Turkish Leather 2016

Chizza
01.06.2021 - 14:14 Uhr
24
Top Rezension
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft

Warmes Leder mit Datteln und etwas Rauch

Prins frühere Marke Pryn Parfum ist mir alleine aufgrund von Taiga sympathisch, welcher da einen spannenden waldigen Duft darstellt. Turkish Leather wiederum erinnert mich unzweifelhaft an sein späteres Werk Anatolia und doch ist der Verlauf ein ganz anderer weswegen süß-ledrig als Beschreibung äußerst irreführend ist. Gerade wenn man so was wie Ombre Leather als süß-ledrig betitelt. Kurz habe ich überlegt, ob ich hier nicht wieder eine Wolle-Geschichte einbaue, aber nein. Wolle trinkt keinen Raki, das kann er nicht aussprechen und wird auch nicht beim Discounter in Dosen verkauft.

Turkish Leather beginnt direkt sehr üppig. Süße Einflüsse treffen auf fettes, sonnenverbranntes Leder, im Hintergrund weht der Duft von Datteln herüber. Dabei meine ich nicht die hier meist erhältlichen trockenen Datteln aus Tunesien sondern ich spreche von den saftigen Datteln, welche für mich nach Karamell schmecken und wo ich auch nachvollziehen kann, warum man gerne Datteln isst. Kaufe ich selbst ab und an bei uns in türkischen oder arabischen Läden.

Ja, zu Beginn sind sowohl Lokum als auch die Dattel in ihrer Süße relativ stark vertreten. Das Kakaopulver nehme ich nicht einzeln wahr, fügt den anderen süßlichen Ingredienzen jedoch noch einen pudrigen Überzug bei. Das Leder ist ebenfalls sofort bemerkbar, jedoch noch in der Defensive. Erst nach rund 30-60 Minuten kommt es dem Protagonisten gleich, wird dabei aber von einem Hauch Oud sowie Weihrauch flankiert. Das Oud unterstreicht für mich die Kakao-Note, holzig und würzig, der Weihrauch erinnert dann an Räucherwerk auf dem Basar wobei für einige Zeit die Materialien um die Dattel herum fast komplett verschwunden sind.

Soweit, sogut möchte man meinen und tatsächlich muss man hier erwähnen dass der Duft nichts für Lederenthusiasten ist. Das Leder wurde nämlich so stark verwoben dass je nach Phase des Dufts andere Ingredienzen im Vordergrund stehen. Daher muss man zweifellos Dattel und dergleichen mögen denn diese lässt den Duft auch ausklingen. Weihrauch und Leder, das ist irgendwann nicht mehr. Ohnehin muss man sich dem Inhaltsstoff Lokum widmen was eine extrem vielseitige orientalische Süßigkeit sein kann, mitunter wird Rosenwasser verbaut und dieses meine ich punktuell wahrzunehmen.

Vom Flair her fühlt man sich logischerweise auf einen türkischen Basar versetzt wobei ich das bei Anatolia noch intensiver bemerke. Leder und Weihrauch schaffen hier eine Distanz, wenngleich beide warm und nahbar auftreten. Jedenfalls, um den Bogen zu spannen, ledrig-süß? Für mich eher ledrig-fruchtig. Aber dann denkt auch jeder an Himbeeren. Vielleicht wäre Royal Leather mit seiner trockenen und gedörrten Fruchtnote eine passende Vergleichsmöglichkeit.
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