mir dieser Duft bei meinen Dates massgeblich zum Erfolg verholfen.
Nun kennen wir ja alle das Dilemma, das mit diesem einst so potenten und wunderschönen Duft einhergeht: Er wurde buchstäblich verwässert, zu einem leichten Hauch seiner selbst reformuliert. Ein Drama.
Lange war ich auf der Suche nach einer passenden Alternative, wurde aber nie fündig. Und die neueren Versionen des La Nuit De L’Homme wollte ich mir einfach auch nicht mehr antun, die Enttäuschung war einfach zu gross.
Irgendwann stiess ich auf die Marke DUA Fragrances, die angeblich so tolle Klone kreieren sollte. Neugierig kaufte ich mir im Frühjahr 2020 ein paar Düfte blind, darunter einen Klon des Fucking Fabulous von TF und dem Herod und Percival aus dem Hause Parfum De Marly — alle drei Düfte besitze ich auch im Original. Nach Erhalt dieser Düfte war ich derartig von Qualität und Haltbarkeit begeistert, dass es bald kein Halt mehr gab. Immer mehr dieser doch sehr billig wirkenden 30 ml Flakons wanderten in meine Sammlung. Und eines Tages hielt ich dann schliesslich auch den Midnight Rendezvous in meinen Händen.
Drei Sprüher auf das Handgelenk — und ich war wieder im Jahr 2010. Diesmal ohne Unidruck, Prüfungsstress und Staatsexamen im Hinterkopf. Diesmal mit einer wirklich festen Freundin, ohne ein einziges Date nebenher, dafür mit einer spektakulären Schwiegermutter und einem noch tolleren Schwiegervater.
Obwohl — Dates habe ich immer noch: Allerdings mit meiner Partnerin. Einmal im Monat machen wir uns richtig schick, putzen uns so richtig schön raus und gehen dann ganz elegant miteinander aus. //offtopic. Sorry!
Nun der Duft aber: Dieser Duft katapultierte mich wie eine Zeitmaschine zurück in die Vergangenheit:
Das fast schon spritzig-bittere Opening durch die Bergamotte hüllt mich in den ersten paar Minuten nach dem Auftragen des Duftes förmlich in eine Duftwolke ein. Für einen kurzen Moment riecht buchstäblich das komplette Zimmer nach bitter-süsser Bergamotte. Gleich darauf kommt der Kardamom ins Spiel, der diesem Duft eine unglaubliche Verführungskraft und gleichzeitig eine distanzierte Kühle verleiht.
Lasse ich mein Dating-Verhalten aus dem Jahre 2010 nachträglich so Revue passieren, dann denke ich, dass der grosse Erfolg des La Nuit De L’Homme an der Kardamom-Note lag, die auf der einen Seite lauthals schreite „Girl, hier bin ich!“ und gleichzeitig durch diese elegante Kühle eine gewisse Souveränität und Distanziertheit ausstrahlte. Genau das passiert auch bei Midnight Rendezvous.
Schnell gesellen sich entspannender Lavendel und wohlig-warmes Zedernholz dazu: Lavendel, immer noch begleitet vom kühlen Kardamom aus dem Opening, wirkt beruhigend, entspannend und macht attraktiv und interessant. Das dazukommende Zedernholz untermalt diese wunderschöne kuschelig-kühle Komposition durch eine wärmende Komponente und verleiht zeitlich eine wohldosierte Ladung Männlichkeit.
Ab diesem Moment vernehme ich zunehmend auch eine nussig-schokoladige Note, ähnlich wie wenn meine Partnerin aus vernünftiger Distanz sich ein Nutella-Brot schmiert. Darf ich Nutella überhaupt sagen? Macht nichts, sag ich Nuss-Nougat-Creme.
Also ich rieche nun diese wunderschöne Komposition aus kühlendem Kardamom, entspannenden Lavendel, warmen, männlichen Zedernholz begleitet von einem wohligen Duft nach Nuss-Nougat-Creme, den ich beim originalen La Nuit De L‘Homme zwar nie in dieser Intensität bewusst wahrgenommen habe, mich allerdings nie gestört hätte.
Im späteren Verlauf gesellt sich der Kreuzkümmel dazu, den ich in diesem Duft allerdings mehr als pfeffrige Note wahrnehme. Diesen Pfeffer, den wir bereits aus anderen mainstreamigen Kompositionen kennen (Ich sage nur „Sauvage“), verleiht dem Duft eine zusätzliche Anziehungskraft.
Dabei bleibt der Duft aber immer schön „smooth“ und cremig. Keine stechenden Noten gewinnen je die Oberhand oder werden gar aufdringlich. Und dennoch ist dieser Duft sehr stark, sehr raumfüllend und sehr deutlich präsent. Aber nie aggressiv oder penetrant. Sondern einfach nur wunderschön.
So wunderschön ist, dass sich diese doch sehr starken Duftkomponenten niemals versuchen sich gegenseitig zu dominieren, sondern sich immer schön harmonisch begleiten und gegenseitig hervorheben.
Wie ein perfekt eingespieltes Orchester oder Team. Das Team #Dating2010.
So wunderschön ist auch, dass dieser Duft ein in meinen Augen zu 99% identischer Klon des vintage La Nuit De L’Homme aus dem Jahre 2010 ist — mit der altbekannten überdurchschnittlichen Haltbarkeit und der raumfüllenden Sillage.
Zwei Spritzer am Hals, zwei aufs Hemd — und an nur einem Tag „Probetragen“ wurde ich vier mal angesprochen, dass ich heute besonders gut rieche.
Eine Frau im Fahrstuhl sagte mir, dass sie mein „hinreissendes Rasierwasser“ trotz Maske riechen könne und sie ganz „verrückt“ mache.
2010 hätte ich sie auf einen Kaffee eingeladen.
2020 steige ich aus dem Fahrstuhl, bedanke mich artig und laufe auf meine wunderschöne Partnerin zu, die da schon zum Date-Night-Dinner auf der Dachterrasse eines bekannten Zürcher Restaurants auf mich wartet.
Zur Begrüssung gebe ich ihr einen Kuss auf ihre Wange, mit einer geradlinigen Geste deute ich ihr an, dass sie zum Tisch vorausgehen soll. Als wir uns setzen sagt sie „Gott... was trägst du heute für einen Aufreisser-Duft?“.
„Midnight Rendezvous“ sage ich und streichle ihr über den Handrücken.
„Passt!“ sagt sie und zwinkert mir zu.
Verliebt wie am ersten Tag.
In den Duft. Und in meine Freundin.
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