Amber pour Homme 2006 Eau de Toilette

MarkRipley
13.04.2017 - 12:35 Uhr
5
Sehr hilfreiche Rezension
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Der Gegensatz-Duft: Klassisch-synthetisch/blitzsauber-muffig

Der bisher am schwersten einzuschätzende Duft ist für mich Prada Amber pour Homme. Eine abwechslungsreiche Komposition offenbart sich hier, die ich erst nach einigen Anläufen so richtig herausriechen konnte, da der Duft auf den ersten Riecher überaus synthetisch-linear wirkt.

Die Kopfnote ist sehr klassisch-sauber geraten. Bergamotte und Neroli empfinde ich als dominante Noten, unter denen ein hell-pudriger Synthetik-Teppich liegt. Insgesamt wirkt der Duft direkt nach dem Aufsprühen frisch und beinahe sommertauglich mit einem cremigen Unterton. Wenn offenkundig synthetische Noten so eingeflochten werden, überrascht mich das tatsächlich und gibt Hoffnung, dass die Zukunft der Duftwelt auch mit 100% Laborzutaten spannend und abwechslungsreich bleibt, da sich möglicherweise gänzlich neue Duftsphären damit erschaffen lassen.

Eine Enttäuschung folgt jedoch im weiteren Verlauf: In der Herznote gesellt sich leider eine intensive Würze hinzu, die ich der Myrrhe zuschreibe. Dass eine einzelne Duftnote so sehr stören kann, hatte ich bisher noch nicht erlebt. Die Sauberkeit weicht dadurch und es kehrt eine seltsame Muffigkeit ein, die durch die nun stärker hervortretende Pudernote die Assoziation einer ungepflegten, aber aufgedonnerten Dame hervorruft: Drei Tage nicht geduscht, gerade (heimlich) einen Döner mit extra Zwiebeln verspeist, aber Hauptsache der Lidstrich sitzt und die Nase glänzt nicht. Vielleicht lässt sich das auch dadurch erklären, dass ich Pudergeruch allgemein als nicht sauber, ja sogar eher schmutzig wahrnehme. Bei Midnight in Paris finde ich die Pudernote aufgrund des dunklen Duftcharakters ganz hervorragend umgesetzt, wohingegen Amber pour Homme für meine Nase einen unvereinbaren Kontrast erzeugt, der dank guter Haltbarkeit auch erstmal lange vorhält.

Die Basis verdient jedoch Anerkennung, da sie mit ihrer vanilligen Süße einen idealen Ausklang bietet, den Duft jedoch zusammen mit der dauerhaft präsenten Pudernote eher in die Herbst-/Winter-Ecke schiebt. Eventuell nehme ich die letzte Phase auch etwas verzerrt und damit als besonders angenehm wahr, da die Hernote mich zuvor so belastet hat. Insgesamt ist der Duft wirklich eigenständig und auf Papier und Kleidung für mich fast durchgängig wohlriechend und gepflegt-sauber, jedoch auf der Haut im Mittelteil schon fast abstoßend miefig. Ein Blindkauf wäre folglich eine denkbar schlechte Entscheidung.

Haltbarkeit: ca. 8 Stunden; wird erst nach 6 Stunden langsam hautnah

Sillage: gut wahrnehmbar, langanhaltend; nicht raumfüllend
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