Profumo
19.04.2010 - 09:16 Uhr
24
Top Rezension
10
Haltbarkeit
8
Duft

Kompromisslos animalisch!

‚Pantaloon-bursting potency’ – dies schrieb vor Jahren einmal ein Mitglied von Basenotes über diesen Duft. Es prägte sich mir ein. Und tatsächlich: dieser Duft ist nicht nur derart potent, sondern auch derart animalisch, dass ‚pantaloon-bursting potency’ eine überaus zutreffende Kennzeichnung ist. Unverschämt exhibitionistisch protzt er mit den eigenen Genitalien und stellt seine schwellende Männlichkeit zur Schau – vollkommen egal, ob andere das nun als ekelerregend empfinden oder Bewunderung zollen, er ist einfach so.

Ich kenne kein Parfum, auch nicht Kouros, Yatagan oder Jules, das diesen Duft an tierischen Ausdünstungen übertreffen würde. Es ist definitiv ein Grenzfall, und der Parfumeur, wer auch immer es war, hat den Grenzbereich zwischen Wohlgeruch und Gestank bis auf den letzten Millimeter ausgelotet. Eine klitzekleine Umdrehung mehr und dieser Duft wäre restlos untragbar, was er für die meisten ohnehin sein dürfte. Wer möchte schon freiwillig riechen wie ein ganzer Raubtierzoo? Nun ja: ich! Jedenfalls manchmal.... ich gestehe. Aber wenn ich diesen Duft trage, dann nur in den allergeringsten Dosen – ein Spritz auf´s Handgelenk, das andere darauf gedrückt, am Hals, hinter den Ohren, etwas verrieben – das reicht. Mehr geht nicht und wäre definitiv zu viel.

Ein Bekannter von mir nannte diesen Duft einmal: dreckig. Und das ist er auch: schamlos dreckig, alles andere als züchtig und frisch geduscht. Und nach gebügelter Wäsche riecht er erst recht nicht – eher nach Fell, dem Fell einer Raubkatze, einer schwarzen, männlichen Raubkatze: einem Panther. Durch und durch dunkel ist dieser Duft, und nicht eine helle Note schimmert aus diesem tiefschwarzen, erdigen Gebräu hervor. Die mit schwarzem Samt ausgeschlagene Schachtel in welcher der Flakon ruht sowie die tiefbraune Farbe des Elixiers verstärken den Eindruck von dunkler Schwärze natürlich immens, aber auch die das Parfum beherrschenden Noten: Patchouli, Patchouli und noch mal Patchouli, Amber, Sandelholz, Leder und viel Castoreum (Bibergeil), vielleicht auch etwas Zibet. Ein paar würzige und florale Noten schauen hie und da hervor, aber nur ganz zaghaft, die Dominanz von Patchouli und animalischen Noten nicht eine Sekunde in Zweifel ziehend.

Was für ein unzeitgemäßer Duft! Heute, wo sich alles irgendwie in der Mitte tummelt, im Unisex-Bereich sozusagen, wo keiner eine ihn exponierende Aussage treffen will, aus Angst die Mitte könne ihn verstoßen – da soll jemand diesen extremen, kompromisslosen Macho-Duft tragen? Nun, ich fürchte, ich werde nie einem anderen Mann begegnen, der den Mut aufgebracht hat ‚Lui’ aufzutragen. Schade eigentlich, denn im Grunde ist dieser Duft grandios, und falls es doch einer wagen, und ich zufällig auf ihn treffen sollte, so wundere er sich bitte nicht wenn ich eine Weile hinter ihm her laufe – ich glaube nämlich anfällig zu sein für dieses tierisch-herbe Aroma, ab und zu jedenfalls.

Also meine Herren, wer einen Duft sucht der so maskulin ist wie es maskuliner nicht geht, voilà, hier ist er: ‚Lui’ von Mazzolari. Aber bitte nicht wundern wenn so mancher sich angewidert von Ihnen abwenden wird! Ganz bestimmt aber werden Sie auch jemanden finden der (oder die) sich an Ihnen nicht wird sattschnuppern können!

Nur Mut!
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