30.09.2018 - 05:14 Uhr
Torfdoen
40 Rezensionen
Torfdoen
Sehr hilfreiche Rezension
6
Die Geschichte vom Dornenkönig
Im Reich der Märchen ging die Kunde, es gäbe eine Art Wildrose am Fuße eines Berges an einer Stelle, die immer im Schatten stünde, derer nicht ein Trieb bisher hatte entwendet werden können. Die kühnsten Vermutungen rankten sich buchstäblich um dieses Gewächs. Lebenskraft. Unbeschreibbare Anmut. Aber auch dunkle Possen von garstiger Wildheit, sinnesraubender Verzauberung und Tod, konnte man den vielen Stimmen und Geschichten entnehmen, von denen jeder eine eigene hatte. Ja, sogar von einem Fabeltier war die Rede, das sich einem entgegenstellen soll, passierte man den Eingang des Forstes. Einzig war bekannt von einem mutigen Frauenzimmer und ihrem treuen Begleiter, welche sich auf den Weg gemacht, die abgelegensten Winkel Italiens auf den Kopf zu stellen, die sagenumwobene Göttinnenstaude zu bergen und Kunde zu tun. Mehr Licht, und zu mildern den fürchterlichen Hang der possenreißenden Bevölkerung, war ihr Ansporn (Anmerk., - die possenreißende Bevölkerung). Die Ergebnisse stehen überliefert und können zu aller Erbauung und Freude in der Sakristei zu Parfumo studiert werden.
Auch spornten sie jenen Helden oder Edelmann, oder besser: unbedarften Weltenbummler an, sich auf den mühsamen Weg zu machen, einen Hauch dieses obskuren, aber überaus verlockenden Exemplars einzufangen und in die Welt zu tragen. Er geriet über nicht geklärte Umstände in den Besitz einer Karte, die den Weg zur Rosenweihestätte beschrieb und machte sich auf, sein kleines Dorf zu verlassen, die entlegene Steppe aufzusuchen. Er war ein lustiger Kerl. Er würde diese Rose schon für sich gewinnen, so dachte er.
Man sah ihn lange Zeit nicht, glaubte er sei verschollen, doch dann kam er zurück ins Dorf, sichtlich verändert. Er erzählte von einem Feld aus trockendornigem Gestrüpp, durch das er hindurch, mit Trieben, die keiner Blüte je hervorzusprießen gewährt hatten. Er sprach von einer trostlosen, wie Nadelstiche traktierenden Landschaft und wenn man in seine Augen sah, fand man sich darin wieder. Trübe Schleier umringten ihn, Dämpfe schnürten ihm die Kehle und reizten die Augen, doch zog er weiterhin gierig den betörenden, scharfen Rauch rein, der ihm entgegenströmte.
Das Dickicht aus Sicheln und Borsten schien unüberwindbar. Erschöpft sank er nieder und verfluchte sein Unglück.
Sicherlich dem Geiste bereits hinreichend verlustig gegangen, muss ihm eine Offenbarung oder dergleichen gekommen sein. Zumindest werden seine Schilderungen wirr an diesem Punkt.
Die Ranken sollen sich geöffnet und er aufs Felsmassiv zugeschritten sein, wo auf stacheligem Thron ein Spiegel aufgebahrt, des tapferen Mannes Ebenbild umrahmend – aber auch nicht.
Er soll sich – und bitte verzeihe dies, lieber Leser, wenn ich die Anekdote in ihrer lächerlichen Vollständigkeit wiedergebe – inmitten endloser Triebe und verholzten Stauden selbst als deren Ursprung und Lebensquell gesehen haben, als König des Rosenweihers unter dem schattigen Berg.
Und so soll er viele Stunden ausgeharrt haben, unfähig sich zu lösen.
Man stelle sich nur das Bild vor.
P.S. Es sei noch angemerkt, dass unser Held in gut gelüfteten Waschräumen einen 'Rückfall' in jene damalige Besinnungslosigkeit erleidet, an Kleidungsstücken riecht und in Einschubfächer starrt. Er ist dann für mehrere Stunden nicht ansprechbar.
Auch spornten sie jenen Helden oder Edelmann, oder besser: unbedarften Weltenbummler an, sich auf den mühsamen Weg zu machen, einen Hauch dieses obskuren, aber überaus verlockenden Exemplars einzufangen und in die Welt zu tragen. Er geriet über nicht geklärte Umstände in den Besitz einer Karte, die den Weg zur Rosenweihestätte beschrieb und machte sich auf, sein kleines Dorf zu verlassen, die entlegene Steppe aufzusuchen. Er war ein lustiger Kerl. Er würde diese Rose schon für sich gewinnen, so dachte er.
Man sah ihn lange Zeit nicht, glaubte er sei verschollen, doch dann kam er zurück ins Dorf, sichtlich verändert. Er erzählte von einem Feld aus trockendornigem Gestrüpp, durch das er hindurch, mit Trieben, die keiner Blüte je hervorzusprießen gewährt hatten. Er sprach von einer trostlosen, wie Nadelstiche traktierenden Landschaft und wenn man in seine Augen sah, fand man sich darin wieder. Trübe Schleier umringten ihn, Dämpfe schnürten ihm die Kehle und reizten die Augen, doch zog er weiterhin gierig den betörenden, scharfen Rauch rein, der ihm entgegenströmte.
Das Dickicht aus Sicheln und Borsten schien unüberwindbar. Erschöpft sank er nieder und verfluchte sein Unglück.
Sicherlich dem Geiste bereits hinreichend verlustig gegangen, muss ihm eine Offenbarung oder dergleichen gekommen sein. Zumindest werden seine Schilderungen wirr an diesem Punkt.
Die Ranken sollen sich geöffnet und er aufs Felsmassiv zugeschritten sein, wo auf stacheligem Thron ein Spiegel aufgebahrt, des tapferen Mannes Ebenbild umrahmend – aber auch nicht.
Er soll sich – und bitte verzeihe dies, lieber Leser, wenn ich die Anekdote in ihrer lächerlichen Vollständigkeit wiedergebe – inmitten endloser Triebe und verholzten Stauden selbst als deren Ursprung und Lebensquell gesehen haben, als König des Rosenweihers unter dem schattigen Berg.
Und so soll er viele Stunden ausgeharrt haben, unfähig sich zu lösen.
Man stelle sich nur das Bild vor.
P.S. Es sei noch angemerkt, dass unser Held in gut gelüfteten Waschräumen einen 'Rückfall' in jene damalige Besinnungslosigkeit erleidet, an Kleidungsstücken riecht und in Einschubfächer starrt. Er ist dann für mehrere Stunden nicht ansprechbar.
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