26.02.2015 - 13:46 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
26
Schmerzhaft köstlich
Wer angesichts des Namens und der Zutaten eine Farb-Assoziation zu Gelb hatte, lernt die dunkelst-denkbare Form davon kennen. Dagegen sind die Zähne von Helmut Schmidt perlweiße Alle-Photonen-Wiederabprallen-Lasser. Und das Dunkelgelb gilt in jeder Hinsicht. Fangen wir vorne an:
Der Rum zum Auftakt ist bei mir schneller verschwunden als der Anteil Neptuns beim „Besanschot an!“ (der wird ins Wasser gekippt), vielleicht abgesehen von einer gewissen Restsüße. Eine Idee von Guajak schimmert kurz auf, als solle irreführenderweise ein Weg ins Sanft-Liebliche vorgetäuscht werden. Aber dann.
Hesperidien finsterster Art, wie aus einem Brutalo-Chypre. Eine pelzige Bergamotte wird von einem bis fast zur Pulvrigkeit konzentrierten, charakterlich regelrecht grün-unreifen Bitterorangenöl abgelöst. Ich dachte, stumpfer als in Numero Uno von Carthusia (dort wird immerhin ergänzend Getreide ins Feld geführt) geht nicht. Falsch gedacht.
Trotz dieser ostentativen Nicht-Gefälligkeit wird der Duft innerhalb von ein, zwei Stunden durchaus schmackhaft, wenngleich auf sehr eigenwillige, komplett ungourmandige und ziemlich schmerzvolle Vanillebrot-und-Peitsche-Weise. Die Haupt-Zutat wird nämlich von der Gewürznelke mit vorgehaltener Eugenol-Sprühpistole in Schach gehalten. Oder sogar direkt teil-anästhesiert - Eugenol wirkt betäubend, daher Gewürznelken-Kauen als altes Hausmittel gegen Zahnschmerzen. Wer das bereits einmal gemacht hat (eine typische Kinder-Weltwissen-Erfahrung), kennt das komische, scharf-taube Gefühl dabei sicherlich. Könnte vom Stil her auch Muskat sein, welches ebenfalls Eugenol beherbergt.
Eieiei. Meist ist bei Vanille doch wenigstens eine Andeutung von Nettigkeit oder gar Lieblichkeit unvermeidlich, hier wird derlei indes auf das Allerallernotwendigste beschränkt (mehr „aller“ geht nicht, sonst springen die automatischen Alarmposten der NSA an). Stattdessen schrammt die Vanille lieber sicherheitshalber ergänzend so dicht an der Räucherkate vorbei, wie es überhaupt nur vertretbar erscheint für etwas, das kein Schinken werden soll.
Der Mittelteil rührt viehische Ambra, raues Leder und womöglich zusätzlich zur Räucher-Note eine Art Rosengeranie (die ich oft als ge(b)raucht-tabakmäßig bitter wahrnehme) in die Vanille. Zudem bleibt ein Rest spitziger Säure mit von der Partie. Als bestünde irgendeine Form von Klarstellungsbedarf, dass man es wirklich nicht mit einem Geruchs-Nachtisch à la Comptoir Sud Pacifique zu tun hat. Ich hatte keinen derartigen Gedanken. Und dennoch bleibt es obenauf süß. Das ist in absurder Weise köstlich wie leicht abstoßend zugleich, in jedem Fall faszinierend. Dieser Mittelteil läuft und läuft und läuft. Den ganzen Tag. Denn erst nach acht Stunden entwickelt die Vanille allmählich ein Benehmen, wie man es üblicherweise aus einer Basis kennt. Das finde ich völlig in Ordnung, schließlich war das insgesamt doch mal echt tiefschürfend.
Fazit: Wenn es schon eine Mega-Packung Vanille sein muss, dann so. Selbst für Vanillo-Phobiker ein Test-Tipp; geradezu perfekt als Auftakt einer Desensibilisierungs-Aktion.
Vielen Dank an MisterE!
Der Rum zum Auftakt ist bei mir schneller verschwunden als der Anteil Neptuns beim „Besanschot an!“ (der wird ins Wasser gekippt), vielleicht abgesehen von einer gewissen Restsüße. Eine Idee von Guajak schimmert kurz auf, als solle irreführenderweise ein Weg ins Sanft-Liebliche vorgetäuscht werden. Aber dann.
Hesperidien finsterster Art, wie aus einem Brutalo-Chypre. Eine pelzige Bergamotte wird von einem bis fast zur Pulvrigkeit konzentrierten, charakterlich regelrecht grün-unreifen Bitterorangenöl abgelöst. Ich dachte, stumpfer als in Numero Uno von Carthusia (dort wird immerhin ergänzend Getreide ins Feld geführt) geht nicht. Falsch gedacht.
Trotz dieser ostentativen Nicht-Gefälligkeit wird der Duft innerhalb von ein, zwei Stunden durchaus schmackhaft, wenngleich auf sehr eigenwillige, komplett ungourmandige und ziemlich schmerzvolle Vanillebrot-und-Peitsche-Weise. Die Haupt-Zutat wird nämlich von der Gewürznelke mit vorgehaltener Eugenol-Sprühpistole in Schach gehalten. Oder sogar direkt teil-anästhesiert - Eugenol wirkt betäubend, daher Gewürznelken-Kauen als altes Hausmittel gegen Zahnschmerzen. Wer das bereits einmal gemacht hat (eine typische Kinder-Weltwissen-Erfahrung), kennt das komische, scharf-taube Gefühl dabei sicherlich. Könnte vom Stil her auch Muskat sein, welches ebenfalls Eugenol beherbergt.
Eieiei. Meist ist bei Vanille doch wenigstens eine Andeutung von Nettigkeit oder gar Lieblichkeit unvermeidlich, hier wird derlei indes auf das Allerallernotwendigste beschränkt (mehr „aller“ geht nicht, sonst springen die automatischen Alarmposten der NSA an). Stattdessen schrammt die Vanille lieber sicherheitshalber ergänzend so dicht an der Räucherkate vorbei, wie es überhaupt nur vertretbar erscheint für etwas, das kein Schinken werden soll.
Der Mittelteil rührt viehische Ambra, raues Leder und womöglich zusätzlich zur Räucher-Note eine Art Rosengeranie (die ich oft als ge(b)raucht-tabakmäßig bitter wahrnehme) in die Vanille. Zudem bleibt ein Rest spitziger Säure mit von der Partie. Als bestünde irgendeine Form von Klarstellungsbedarf, dass man es wirklich nicht mit einem Geruchs-Nachtisch à la Comptoir Sud Pacifique zu tun hat. Ich hatte keinen derartigen Gedanken. Und dennoch bleibt es obenauf süß. Das ist in absurder Weise köstlich wie leicht abstoßend zugleich, in jedem Fall faszinierend. Dieser Mittelteil läuft und läuft und läuft. Den ganzen Tag. Denn erst nach acht Stunden entwickelt die Vanille allmählich ein Benehmen, wie man es üblicherweise aus einer Basis kennt. Das finde ich völlig in Ordnung, schließlich war das insgesamt doch mal echt tiefschürfend.
Fazit: Wenn es schon eine Mega-Packung Vanille sein muss, dann so. Selbst für Vanillo-Phobiker ein Test-Tipp; geradezu perfekt als Auftakt einer Desensibilisierungs-Aktion.
Vielen Dank an MisterE!
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