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Top Rezension
Ja, bist etz deppert? Ein Selbstgespräch
Wenn ich mir so meine Sammlung ansehe, kann ich ausser einer gewissen Vorliebe für Tuberosenkracher, Gourmands und dem Hang zu schweren Winterdüften, nicht so recht einen roten Faden erkennen. Was bei mir aber völlig fehlt, sind fruchtige Düfte. Mag ich nicht, mochte ich noch nie besonders und werd ich auch nie.
Denkste.
Als Geschenk zu meinem Gorseland-Bunkerflakon kam unter anderem eine Probe von Cassili. Nun, PdM... gehyped und in meinen Augen eher für die jungen, modernen Frauen, die MCM-Shopper spazieren tragen und somit eindeutig nicht für mich, die am liebsten Pilze im Wald jagt oder auf Trödelmärkten nach 70er-Jahre-Prilblumen-Bettwäsche. Also weggelegt und mich erstmal über das gute Stück von Jorum Studio gefreut.
Der Vormittag des nächsten Tages:
aufgeräumt und dabei wieder das Pröbchen in die Hand genommen. Was riecht denn hier so gut? An den anderen Proben geschnüffelt, gesprüht und nein, die waren es nicht. Also wieder meiner Wege gegangen und vor mich hingewerkelt.
Der Nachmittag desselben nächsten Tages:
Nach einem ausgiebigen Bad der Wohnung und mir in diversen Putzmitteln, eine kleine Pause. Und ich testete Cassili. Genau diese Probe hatte diesen schönen, blumig-fruchtig-cremigen Duft verströmt. Ich schnüffle genauer: Johannisbeeren? Vielleicht ein Pfirsich? Rosen? Woher kommt die Cremigkeit? Eine Tonkabohne, 80er-Jahre-Barbies und ein Ich, das lange verschwunden war?! Hm. Nein, das passt doch nicht zu mir! Fruchtig, süss und fluffig statt krautig, rauchig und balsamisch?
Der Abend desselben nächsten Tages:
Es lässt mit keine Ruhe und er nicht nach. Er ist noch da. Genauso intensiv und strahlend. Ich lese die Duftpyramide nach, Rezensionen, ähnliche Parfums. Der Flakon pfirsichfarben und in der Herznote: eine Pflaume? Bin ich die Pflaume? Bin ich die, die im späten, goldenen Oktober dem Drang eines Splitters eines alten Ichs nachgibt und doch noch eine Früchtetäterin wird? Soll ich meinem Stil untreu werden? So kurz vorm Winter und allen seinen und meinen Gourmands? Ich war doch schon soo lange keine zwanzig mehr! Ja, bin ich denn deppert?!
Dabei ist die Frage anders gestellt viel wichtiger: warum nicht? Wenn Düfte für mich immer Erinnerungen sind - neue, alte, längst verloren geglaubte - dann passt Cassili doch sicher auch irgendwo zwischen Carduus und Confetto? Und ist das letztlich nicht auch egal? Es ist nun mal ein schöner Duft.
Mei, bin ich deppert.
Denkste.
Als Geschenk zu meinem Gorseland-Bunkerflakon kam unter anderem eine Probe von Cassili. Nun, PdM... gehyped und in meinen Augen eher für die jungen, modernen Frauen, die MCM-Shopper spazieren tragen und somit eindeutig nicht für mich, die am liebsten Pilze im Wald jagt oder auf Trödelmärkten nach 70er-Jahre-Prilblumen-Bettwäsche. Also weggelegt und mich erstmal über das gute Stück von Jorum Studio gefreut.
Der Vormittag des nächsten Tages:
aufgeräumt und dabei wieder das Pröbchen in die Hand genommen. Was riecht denn hier so gut? An den anderen Proben geschnüffelt, gesprüht und nein, die waren es nicht. Also wieder meiner Wege gegangen und vor mich hingewerkelt.
Der Nachmittag desselben nächsten Tages:
Nach einem ausgiebigen Bad der Wohnung und mir in diversen Putzmitteln, eine kleine Pause. Und ich testete Cassili. Genau diese Probe hatte diesen schönen, blumig-fruchtig-cremigen Duft verströmt. Ich schnüffle genauer: Johannisbeeren? Vielleicht ein Pfirsich? Rosen? Woher kommt die Cremigkeit? Eine Tonkabohne, 80er-Jahre-Barbies und ein Ich, das lange verschwunden war?! Hm. Nein, das passt doch nicht zu mir! Fruchtig, süss und fluffig statt krautig, rauchig und balsamisch?
Der Abend desselben nächsten Tages:
Es lässt mit keine Ruhe und er nicht nach. Er ist noch da. Genauso intensiv und strahlend. Ich lese die Duftpyramide nach, Rezensionen, ähnliche Parfums. Der Flakon pfirsichfarben und in der Herznote: eine Pflaume? Bin ich die Pflaume? Bin ich die, die im späten, goldenen Oktober dem Drang eines Splitters eines alten Ichs nachgibt und doch noch eine Früchtetäterin wird? Soll ich meinem Stil untreu werden? So kurz vorm Winter und allen seinen und meinen Gourmands? Ich war doch schon soo lange keine zwanzig mehr! Ja, bin ich denn deppert?!
Dabei ist die Frage anders gestellt viel wichtiger: warum nicht? Wenn Düfte für mich immer Erinnerungen sind - neue, alte, längst verloren geglaubte - dann passt Cassili doch sicher auch irgendwo zwischen Carduus und Confetto? Und ist das letztlich nicht auch egal? Es ist nun mal ein schöner Duft.
Mei, bin ich deppert.
6 Antworten


Aaaaaber: Immer wieder (selten genug übrigens) treffe ich auf einen Duft, der bei mir alles richtig macht. Bei dem ich auf einmal feststelle: Es ist nicht das Obst an sich, sondern die Art und Qualität, wie es oft genug im Duft verbaut wurde, die mir das Fruchtige verleidet.
Schön geschriebener Neugierigmachertext.
Wir sollten nie verlernen unsere festgefahrenen Meinungen/Vorlieben/Vorurteile (?) auch wieder über Bord werfen zu können ☝🏻!
Gut gesprochen und gar nicht deppert 👌🏻😊!