Les Nombres d'Or - Cuir 2010

Caronchen
20.05.2016 - 14:08 Uhr
9
Sehr hilfreiche Rezension
8
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft

Cuir – oder Opas Pfeifchen

Wie bewertet man einen Duft ? Kühl und analytisch, jede Ingredienz des Duftes entlarvend oder dann doch eher emotional, in den „Woher-Kenn-ich-Das-Erinnerungen“ kramend. Oft sind Gerüche ja wie PostIts, die Marken in den Untiefen unseres Bewusstseins setzen. Man nimmt einen Geruch wahr und ordnet dem eine Erinnerung zu. Meist sind es bedeutungsvolle Erlebnisse die man olfaktorisch in Verbindung bringt. Mit MdOs Cuir ging es mir so. Als ich an dem geöffneten Pröbchen roch, war ich äußerst irritiert. Der kalte Aschenbecher pur – dachte ich. Ich sprühte gespannt auf und dann wurde mir klar, das hast du schon mal wahrgenommen. Eine Erinnerung aus meiner Kindheit ging mir durch den Kopf. In den Ferien ging es mit meiner Mutter und meinen Brüder immer aufs Land zu meinen Großeltern. Für Topurlaube fehlte einfach das Geld. Wie es halt in den 60ern so war. Machte aber überhaupt nichts, denn wir freuten uns immer riesig dorthin fahren zu dürfen. Hier gab es noch die dörfliche Idylle, wie man sie aus der früheren Fernsehserie „Neues aus Uhlenbusch“ kannte. Mein Gott bin ich Alt ! Wir, aus dem Ruhrpott kommend, waren glücklich und unsere Großeltern auch. Wenn wir Kinder nicht gerade outdoor waren, spielte sich das Leben immer in der Küche ab. Es wurde gegessen, gelesen, gequatscht. Gekocht wurde mit Holz. Wenn nachgelegt wurde, roch es halt mal rauchig. Familienoberhaupt war mein Großvater, die absolute Respektsperson aber von Allen geliebt. Er arbeitete sehr hart beim Bauern. Wenn er nach getaner Landarbeit nach Hause kam, wurde sich erst mal gewaschen und umgezogen. Frisch, nach Seife duftend, wurde dann mit uns gemeinsam zu Abend gegessen. Danach kam Opas Pfeifchen – es lag in einer der Schubladen des Küchenschrankes. Mit allen Utensilien, die halt zum Pfeiferauchen dazugehören. Wenn Großvater dann gemütlich vor sich hin dampfte, war Feierabend und die Familie komplett – ein schönes Gefühl. Würziger Tabak, gereinigte Pfeife, ein wenig Rauch und Anflüge von sauberer Frische. Olfaktorische Erinnerungen, die ich auch in Cuir wahrnehme. Eine ganz persönliche und subjektive Wahrnehmung. Aber schön.

Nicht gerade der Duft für die Arbeit, aber durchaus tragbar. Er befindet sich mittlerweile in meiner Sammlung. Sozusagen als Erinnerungsposten.
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