Luna Rossa Extreme 2013

PBregovich
15.09.2020 - 05:09 Uhr
13
Sehr hilfreiche Rezension
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Blindbuys

Jeder, der schon etwas bei Parfumo dabei ist, weiß dass das Communityerlebnis von vielen sehr ähnlich verläuft. Mal kauft man viel zu viele Abfüllungen, dann entdeckt man die Sharings, Tauschoptionen und irgendwann ist der Schrank viel zu voll. Ich spreche aus Erfahrung (wie ein kurzer Blick in meinen Ordner "Abfüllungen" verrät).

Eine weitere Aktion, zu der man sehr leicht verleitet wird, wenn man sich erst mal so richtig in die Materie eingelesen hat, sind die Blindbuys. Diese gottverdammten Blindbuys. Ich gestehe, ich habe so einige selbst getätigt. "Aqva Amara (Eau de Toilette)", "CH Men Grand Tour", und einige andere. Besonders Anfangs habe ich diese bereut, da ich mich nicht so gut auskannte und mir die Duftpyramiden so ziemlich nichts gesagt haben. Bei vielen habe ich dennoch Glück gehabt.

Ein solcher Duft ist auch der Luna Rossa Extreme. Bei ihm hatte ich mich schon ein wenig eingelesen in Duftpyramiden und war mir sicher, dass der Duft etwa meinen Vorlieben entspricht. Dazu kam noch der Druck der Einstellung der Produktion und ehe du dich versiehst hatte ich ihn schon in der Hand.

Beim ersten Sprühstoß kam die erste große Ernüchterung. Das kann es doch nicht sein, dachte ich mir. Ein riesiger Pfefferstoß, gefolgt von einem Lavendel-Zitrus-Gemisch, was irgendwie unkoordiniert und, ganz ehrlich, uninteressant roch. Ich hatte mir nicht lange davor den "Le Mâle Terrible" aus dem Hause Jean Paul Gaultier gekauft und merkte hier ziemlich starke Parallelen zwischen beiden Düften. Ich war ein wenig enttäuscht und hab den Blindbuy bereut.

Den Flakon habe ich dann erst mal beiseite gelegt und mich meinen alltäglichen Aufgaben gewidmet. Mit der Zeit habe ich dann gemerkt, dass der Duft immer angenehmer wird. Der Pfeffer weicht der Vanille und dazu kommt dann noch ein gewisser samtiger Hintergrund. Mehr und mehr hat er mir gefallen, mehr und mehr differenzierte er sich von "Le Mâle Terrible". Der Duft wird in seinem Verlauf immer süßer und wärmer bis er in vollständiger Vanille ausklingt.

Das ist auch der Moment, als ich gelernt habe Düften ein wenig mehr Zeit zu geben. Besonders im Designerbereich ist ja die Kopfnote oft nur sehr kurz und weicht sofort dem weitern Duftverlauf, der dann entweder linear ist oder im Drydown nur ein paar Noten misst. Bei diesem Duft dauert der Wandel ein wenig länger und ist auch wirklich bemerkbar.

Der Duft ist weder zu stark, noch zu schwach. Ich trage ihn insbesondere gerne an warmen (nicht heißen) Abenden im Sommer, Spätfrühling und im frühen Herbst. Was ich besonders interessant an Luna Rossa Extreme finde, ist der Kontrast zwischen dem abweisenden und kühlen Opening und dem weiteren einladenden, warmen Duftverlauf.

Für einen Duft aus dem Hause Prada ist er wirklich sehr interessant und könnte unter anderem Namen sicher auch als Nischenduft durchgehen. Daher auch meine Enttäuschung, dass der Duft vom Markt genommen worden ist. Meine Annahme ist ja, dass der Duft sich aufgrund der Kopfnote nicht so gut verkaufen lassen konnte. Viele potentielle Käufer basieren ihren Einkauf ja auf Kopfnotentests, das oft noch vom Papierstreifen, und da kann der Luna Rossa Extreme definitiv nicht begeistern. Das hat dann wohl auch zu schwächeren Verkaufszahlen geführt.

Alternativen zu diesem Duft gibt es leider keine. "Le Mâle Terrible" geht in eine ähnliche Richtung, misst aber die Tiefe des Drydowns, "Luna Rossa Black" hat eine ähnliche DNA, ist dann aber komplett anders.

Am Ende des Tages bereue ich diesen Blindkauf nicht, bin aber definitiv ein wenig vorsichtiger geworden. Gratulation an diejenigen, die den Duft noch ergattern konnten. Eines der vielen eingestellten Juwelen aus dem Designerbereich.
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