Bluebird 2014 Eau de Parfum

Annie
07.10.2014 - 06:01 Uhr
4
Hilfreiche Rezension
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Urlaub am Meer.

Es gibt sie, jeder hat sie mal. Diese Tage an denen nichts geht, an denen die Stimmung wie durch eine graue Wolke verhangen ist, die Mundwinkel neben den Kniekehlen hängen und man einfach seine Ruhe haben und sich vor der Welt verstecken möchte.

Heute ist einer dieser Tage. Es ist kalt, grau und es regnet bereits seit Stunden wie aus Eimern. Ich sehne mich nach Sonne, Strand und Urlaub, um die gedankliche Tristesse zu vertreiben. Kein Duft ist heute gut genug und keine Abfüllung kann meine Stimmung heben. Doch dann fällt mein Blick auf die, zuletzt ziemlich vernachlässigte, Probenschachtel von Olivine. Bluebird gefiel mir (trotz Neroli) schon beim ersten Test sehr gut und ein erneuter Auftrag bei etwas kühlerem Wetter kann ja nicht schaden.

Auf einmal finde ich mich in Griechenland wieder. Besser gesagt auf Kreta, wo ich mit meiner Familie vor über 20 Jahren Urlaub gemacht habe. Ich stehe mitten in einem Orangenhain. Meine (damals) zweijährige Schwester trägt mit stolz geschwellter Brust eine große Tüte Orangen vor sich her und lacht. Der Himmel ist blau, die Sonne strahlt und man kann beim kleinsten Lufthauch den Duft der Sonnencreme wahrnehmen, die wir aufgetragen haben. Im Hintergrund hört man das Meer rauschen und der salzige Duft der Meeresbrisen lädt uns ein, ein Bad im kühlen Nass zu nehmen.

Das ist Bluebird für mich. Ein Urlaub am Meer, voller schöner Erinnerungen. Der Duft startet zitrisch- herb, was dem Neroli in der Kopfnote zu verdanken ist. Nach einem intensiven Beginn wird der Duft immer sanfter, runder und auch ein bisschen süßer, bleibt aber minimal fruchtig und erinnert teilweise wirklich an die oben erwähnte Sonnencreme. Das Neroli zieht sich bald zurück und die Orange wird dominanter, was vermutlich durch die Blutorange kommt. Die Lilie macht den Duft rein, hell, fast schon unschuldig. Diese Blütenpracht ist auf einer Vanille- Moschus- Basis gebettet, das den Duft im weiteren Verlauf sehr weich und cremig macht.

Wenn ich dem Duft eine Farbe geben könnte, wäre es vermutlich ein weißer bis hellgelber Farbton, denn Bluebird strahlt. Auch, wenn alles andere in seiner Umgebung es nicht tut. Die Sillage ist dabei in Ordnung, die Haltbarkeit sehr gut. Als ich den Duft abends aufgetragen habe, bin ich am nächsten Morgen noch mit ihm aufgewacht.

Bluebird ist nichts für heiße Sommertage, dafür aber für Menschen, die Neroli nicht so gut leiden können und auch mit Orangenblütendüften so ihre Probleme haben.

Während ich mich im Raum umschaue, fällt mein Blick auf das Komboloi, welches ich im besagten Griechenland- Urlaub von einem alten Mann geschenkt bekommen habe. Es hängt schon seit Jahren als Glücksbringer an meiner Schreibtischlampe. Nun habe ich, neben dem Komboloi, mit dem Duft ein zweites Stück, das mich an diese wundervolle, freie, unschuldige Zeit erinnert.
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