08.05.2016 - 12:37 Uhr
Meggi
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24
Verfremdet und gefangen
Ist das Unerwartete, wenn erwartet, unerwartet? Oder erwartet? Egal. Ich jedenfalls erwarte bei Mona di Orio das Unerwartete. Sie macht es mir (uns?) zudem gerne schwer.
Vétyver ist (nach Vanille, Cuir und Eau Absolue) nunmehr mein vierter Test-Kandidat, und alle miteinander scheinen mir dem Thema, oder besser: der Erwartungshaltung zum Thema, völlig fremd. Verfremdet. Zufall? Es wäre gewiss dämlich, da an einen Zufall zu glauben.
Wie bereits die drei übrigen ist auch Vétyver von einer Ernsthaftigkeit, die das Pessimistische wenigstens streift. Gegenüber den beiden, die sich im Namen auf eine Zutat berufen, geht er gar noch einen Schritt weiter. Ich hätte ihn nämlich nicht einmal als Vetiver-Duft bezeichnet. Doch zunächst seien einige Eindrücke geschildert. Das darf im Galopp geschehen, denn wichtiger als das, was ich konkret rieche, scheint mir zu sein, was ich nicht rieche. Außerdem bleibt ohnehin vieles vage und ich bin mir kaum einer Sache wirklich sicher.
Für den Auftakt genannt werden Grapefruit und Ingwer. Wie bitte? Ich denke an Spiritus, Scheuermilch, Heftpflaster und die Calendula-Salbe von Weleda. Nichts davon ganz richtig, aber von allem etwas. Nach ein paar Minuten unterschreibe ich zumindest das „Grape-“. Von „fruit“ kann keine Rede sein, sie ist entschlossen sämtlicher fruchtig-spritziger Aspekte beraubt.
Dann fordert mich via Muskatellersalbei angedrecktes Labdanum-Balsam mit einer Spur staubiger Süße, mal mehr, mal weniger nahe der Haut gehalten. Später bildet sich daneben eine seifige Note. Der Duft wird dadurch auf eine seltsam saubere Art schmutzig. Bis über die Mittagszeit hinaus bietet Vétyver ein Changieren zwischen süßlich-dreckig und seifig-sauber. Als sein ein grundsätzlich reinlicher Mensch unvermeidlicherweise schmutzig geworden.
Erst im Laufe des Nachmittags kommt allmählich ein typischerer Vetiver-Dreh durch, hier frisch-grün und erdig gleichermaßen. Beherrschend wird er freilich nicht. Als halte ihn die unterschwellig sauber-dreckige Balsam-Note gefangen. Selbst am Abend hätte ich mangels einer treffenderen Idee stattdessen Labdanum und eine wächsern-amberhafte Vanille hervorgehoben, dazu cremiges Holz. Abzuhakende Angaben sind das allerdings nicht.
Warum heißt der Duft „Vétyver“? Das Gras ist meines Erachtens fernab einer Protagonisten-Rolle. Jedenfalls in der Form, in der wir es sonst kennen. Es scheint, als habe Frau di Orio abermals im Sinn gehabt, zu verfremden oder Zutaten sogar direkt radikal wider ihr Image einzusetzen und damit einen Gegen-Entwurf zum Herkömmlichen zu schaffen. Ob das nun in einem künstlerischen Sinne großartig, womöglich avantgardistisch ist oder ob es einem auf Dauer eher zwanghaft vorkommt, sei dahingestellt.
Wie auch immer: Leicht zu tragen ist Vétyver nicht.
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
Vétyver ist (nach Vanille, Cuir und Eau Absolue) nunmehr mein vierter Test-Kandidat, und alle miteinander scheinen mir dem Thema, oder besser: der Erwartungshaltung zum Thema, völlig fremd. Verfremdet. Zufall? Es wäre gewiss dämlich, da an einen Zufall zu glauben.
Wie bereits die drei übrigen ist auch Vétyver von einer Ernsthaftigkeit, die das Pessimistische wenigstens streift. Gegenüber den beiden, die sich im Namen auf eine Zutat berufen, geht er gar noch einen Schritt weiter. Ich hätte ihn nämlich nicht einmal als Vetiver-Duft bezeichnet. Doch zunächst seien einige Eindrücke geschildert. Das darf im Galopp geschehen, denn wichtiger als das, was ich konkret rieche, scheint mir zu sein, was ich nicht rieche. Außerdem bleibt ohnehin vieles vage und ich bin mir kaum einer Sache wirklich sicher.
Für den Auftakt genannt werden Grapefruit und Ingwer. Wie bitte? Ich denke an Spiritus, Scheuermilch, Heftpflaster und die Calendula-Salbe von Weleda. Nichts davon ganz richtig, aber von allem etwas. Nach ein paar Minuten unterschreibe ich zumindest das „Grape-“. Von „fruit“ kann keine Rede sein, sie ist entschlossen sämtlicher fruchtig-spritziger Aspekte beraubt.
Dann fordert mich via Muskatellersalbei angedrecktes Labdanum-Balsam mit einer Spur staubiger Süße, mal mehr, mal weniger nahe der Haut gehalten. Später bildet sich daneben eine seifige Note. Der Duft wird dadurch auf eine seltsam saubere Art schmutzig. Bis über die Mittagszeit hinaus bietet Vétyver ein Changieren zwischen süßlich-dreckig und seifig-sauber. Als sein ein grundsätzlich reinlicher Mensch unvermeidlicherweise schmutzig geworden.
Erst im Laufe des Nachmittags kommt allmählich ein typischerer Vetiver-Dreh durch, hier frisch-grün und erdig gleichermaßen. Beherrschend wird er freilich nicht. Als halte ihn die unterschwellig sauber-dreckige Balsam-Note gefangen. Selbst am Abend hätte ich mangels einer treffenderen Idee stattdessen Labdanum und eine wächsern-amberhafte Vanille hervorgehoben, dazu cremiges Holz. Abzuhakende Angaben sind das allerdings nicht.
Warum heißt der Duft „Vétyver“? Das Gras ist meines Erachtens fernab einer Protagonisten-Rolle. Jedenfalls in der Form, in der wir es sonst kennen. Es scheint, als habe Frau di Orio abermals im Sinn gehabt, zu verfremden oder Zutaten sogar direkt radikal wider ihr Image einzusetzen und damit einen Gegen-Entwurf zum Herkömmlichen zu schaffen. Ob das nun in einem künstlerischen Sinne großartig, womöglich avantgardistisch ist oder ob es einem auf Dauer eher zwanghaft vorkommt, sei dahingestellt.
Wie auch immer: Leicht zu tragen ist Vétyver nicht.
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
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