Lumière Dorée 2016

Flaconesse
19.01.2019 - 04:51 Uhr
11
Top Rezension
6
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft

Goldenes Licht

Heute brauche ich etwas sonniges, denke ich als ich aus dem Laborgebäude hinaus in den kalten Januarwind trete. Ich spüre ein eisiges Prickeln im Gesicht. Ist das Nieselregen oder schon Industrieschnee? So oder so, es ist ungemütlich da draußen! Ich träume von Neroli und Orangenblüten.
Heute Abend ist  wieder ein Besuch im Sportstudio angesagt, daher fällt das sehr süße Kiehl's Orange Flower & Lychee als Begleiter aus. Mein Lieblings-Fitnessduft von Roger & Gallet Bois d'Orange ist mir heute zu kühl. Nach kurzem Überlegen entscheide ich mich für das bisher nur kurz angetestete Lumière Dorée von Miller Harris, zwischen den Jahren als günstiges Trio erstanden. Die drei kleinen, hochwertige Sprühflakons, verziert mit floralen Zeichnungen und glänzend schwarzem Deckel hatten trotz der angegrabbelten tk-maxx-typischen Plastikverpackung gleich meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und duften ohne weitere Überlegungen in meine Duftsammlung einziehen.
Ich bedufte mich also großzügig und bin auf das Urteil meiner Trainingspartnerin gespannt. "Oh das ist aber eine hohe Note" urteilt sie kryptisch und wir müssen beide lachen. Doch weiß ich gleich was sie damit meint: Der Duft startet zitrisch-frisch und leicht metallisch, ja fast eau-de-cologne-artig mit einer ganzen Ladung an Petitgrain, dem ätherischen Öl des Bitterorangenbaumes und Bergamotte, einer kleinen, runzeligen Zitrusfrucht, die dem Earl Grey Tee seinen typischen Geschmack verleit. Kurz darauf Betritt das weißblütig Neroli, das Blütenöl der Pomeranze, die Bühne und glänzt in all seinen Facetten von herb bis leicht kaugummiartig süß und vertreibt jede Winterstimmung.
Neroli und mich verbindet eine Hassliebe: So sehr mir die frischen, unsüßen Kreationen gefallen, so luftabschneidend und erdrückend finde ich es in süßer Kombination. Der Grat dazwischen ist ein schmaler. Hier jedoch erscheint er ausgewogen lieblich, sonnig und klingt cremig aus. Ein Neroli zum dran gewöhnen sozusagen, stelle ich jubelnd fest. Von den restlichen Komponenten nehme ich außer einer dezenten, Moschus-Untermalung und einem Jasminhauch nicht viel wahr, die Zitrusparty bleibt über den gesamten Duftverlauf präsent. Mich erstaunt die moderate Sillage und auch bei schweißtreibenden Übungen umweht mich nur ab und zu ein dezenter Hauch. Vielleicht ist es nicht zu 100% der perfekte Sportduft, da er schnell vom frischen ins süßliche übergeht, dennoch fühle ich mich gut beduftet. Meine trüben Gedanken wurden in sonnige umgewandelt und ich konnte diesen nasskalten Tag einigermaßen fröhlich ausklingen lassen.
Trotzdem ich am nächsten Tag eines meiner anderen Parfümschätzchen ausführen wollte, freute ich mich, als mein sonnengelber Loopschal noch einen zarten Hauch Lumière Dorée versprühte und ich bin mir sicher, dass wir uns in diesem Winter einige Male wiederriechen werden.

4 Antworten