Luna Rossa Carbon 2017

Mrkfk
17.09.2020 - 12:44 Uhr
17
Top Rezension
6
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft

Er will gar nicht gehört werden.

Vorgeplänkel
Als Parfums noch etwas besonderes waren bekam ich sie zu Weihnachten, Ostern und zu meinem Geburtstag geschenkt. Da waren sie noch was besonderes. Meine Familie hatte recht offensichtlich ein Faible für frische, fruchtige und süße Duftnoten. Als ich vorsichtig angedeutet habe, dass ich etwas markanteres ausprobieren möchte, lag zu Weihnachten etwas unterm künstlichen Christbaum wovor sich viele fürchten (nicht vor dem künstlichen Christbaum, sondern von dem was darunter lag): Sauvage (Eau de Toilette). Lange Zeit für mich der Heilige Gral meines Duftregals und der Anstoß mein Geld mehr oder weniger sinnvoll in Duftneuanschaffungen und Blindkäufe zu investieren (in beiden Fällen oft Letzeres). Letztendlich hat mich dieses neue Hobby in den elitären Kreis der Duftfetischisten, also zu euch hierher verschlagen. Ein Fluch und Segen zugleich.
Wie ich eben schon kurz habe anklingeln lassen, bin ich von der Sauvage-DNA durchaus angetan, weswegen zusätzlich das Eau de Parfum in meine Schubladen-Schrank-Kombi oder so ähnlich einziehen durfte. Auch wenn ich unabhängig vom Parfum mit der Dosierung Vernunft walten lasse, empfinde ich die Ambroxan-Bombe nicht immer als den optimalen Begleiter.
Da ich im Beruf i.d.R. Prada L‘Homme trage (dessen Iris mir zunehmend zum Hals raus hängt), bin ich in deren Sortiment über Luna Rossa Carbon gestolpert, welches/r mein Ambroxan-Pfeffer-Dilemma löst.

Duft
Eine Ähnlichkeit zu Sauvage ist unverkennbar (ich werden den Namen fortan nicht mehr benutzen, versprochen). Luna Rossa Carbon ist dessen vorpubertärer kleiner Bruder.
Die Kopfnote (ihr wisst schon, das Ding direkt nach dem Sprühen) unterscheidet sich m.M. von allen BigBrother-Varianten (samt Writer) und kommt sehr frisch, metallisch, synthetisch aus dem Sprühkopf. Dabei schwingt eine angenehme Brise Bergamotte und zitrische Noten mit.
Nach und nach mischten sich Pfeffer und Ambroxan dazu, weswegen Parallelen zum "Wilden" erkennbar werden. Das Vorbild schreit regelrecht nach Aufmerksamkeit, der kleine Bruder wartet brav bis er an der Reihe ist. Die metallische Synthetik verzieht sich und macht einer süßen Patchouli-Note Platz, welche sich dem dominanten ambroxanischen Pfeffer entgegenstellt und die hinlänglich bekannte Schärfe geschmeidig unterwandert und entschärft (die Schärfe wird entschärft, ich glaubs ja nicht). Dadurch weniger stechend, eleganter, filigraner, erwachsener als sein älterer Bruder und in Summe angenehmer für alle Beteiligten. Allzeit begleitet von leichten Lavendelnoten.
Meine Einbildung sagt mir zudem: eine Prise Puder. Möglicherweise weil ich Prada vorgeschädigt bin oder eben weil jener Schriftzug auf dem Flakon prangt.
Die Graphitnote nehme ich nicht sehr ausgeprägt war. Unter Umständen muss meine Anfängernase hier noch Nachhilfe nehmen.

Haltbarkeit und Sillage
Wohingegen ich aktuell bei vielen Düften (auch kostspieligeren Nicht-Designer-Düften) eine überschaubare bis hin zu einer fast schon fragwürdigen H/S wahrnehme (bzw. nicht wahrnehme), finde ich diese hier durchaus im akzeptablen Bereich. Ein Überflieger (ich hasse den Begriff "Beast") ist nicht zu erwarten. Zumindest bei mir, welch einer doch ab und an mit Haltbarkeitsproblemen zu kämpfen hat, kann ich ihn nach rund 8 Stunden, wenn auch sehr hautnah, noch wahrnehmen. Am Hemdkragen entsprechend länger. Die Projektion fährt relativ schnell zurück.

Flakon
Nichts außergewöhnliches und kein Totalausfall. Haut niemandem vom Hocker, stößt aber auch nicht übel auf. Es gibt keinen Deckel, dafür wurde ein transparenter Aufsatz für Reisen beigelegt, damit sich der Sprüher nicht selbständig macht.
À propos Sprüher: die Menge eines Sprühstoßes empfinde ich als überdurchschnittlich viel.

Letzten Herbst hat er mir als Dumb Reach (ein Hoch auf den denglischen Neologismus) wertvolle Dienste fürs Büro erwiesen. Dieses Jahr sind andere an der Reihe.
Nach dem vielen Blabla bin ich nun doch verwundert, dass mein Erstlingskommentar (an diesem Punkt gelobe vorab zukünftig inhaltliche und lyrische Besserung) nach fast 2 Jahren ausgerechnet auf Luna Rossa Carbon fällt, da ich doch eine ganze Reihe anderer Lieblings(parfüm)kinder habe.

In diesem Sinne einen schönen Abend allerseits.
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