Infusion de Vétiver Prada 2010

Infusion de Vetiver geriert sich als Abkehr von der Andrierschen Seifen- und Puderdoktrin, treibt aber zugleich Pradas "Reinheitsgebot" auf die Spitze. Was hier die Haut benetzt, ist von solch klinisch sauberer Frische, dass man sterbende Mikroben förmlich aufheulen hören kann.
Ein transparenter, minziger Grünakkord, der einem Sagrotan-Hygienespray verdächtig nahe kommt, beherrscht die ersten Stunden und pflanzt sich in grasigen Noten fort. Auch die Assoziationen von allsommerlich gehexeltem Grünzeug und Eimern voll frisch gesäbeltem Schnittgut scheinen mir naheliegend.
Jedoch kann ich dieses leichte, ozonartige Gewächshaus-Aroma nur schwer mit einigen den angegebenen "Zutaten" in Verbindung bringen. Alles, was sich mir im erstaunlich linearen und zugleich langwierigen Duftverlauf erschließen will, sind frische Gurke und Minze im Diensten eines Vetivers von der leichtbekömmlichen Sorte. Seiner Bestimmung, ein wenig Würze in diesen kalten Reigen zu bringen, bleibt der Pfeffer leider schuldig.
In dieser Konsistenz empfiehlt sich Infusion de Vetiver als zitronenfreies Schönwetterparfum für diejenigen, die an Sommer- und Sporteditionen anderer Designer gründlich ermüdet sind. Vor allem aber für Mehrmals-am-Tag-Duscher.
Hygienefanatiker, nehmt dies!