16.08.2015 - 14:00 Uhr
Meggi
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Kleines, großes Glück
Bereits als Kind hat mich die Frage bewegt, was dahinterstecken mag, wenn es in einer Todes-Anzeige heißt: „Nach einem langen, erfüllten Leben….“ Kindliches Rätselraten mag seither erwachsenen Vorstellungen gewichen sein. Dennoch bleibt „erfüllt“ gewiss eine der denkbar persönlichsten Wahrnehmungen. Ebenso, welches Maß an und welche Art von Glück dazu gehört.
Wie bedeutsam vermeintliche Kleinigkeiten werden können, ist mir selbst so richtig erst im Familienleben aufgefallen. Zum Beispiel eines Abends, in jedem meiner Arme lag ein Kind und wir duselten zu dritt langsam ein, während mir allmählich die Arme einschliefen. Trotzdem: Nicht bewegen, den Moment nicht stören. Großes Glück im Kleinen. Jahre her und ich weiß es wie gestern.
Ich komme darauf, weil Cuir ein Duft wie ein Leben ist, das der oder dem es Lebenden nichts geschenkt hat, sich jedwede Annehmlichkeiten mühsam abringen ließ, welche darob umso kostbarer wurden; Kleinigkeiten womöglich, fernab der Pseudo-Bedürfnis-Erfüllung innerhalb einer Wohlstandsgesellschaft, die lediglich kurzzeitig das Angeödet-Sein überdecken mag.
Ich kann nicht behaupten, vom Auftakt sonderlich überrascht gewesen zu sein. Wer Vanille in seinem entsprechend benannten Duft in die Nähe einer Räucherkate rückt, tut das mit Leder zweifellos erst recht. Ich sprühe auf und werde mit wacholder-gewürztem Rauch beballert. Da brennt buchstäblich der Baum, ein Schinken-Baum. Gleichwohl ist Cuir an dieser Stelle nicht derart an den Rand des Untragbaren geräuchert wie Sombre Negra von Yosh.
Beim Wacholder handelt es sich weniger um den Strauch als um das Gewürz. Wacholderspeck kommt mir in den Sinn, habe ich als Kind gerne gegessen. Dies hier ist allerdings kräftiger, beißender, beinahe wie Qualm in den Augen. Nach dem Leder muss ich darunter (zunächst) suchen. Doch ist es einmal entdeckt, frage ich mich, warum ich die säuerlich-kernige Note nicht sofort vornean in der Nase hatte. Über Stunden hinweg balanciert der Duft gekonnt zwischen derbstem Leder und stärkstem Rauch. Ungeachtet seines Brand-Charakters bietet er kaum Wärme. Selten habe ich einen Duft als dermaßen erwachsen und ernsthaft empfunden.
Rauchiger, finsterer Birkenteer beherrscht den Nachmittag. Insgesamt wird der Duft zwar ein bisschen milder, ohne freilich nennenswert an Düsternis einzubüßen. Opoponax wurde als verantwortlich vermutet, gut möglich. Ich habe mir im Alsterhaus mal aus Versehen das Raumspray ‚Opoponax‘ von Diptyque auf die Haut gesprüht, das würde schon passen. Wiederum könnte zudem Wacholder im Spiel sein, irgendein ätherisches Öl finde ich plausibel. Ab der siebenten Stunde rieche ich eine Extra-Portion verkokeltes Holz. Und weiter geht’s. Einfach nichts an Cuir ist schön. Nichts Schmeichelndes, nichts Freundliches ist darin. Langes, hartes Leben. Doch nicht verbittert.
Puh. Erstmal hinsetzen. Vielen Dank an Vollbart für die Probe!
Wie bedeutsam vermeintliche Kleinigkeiten werden können, ist mir selbst so richtig erst im Familienleben aufgefallen. Zum Beispiel eines Abends, in jedem meiner Arme lag ein Kind und wir duselten zu dritt langsam ein, während mir allmählich die Arme einschliefen. Trotzdem: Nicht bewegen, den Moment nicht stören. Großes Glück im Kleinen. Jahre her und ich weiß es wie gestern.
Ich komme darauf, weil Cuir ein Duft wie ein Leben ist, das der oder dem es Lebenden nichts geschenkt hat, sich jedwede Annehmlichkeiten mühsam abringen ließ, welche darob umso kostbarer wurden; Kleinigkeiten womöglich, fernab der Pseudo-Bedürfnis-Erfüllung innerhalb einer Wohlstandsgesellschaft, die lediglich kurzzeitig das Angeödet-Sein überdecken mag.
Ich kann nicht behaupten, vom Auftakt sonderlich überrascht gewesen zu sein. Wer Vanille in seinem entsprechend benannten Duft in die Nähe einer Räucherkate rückt, tut das mit Leder zweifellos erst recht. Ich sprühe auf und werde mit wacholder-gewürztem Rauch beballert. Da brennt buchstäblich der Baum, ein Schinken-Baum. Gleichwohl ist Cuir an dieser Stelle nicht derart an den Rand des Untragbaren geräuchert wie Sombre Negra von Yosh.
Beim Wacholder handelt es sich weniger um den Strauch als um das Gewürz. Wacholderspeck kommt mir in den Sinn, habe ich als Kind gerne gegessen. Dies hier ist allerdings kräftiger, beißender, beinahe wie Qualm in den Augen. Nach dem Leder muss ich darunter (zunächst) suchen. Doch ist es einmal entdeckt, frage ich mich, warum ich die säuerlich-kernige Note nicht sofort vornean in der Nase hatte. Über Stunden hinweg balanciert der Duft gekonnt zwischen derbstem Leder und stärkstem Rauch. Ungeachtet seines Brand-Charakters bietet er kaum Wärme. Selten habe ich einen Duft als dermaßen erwachsen und ernsthaft empfunden.
Rauchiger, finsterer Birkenteer beherrscht den Nachmittag. Insgesamt wird der Duft zwar ein bisschen milder, ohne freilich nennenswert an Düsternis einzubüßen. Opoponax wurde als verantwortlich vermutet, gut möglich. Ich habe mir im Alsterhaus mal aus Versehen das Raumspray ‚Opoponax‘ von Diptyque auf die Haut gesprüht, das würde schon passen. Wiederum könnte zudem Wacholder im Spiel sein, irgendein ätherisches Öl finde ich plausibel. Ab der siebenten Stunde rieche ich eine Extra-Portion verkokeltes Holz. Und weiter geht’s. Einfach nichts an Cuir ist schön. Nichts Schmeichelndes, nichts Freundliches ist darin. Langes, hartes Leben. Doch nicht verbittert.
Puh. Erstmal hinsetzen. Vielen Dank an Vollbart für die Probe!
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