Mandorla Eau de Parfum

RaniJuli
30.09.2021 - 05:37 Uhr
9
Hilfreiche Rezension
8
Preis
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Von Filmdiven, Puderquasten & Mandelmilch

Ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen: Auch ich wundere mich über die bisher eher verhaltende Bewertung des wunderschönen Dufts "Mandorla" von Ortigia.

Ich habe ihn aus einem glücklichen Impuls heraus in einem kleinen Laden in der Altstadt von Vilnius gekauft, der mich durch seine wunderschön nostalgisch und fantasievoll gestaltete Schaufensterauslage ins Innere zog.

Und was soll ich sagen: Die Magie setzte sich drinnen fort!
Jedes einzelne Stück der Sortiments war mit Liebe und viel Geschmack ausgesucht. Alles spiegelte die feine Originalität der Besitzerin des Ladens wieder. Eine Frau in den 40ern, elegantes Seidenkleid, blonder lockiger Bob-Haarschnitt, Körperhaltung und Gestik einer früheren Bühnen-Tänzerin.

Sie begrüßte mich freundlich, ließ mich dann beim staunenden Umherwandern aber völlig in Ruhe - die perfekte Mischung. Natürlich zog es mich direkt zum Regal mit den Parfums. Zwei Marken führte das kleine Geschäft: Ortigia und Papillon Rouge.

Nun muss ich erwähnen, dass sich meine Begeisterung für das Olfaktorische und das Visuelle beinah die Waage halten. Deshalb griff ich sehr angetan zu den originellen Flakons von Ortigia mit den wie direkt aufs Glas und authentisch handgemalt aussehenden Leoparden. Begutachten (der Duft heißt Mandorla, also Mandel, perfekt) - Schnuppern - hmmmm - Aufsprühen...HMMMM. Was hier von meinem Handgelenk aufsteigt, lässt unmittelbar ein Bild vor meinem inneren Auge entstehen.

Das einer Filmdiva der 30er Jahre, die in einem wunderschön bedruckten Seidenkimono vor ihrem ausladenden Kosmetiktisch sitzt und mit aller Zeit der Welt und einer großen weichen Quaste ihr teures Puder aufträgt. Nichts hetzt sie, die Welt da draußen wird auf sie warten. Dies ist ein Ritual, das Zeit braucht. Zwischen silbernen Haarbürsten, Kristallflakons und Puderdosen steht eine hohe schlanke Vase mit einigen Zweigen voll weißer Blüten - Mandelblüten, die sie an ihre letzte Reise nach Italien erinnern. Neben der Vase findet sich noch ein kleiner weißer Porzellanteller mit feinem Golddekor und dem zarten mit Puderzucker bestäubtem Mandelgebäck, das sie ebenfalls auf dieser Reise kennen- und lieben gelernt hat...

So, wie es in diesem Moment an diesem Ort riecht: So riecht "Mandorla"!
Der Duft hüllt mich für gute 7 Stunden ein, zieht sich zwischenzeitlich sanft zurück, um mir dann bei einer bestimmten Bewegung unverhofft wieder in die Nase zu steigen.
Er verändert sich dabei nur minimal. Zu Beginn nehme ich eine leicht gourmandige Mandelnote war, die nach ca. 2 Stunden einem weichen nie aufdringlichen Puderduft Platz macht.

"Mandorla" ist kein Duft für den großen Auftritt, sondern für die Stunden davor.
In denen man sich Zeit für sich nimmt und die Vorfreude langsam wächst.
Oder noch einen Spaziergang in der Dämmerung macht, weil gerade jetzt die Blumen in den Gärten ringsum besonders schön duften.

Dafür könnte ich mir keinen besseren Begleiter wünschen!

3 Antworten