Incense Norma Kamali 1985
16
Fas Ite, Maledicti, In Ignem Aeternum
Ende 2012: Die Nachrichten sind durchflutet von Warnungen über die bevorstehende Katastrophe. Eine Sonneneruption in mehreren Wellen steht der Erde bevor. Sie wird Elektro-magnetische Impulse aussenden und damit eine Zeitlang die Technik ausser Betrieb setzen. Welches Ausmaß die Eruption haben wird, das weiss man noch nicht. Man ist sich nur sicher, dass es die heftigste seit 280 Million Jahren wird.
Am 21. Dezember ist es so weit - die Menschen welche über weniger starke Nerven verfügen haben sich in Bunker verkrochen, Vorräte gesammelt. Andere haben sich bloß in Schutzräume eingesperrt. Der Rest der Menschheit muss den Geschäften nachgehen. Business. Keine Zeit sich zu verstecken - ist doch alles Humbug. Die Erde dreht sich, und das Geld mit ihr. Hohn und Spott von Seitens Großindustrieller, Kaufleute und Politikern.
Auf den Straßen laufen noch ein paar irre religiöse Fundamentalisten rum. Mit Schildern bewaffnet: " The End is near!", angeführt von Geistlichen, die ihre Räuchergefäße schwingen und Liturgien und andere religiöse Feste feiern. Christen, Juden und Moslems verkünden, dass ihre Schriften die Wahrheit wiedergegeben haben. Die Apokalypse sei nahe. Sie singen und freuen sich endlich in das Paradies einzuziehen. Die Sünder? Kommen alle in die Hölle, ins Fegefeuer.
Und schon in der Bibel heisst es:
"Und darnach sah ich einen andern Engel herniederfahren vom Himmel, der hatte eine große Macht, und die Erde ward erleuchtet von seiner Klarheit. Und er schrie aus Macht mit großer Stimme und sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große, und eine Behausung der Teufel geworden und ein Behältnis aller unreinen Geister und ein Behältnis aller unreinen und verhaßten Vögel. Denn von dem Wein des Zorns ihrer Hurerei haben alle Heiden getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden von ihrer großen Wollust." - Offenbarung 18:1
Es sollte sich nun entscheiden. War die Erde nun zu einem Babylon geworden?
Der Tag neigte sich dem Ende zu und als kleiner unbedeutender Student mit schwachen Nerven fand ich mich 20 Meter unter der Erde in einem Bunker wieder - kein Business. Der Bunker steht in unserer kleinen Marktgemeinde die Mitten im Wald liegt. Ein schöner Ort, besonders im Sommer mit vielen Bäumen und Grün. Doch sollte er das bleiben?
In der Nacht fühlte ich mich aber komisch.. Irgendetwas fühlte sich anders an. Menschen bemerken die kosmischen Veränderungen ob sie wollen oder nicht. Ich musste mich die Nacht übergeben und versuchte nicht ohnemächtig zu werden, denn mir dröhnte der Kopf extrem - schlimmer als bei einer Migräne.
Die Nacht verstrich und ich fühlte mich elend. Wenigstens war meiner Familie bei mir und ich hoffte am nächsten Tag wieder auf die Oberfläche gehen zu können und meinen gewohnten Tagesablauf aufzunehmen. So sehnte ich mich ich jedenfalls danach.
"Darnach sah ich, und siehe, da ward aufgetan der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel; und gingen aus dem Tempel die sieben Engel, die die sieben Plagen hatten, angetan mit reiner, heller Leinwand und umgürtet an ihren Brüsten mit goldenen Gürteln. Und eines der vier Tiere gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll Zorns Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und der Tempel ward voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft; und niemand konnte in den Tempel gehen, bis daß die sieben Plagen der sieben Engel vollendet wurden." - Offenbarung 15:5
Irgendwann Vormittags schließlich versuchten wir das Fernsehgerät anzumachen um Neuigkeiten zu erfahren. Wie vorhergesagt war der Strom ausgefallen, und nicht mal das Radio funktionierte. Wir entschlossen uns den Bunker zu verlassen und die Tür aufzusperren.
Beim durchschreiten der Tür fühlte ich mich schon unsicher und als wir die weiten Stufen zurückgelegt hatten offenbarte sich mir ein Bild des Grauens:
Grau und Schwarz war alles was da ward. Baumstümpfe die verkohlt waren und vor Traurigkeit rauchten. Zündholz waren sie geworden. Der Boden war Asche - es ward kein Grün mehr. Einzeln sah man Menschen umherwandern, jene die sich wie wir versteckt hatten und nun schon länger oder erst jetzt an der Oberfläche sich zu orientieren versuchten.
Teils lagen verkohlte Formen auf dem Boden rum, inmitten der Asche. Menschenähnlich, aber nichts menschliches hatten sie mehr an sich. Schwarz und unerkennbar, krustig und schmutzig waren sie. Ich hoffte es handelte sich um Baumreste und setzte meinen Weg weiter fort. Andauernd hatte ich diesen leicht harzigen Geruch in der Nase, der mich bestätigte, dass die Bäume wohl ziemlich dezimiert wurden. Als wir in die nächstgelegende Marktgemeinde kamen war erschreckenderweise keine mehr da. Bloß Trümmer und Ruinen, Steine und Brösel lagen verstreut und man sah weinende Menschen..knien, liegen oder stehen.
Die Sonne war noch immer da doch diesmal heller als irgendetwas anderes, das ich je erblickte. Sie schien einem die Sicht nehmen zu wollen und alles daran zu setzen den Menschen zu blenden. Die Welt war eine Kruste geworden, und alles ward gebrandrodet um Neues, Besseres entstehen zu lassen. Vielleicht mit den letzten paar tausend Überlebenden Menschen auf der Welt, vielleicht auch ohne sie. Pflanzen gab es jedenfalls keine mehr, und wenn dann überebten maximal ihre Samen. Auf diese Asche, auf dieses tote Land konnte nurmehr die Wüste kommen, so dachte ich.
"Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr. " - Offenbarung 21:1
War ich ein Sünder oder ein Frommer? War dies nun das Paradies oder das Fegefeuer ? Was es auch ist - es ist echt!
Am 21. Dezember ist es so weit - die Menschen welche über weniger starke Nerven verfügen haben sich in Bunker verkrochen, Vorräte gesammelt. Andere haben sich bloß in Schutzräume eingesperrt. Der Rest der Menschheit muss den Geschäften nachgehen. Business. Keine Zeit sich zu verstecken - ist doch alles Humbug. Die Erde dreht sich, und das Geld mit ihr. Hohn und Spott von Seitens Großindustrieller, Kaufleute und Politikern.
Auf den Straßen laufen noch ein paar irre religiöse Fundamentalisten rum. Mit Schildern bewaffnet: " The End is near!", angeführt von Geistlichen, die ihre Räuchergefäße schwingen und Liturgien und andere religiöse Feste feiern. Christen, Juden und Moslems verkünden, dass ihre Schriften die Wahrheit wiedergegeben haben. Die Apokalypse sei nahe. Sie singen und freuen sich endlich in das Paradies einzuziehen. Die Sünder? Kommen alle in die Hölle, ins Fegefeuer.
Und schon in der Bibel heisst es:
"Und darnach sah ich einen andern Engel herniederfahren vom Himmel, der hatte eine große Macht, und die Erde ward erleuchtet von seiner Klarheit. Und er schrie aus Macht mit großer Stimme und sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große, und eine Behausung der Teufel geworden und ein Behältnis aller unreinen Geister und ein Behältnis aller unreinen und verhaßten Vögel. Denn von dem Wein des Zorns ihrer Hurerei haben alle Heiden getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden von ihrer großen Wollust." - Offenbarung 18:1
Es sollte sich nun entscheiden. War die Erde nun zu einem Babylon geworden?
Der Tag neigte sich dem Ende zu und als kleiner unbedeutender Student mit schwachen Nerven fand ich mich 20 Meter unter der Erde in einem Bunker wieder - kein Business. Der Bunker steht in unserer kleinen Marktgemeinde die Mitten im Wald liegt. Ein schöner Ort, besonders im Sommer mit vielen Bäumen und Grün. Doch sollte er das bleiben?
In der Nacht fühlte ich mich aber komisch.. Irgendetwas fühlte sich anders an. Menschen bemerken die kosmischen Veränderungen ob sie wollen oder nicht. Ich musste mich die Nacht übergeben und versuchte nicht ohnemächtig zu werden, denn mir dröhnte der Kopf extrem - schlimmer als bei einer Migräne.
Die Nacht verstrich und ich fühlte mich elend. Wenigstens war meiner Familie bei mir und ich hoffte am nächsten Tag wieder auf die Oberfläche gehen zu können und meinen gewohnten Tagesablauf aufzunehmen. So sehnte ich mich ich jedenfalls danach.
"Darnach sah ich, und siehe, da ward aufgetan der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel; und gingen aus dem Tempel die sieben Engel, die die sieben Plagen hatten, angetan mit reiner, heller Leinwand und umgürtet an ihren Brüsten mit goldenen Gürteln. Und eines der vier Tiere gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll Zorns Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und der Tempel ward voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft; und niemand konnte in den Tempel gehen, bis daß die sieben Plagen der sieben Engel vollendet wurden." - Offenbarung 15:5
Irgendwann Vormittags schließlich versuchten wir das Fernsehgerät anzumachen um Neuigkeiten zu erfahren. Wie vorhergesagt war der Strom ausgefallen, und nicht mal das Radio funktionierte. Wir entschlossen uns den Bunker zu verlassen und die Tür aufzusperren.
Beim durchschreiten der Tür fühlte ich mich schon unsicher und als wir die weiten Stufen zurückgelegt hatten offenbarte sich mir ein Bild des Grauens:
Grau und Schwarz war alles was da ward. Baumstümpfe die verkohlt waren und vor Traurigkeit rauchten. Zündholz waren sie geworden. Der Boden war Asche - es ward kein Grün mehr. Einzeln sah man Menschen umherwandern, jene die sich wie wir versteckt hatten und nun schon länger oder erst jetzt an der Oberfläche sich zu orientieren versuchten.
Teils lagen verkohlte Formen auf dem Boden rum, inmitten der Asche. Menschenähnlich, aber nichts menschliches hatten sie mehr an sich. Schwarz und unerkennbar, krustig und schmutzig waren sie. Ich hoffte es handelte sich um Baumreste und setzte meinen Weg weiter fort. Andauernd hatte ich diesen leicht harzigen Geruch in der Nase, der mich bestätigte, dass die Bäume wohl ziemlich dezimiert wurden. Als wir in die nächstgelegende Marktgemeinde kamen war erschreckenderweise keine mehr da. Bloß Trümmer und Ruinen, Steine und Brösel lagen verstreut und man sah weinende Menschen..knien, liegen oder stehen.
Die Sonne war noch immer da doch diesmal heller als irgendetwas anderes, das ich je erblickte. Sie schien einem die Sicht nehmen zu wollen und alles daran zu setzen den Menschen zu blenden. Die Welt war eine Kruste geworden, und alles ward gebrandrodet um Neues, Besseres entstehen zu lassen. Vielleicht mit den letzten paar tausend Überlebenden Menschen auf der Welt, vielleicht auch ohne sie. Pflanzen gab es jedenfalls keine mehr, und wenn dann überebten maximal ihre Samen. Auf diese Asche, auf dieses tote Land konnte nurmehr die Wüste kommen, so dachte ich.
"Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr. " - Offenbarung 21:1
War ich ein Sünder oder ein Frommer? War dies nun das Paradies oder das Fegefeuer ? Was es auch ist - es ist echt!
7 Antworten

Großartig! Pokal.

Meine Güte, was hast Du denn genommen... a new Stephen King is born! :)

Sensationeller Kommentar!

Bin ich nun sündig fromm, oder fromm sündig? Ach egal, ich glaub da eh nicht dran. Aber die düstere Stimmung passt zu diesem Ausnahmeduft.

Klasse! Ein gewaltiges Bild (und vielleicht auch Nachruf?) zu einem gewaltigen Duft!

Wow, welche Dramatik. Die Apokalypse (oder ihr Vorbote) hat einen himmlisch-höllischen Geruch und Norma Kamali hat ihn in einen Duft gefasst: Incense - Weihrauch.

Einmal Fegefeuer, bitte. Home is where the heart is :-) Ein erlesener Kommentar. Schade, dass der Duft wohl nicht mehr erhältlich ist.