Lily
Lily Essence

ElfeLotta
18.08.2022 - 15:05 Uhr
3
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft

tropisch angehauchte Blumeninsel

Hier ist ja noch gar nichts zu diesem Duft vorhanden! Da lasse ich mich doch mal ein wenig ausführlicher drüber aus. Für die Zusammenfassung bitte ein paar Meter nach unten scrollen. ;)

Auftakt:
Jenseits dessen, was der Name offensichtlich erwarten lässt, habe ich mich dem Duft erstmal nur mit der Nase genähert. Ganz zu Beginn lockt in einem blumigen Mix auch etwas zweifellos Fruchtiges... lässt mich an Maracuja denken, vielleicht auch süße Mandarine, jedenfalls nichts typisch (herb-säuerlich) Zitrisches, das es in mein Bewusstsein schaffen würde. [Okay, wenn ich später Aprikose, Birne, Mandarine und Pfirsich lese, könnte ich dem durchaus zustimmen. Da mag auch gut und gerne schon Osmanthus beteiligt sein.] Wie dem auch sei: nichts sticht klar hervor; es bleibt Teil einer tropisch angehauchten Gesamtmischung.
Wie ich inzwischen festgestellt habe, stehe ich durchaus auf pfeffrige Eröffnungen. Hier hätte ich's allerdings nicht erraten und war entsprechend überrascht, als ich später in die Duftnoten schaute.

Entwicklung:
Innerhalb von Minuten wehen sich bereits unnachgiebig (Weiß-)Blüten nach vorne - an manchen Tagen eher sanft, an anderen mit einem Knall. Hui, lieber nicht zu nah ran: Jasmin läuft mal wieder Gefahr mich zu überwältigen; eine halbe Armlänge Abstand schafft da Abhilfe und es duftet angenehm blumig-frisch um meine Nase.
Was zeitweise etwas wuchtig anmuten mag, flacht nach 20-30 Minuten ab zu einer weicheren Mischung aus Blüten, die ordentlich schwer sein könnten, es aber in diesem Fall nicht sind. Alles wird weicher, anziehender. Der Duft hat etwas Cremiges, ohne dass es zu süß oder klebrig wird, vielleicht auch etwas ganz leicht Pudriges, ohne trocken zu wirken. [Rose und Veilchen sind hier die Überraschungen in den gelisteten Duftnoten und um die Iris zu erwischen muss ich schon genau im richtigen Moment an der richtigen Stelle schnuppern... Die anderen Blüten kann ich hier eher verorten. Ich möchte ja immer noch von jeder mal einen Vertreter in natura nebeneinander stellen und dann ein paar Stunden mit dem Parfum auf meinem Arm davor sitzen und vergleichen... Sollte ich das jemals schaffen, wird das Ergebnis hier ergänzt.]

Basis:
Schließlich kommt er langsam: ein dunkler Hauch unter den hellen Blütenblättern. Erdig? Patchouli? Eine Ahnung von ... hm ... ambriertem Moschus?
Was als Basis nach 12 h noch auf der Haut ist, ist weich und schmeichelnd, nicht zu schwer, nicht zu süß... Ein bisschen Moschus, ein bisschen kühler Amber, ein klein bisschen Süße [das wird wohl die Vanille sein], und irgendwie noch ein Rest von "Grün"... [Vetiver?] Einzelne Komponenten fallen mir hier äußerst schwer herauszufiltern. Ist aber auch gar nicht so schlimm, denn das Gesamtwerk passt.

Haltbarkeit und Sillage:
Bei mir ist die Projektion v.a. bei warmen Temperaturen am Anfang ziemlich stark, beruhigt sich aber nach der ersten Stunde und bleibt nach einer weiteren in eher körpernahen Grenzen. Haltbarkeit auf der Haut bei mir ca. 10-12 Stunden. In den Haaren hängt die Basis auch nach am nächsten Morgen nach 24 h noch.

Zum Flakon:
Da ist kein Blasebalg dran wie auf dem offiziellen Parfumo-Bild - zumindest nicht bei der 75 ml Version. ABER: Der Sprühnebel ist ein Traum von Feinheit und er fächert so weit aus, dass man locker 4 Handgelenke parallel besprühen könnte. Wer gerne mal seine oder ihre langen Haare durch einen einzigen Sprühstoß schwingt, ist hiermit perfekt bedient. Kein Deckel, dafür ein hübscher kleiner Stopperring, der beim Transport versehentliches Sprühen verhindert.

Fazit:
Wenn ich Lust habe auf blumige Frische, ohne dass es zitrisch oder aquatisch werden soll, oder auf weich, ohne dass es schwer werden soll, auf süßlich, ohne dass ich in die gourmandige Richtung gehen will, dann passt Lily mir hervorragend.
Ich mag ihn übrigens an der frischen Luft deutlich lieber als in geschlossenen Räumen. (Aber das, was im Zimmer noch in der Luft hängt, wenn ich 9 Stunden später wieder nach Hause komme, ist ganz wunderbar zart und belebend.)

Und sonst?
Im Laden auf Madeira, wo ich das Parfüm letztlich erstanden habe, wurde dieser Duft von der Verkäuferin beworben als der aktuelle (Herbst 2021) Bestseller von O Boticário. Von den diversen Tests die ich dort im Laden auf Papier und Haut aufgesprüht und dann über Stunden mit mir herum getragen habe, gefiel dieser mir tatsächlich am besten. Ein schöner, blumiger Duft, passend zur Blumeninsel, auf der er mich dann in den zwei Wochen Urlaub wiederholt erfreut hat. Also bin ich vermutlich auch ein bisschen voreingenommen, weil ich mit ihm die wohlverdiente Erholung nach einem Jahr harter Arbeit verbinde. ;)
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