07.12.2018 - 10:00 Uhr
FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
17
Kaiser Rotbart
Bei "Veteran" handelt es sich um einen in jeder Hinsicht originellen, fast schon kuriosen, und um einen ein bisschen verrückten Duft. Er ist in Deutschland kaum erhältlich und zu mir ebenfalls - wie schon zu meinem Vorrezensenten - mittels einer Probe der freundlichen Angelliese gekommen, wofür an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Mirum (wahrscheinlich von lateinisch "mirus", wunderbar - auch ein Wortspiel mit der slawischen Wurzel "mir" für Frieden ist nicht auszuschließen) ist erneut eines dieser kleinen italienischen Dufthäuser, auf die man immer mal wieder trifft, wenn man hier unterwegs ist. Es hat nur eine Handvoll Düfte im Angebot, alle angeblich "handgemacht", und alle mit weisen in Name und Design "Hippie-Bezüge" auf. Die Internetseite ist witzig, aber nicht sehr informationslastig. Will man Informationen über den Duft, muss man diese sich per E-Mail zuschicken lassen und erhält dann einen Auszug aus einem (italienischen) Buch zugeschickt (ohne richtigen Anfang und ohne richtiges Ende), der nicht unbedingt erkennbar was mit diesem Duft zu tun hat. Für mich liest es sich wie eine Tagebuch von Personen wie Giogrio, Jicky und Michelle, die im September 1970 in London irgendwas mit Amore, Ganja und Chitarra machen. Auch von Vietnam und von einer Isola di Wight, die auch auf der Homepage immer wieder aufscheint, ist wiederholt die Rede.
Veteran (anscheinend wird hier mit dem englischen oder deutschen Wort gearbeitet, italienisch wäre "veterano") ist in den ersten Sekunden ein ultraklassischer zitrisch frischer, würziger, holziger, ein klein bisschen grüner Herrenduft, irgendwo zwischen Barbershop, Fougère und Colgone, sehr schön, aber ein bisschen kennt-man-schon-genügend, vielleicht kann man an das gute alte "Azzaro" denken.
Er spielt dann allerdings in den nächsten Stunden ganz schön verrückt und hält eine Menge schräger Twists für den Träger bereit, die ihn dann letztlich doch erfrischend unkonventionell sein lassen.
Schon nach etwa einer Minute tritt bei mir zum Beispiel zum ersten Mal eine leicht stinkige, irgendwie ein bisschen beißende, jedenfalls verdreht und verwickelt wirkende (aber durchaus nicht wirklich störende!) Note auf, die möglicherweise mit dem Vetiver zusammenhängen könnte (auf das ich manchmal sehr empfindlich reagiere). Diese tritt auch in der Folgezeit immer mal wieder in den Vordergrund. Dieses Wechselspiel einer eher konventionellen zitrisch-würzigen-Frische mit einer etwas, nun ja, nicht direkt bösartigen, aber doch etwas hinter- und abgründigen Note erinnert mich an das von mir sehr geschätzte Sunday Cologne von Byredo. Veteran ist allerdings verspielter - und vor allem deutlich haltbar, dazu gleich noch mehr.
Nach etwa einer Stunde stehen bei mir pfeffrige, stark würzige Noten im Vordergrund und nach etwa zwei Stunden treten dann bei mir erstmals die von anderen Rezensenten schon - allerdings früher - bemerkten starken aquatischen Einschläge nach vorne, die den Duft dann auch nie mehr ganz verlassen. Streckenweise wird der Duft dann ziemlich süß, fast ein bisschen aprikosig, und wirkt dann sogar ein klein wenig feminin. In dieser Phase denke ich dann fast, och nee, jetzt übertreiben sie aber mit dem Potpurri, das ist mir jetzt zu viel.
Danach kommt der Veteran dann allerdings wieder in ruhigere Fahrwasser - man kann eine schön lang andauernde, würzig-aquatisch-stinkinge und gegen Ende dann wieder leicht süßliche Basis genießen.
Was mir sehr gut gefällt, sind Sillage und Haltbarkeit. Die Projektion ist auf ein für mich genau angemessenes Maß geregelt. Es scheint, als ob der Duft so etwas wie eine Überdosierungssperre hätte, er wirkt stabil präsent, schön voll und substanziell, ohne mit einer Mörderprojektion der Umwelt oder mit einer Hammerintensität dem Träger auf die Nerven zu gehen. Die Haltbarkeit ist mit etwa 7 bis 8 Stunden eigentlich ziemlich genau richtig, und für einen eher frischen Duft beachtlich. So eine Entwicklung kriegt man, vermute ich, nur mit einiger Chemie hin, aber gut, es ist ja kein Bio-Duft.
Für mich auf jeden Fall ein absolut witziger, sympathischer Italiener! Und beim Coverboy musste ich an Friedrich I. Barbarossa denken, der ja weite Strecken seiner Herrschaft in Italien verbrachte und auch ein ziemlich origineller Typ war (wenngleich nicht ganz so originell und nicht ganz so italienisch wie Friedrich II. (von Hohenstaufen).
Nachtrag: "Veteran" wäre eigentlich ein Duft gewesen, für dessen Rezension es sich gelohnt hätte, den alten Freund und Kupferstecher Federico di Spé mal wieder zu aktivieren, der hier auf Parfumo zuletzt mit seiner Rezension zu Fleur de Bambù in Erscheinung getreten ist. Leider hat meine Zeit nicht ausgereicht, ihn zu konsultieren, sodass ich diesen Kommentar doch selber schreiben musste, wodurch er sicherlich etwas langweiliger geworden ist.
Mirum (wahrscheinlich von lateinisch "mirus", wunderbar - auch ein Wortspiel mit der slawischen Wurzel "mir" für Frieden ist nicht auszuschließen) ist erneut eines dieser kleinen italienischen Dufthäuser, auf die man immer mal wieder trifft, wenn man hier unterwegs ist. Es hat nur eine Handvoll Düfte im Angebot, alle angeblich "handgemacht", und alle mit weisen in Name und Design "Hippie-Bezüge" auf. Die Internetseite ist witzig, aber nicht sehr informationslastig. Will man Informationen über den Duft, muss man diese sich per E-Mail zuschicken lassen und erhält dann einen Auszug aus einem (italienischen) Buch zugeschickt (ohne richtigen Anfang und ohne richtiges Ende), der nicht unbedingt erkennbar was mit diesem Duft zu tun hat. Für mich liest es sich wie eine Tagebuch von Personen wie Giogrio, Jicky und Michelle, die im September 1970 in London irgendwas mit Amore, Ganja und Chitarra machen. Auch von Vietnam und von einer Isola di Wight, die auch auf der Homepage immer wieder aufscheint, ist wiederholt die Rede.
Veteran (anscheinend wird hier mit dem englischen oder deutschen Wort gearbeitet, italienisch wäre "veterano") ist in den ersten Sekunden ein ultraklassischer zitrisch frischer, würziger, holziger, ein klein bisschen grüner Herrenduft, irgendwo zwischen Barbershop, Fougère und Colgone, sehr schön, aber ein bisschen kennt-man-schon-genügend, vielleicht kann man an das gute alte "Azzaro" denken.
Er spielt dann allerdings in den nächsten Stunden ganz schön verrückt und hält eine Menge schräger Twists für den Träger bereit, die ihn dann letztlich doch erfrischend unkonventionell sein lassen.
Schon nach etwa einer Minute tritt bei mir zum Beispiel zum ersten Mal eine leicht stinkige, irgendwie ein bisschen beißende, jedenfalls verdreht und verwickelt wirkende (aber durchaus nicht wirklich störende!) Note auf, die möglicherweise mit dem Vetiver zusammenhängen könnte (auf das ich manchmal sehr empfindlich reagiere). Diese tritt auch in der Folgezeit immer mal wieder in den Vordergrund. Dieses Wechselspiel einer eher konventionellen zitrisch-würzigen-Frische mit einer etwas, nun ja, nicht direkt bösartigen, aber doch etwas hinter- und abgründigen Note erinnert mich an das von mir sehr geschätzte Sunday Cologne von Byredo. Veteran ist allerdings verspielter - und vor allem deutlich haltbar, dazu gleich noch mehr.
Nach etwa einer Stunde stehen bei mir pfeffrige, stark würzige Noten im Vordergrund und nach etwa zwei Stunden treten dann bei mir erstmals die von anderen Rezensenten schon - allerdings früher - bemerkten starken aquatischen Einschläge nach vorne, die den Duft dann auch nie mehr ganz verlassen. Streckenweise wird der Duft dann ziemlich süß, fast ein bisschen aprikosig, und wirkt dann sogar ein klein wenig feminin. In dieser Phase denke ich dann fast, och nee, jetzt übertreiben sie aber mit dem Potpurri, das ist mir jetzt zu viel.
Danach kommt der Veteran dann allerdings wieder in ruhigere Fahrwasser - man kann eine schön lang andauernde, würzig-aquatisch-stinkinge und gegen Ende dann wieder leicht süßliche Basis genießen.
Was mir sehr gut gefällt, sind Sillage und Haltbarkeit. Die Projektion ist auf ein für mich genau angemessenes Maß geregelt. Es scheint, als ob der Duft so etwas wie eine Überdosierungssperre hätte, er wirkt stabil präsent, schön voll und substanziell, ohne mit einer Mörderprojektion der Umwelt oder mit einer Hammerintensität dem Träger auf die Nerven zu gehen. Die Haltbarkeit ist mit etwa 7 bis 8 Stunden eigentlich ziemlich genau richtig, und für einen eher frischen Duft beachtlich. So eine Entwicklung kriegt man, vermute ich, nur mit einiger Chemie hin, aber gut, es ist ja kein Bio-Duft.
Für mich auf jeden Fall ein absolut witziger, sympathischer Italiener! Und beim Coverboy musste ich an Friedrich I. Barbarossa denken, der ja weite Strecken seiner Herrschaft in Italien verbrachte und auch ein ziemlich origineller Typ war (wenngleich nicht ganz so originell und nicht ganz so italienisch wie Friedrich II. (von Hohenstaufen).
Nachtrag: "Veteran" wäre eigentlich ein Duft gewesen, für dessen Rezension es sich gelohnt hätte, den alten Freund und Kupferstecher Federico di Spé mal wieder zu aktivieren, der hier auf Parfumo zuletzt mit seiner Rezension zu Fleur de Bambù in Erscheinung getreten ist. Leider hat meine Zeit nicht ausgereicht, ihn zu konsultieren, sodass ich diesen Kommentar doch selber schreiben musste, wodurch er sicherlich etwas langweiliger geworden ist.
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