Ich habe ja ziemlich an den Düften aus der Reihe Pryn Parfum herumgestänkert, das gebe ich offen und ehrlich, wie ich nun mal bin, auch zu.
Das gesamte Konzept hat sich mir nach ausgiebigem Test leider kaum erschlossen und sich als nicht besonders angenehm und tragbar für meine Vorlieben erwiesen.
Waren doch zu oft welke Blumen, abgestandenes Wasser und ähnlich merkwürdige Geruchszusammenstellungen im Spiel. Das mochte ich schon kaum als Duft bezeichnen.
Aber da ich mich unerschütterlich durch 10 Düfte durchgeschnüffelt habe, konnte ich letztlich doch einen Duft entdecken, der mir wirklich gefällt. Und das sogar aus einer Duftrichtung, mit der ich an sich überhaupt nichts anfangen kann. Leder... Oh Schreck, oh Graus.
Wenn ich schon "ledrig" lese, dann weiß ich, es wird Zeit in einer Staubwolke am Horizont zu verschwinden. Ledernoten sind mir immer sehr unangenehm und haben mir schon so manchen Duft verleidet, mochte er auch noch so gut sein.
Ich mag es einfach nicht gern riechen, wenn es allzu dominant auftritt. Im Hintergrund als begleitende und unterstützende Note finde ich Leder angenehm, da stört es mich nicht.
So war ich auch mehr als skeptisch, als ich die Probe vom Turkish Leather zur Hand nahm. Wenn Leder schon im Namen auftaucht, dann wird das wohl die volle Lederdröhnung und ein Verriss, der sich gewaschen hat, könnte dann gar verfasst werden.
Doch was dann tatsächlich folgte, war eine mehr als angenehme Überraschung!
Schon beim ersten Sprüher vernahm ich kein olles miefiges Leder, sondern einen schönen, sehr gut ausbalancierten und fein gewürzten Duft, der direkt aus einem dieser tollen Läden, die haufenweise orientalische Köstlichkeiten verkaufen, stammen könnte. Diese feinen kleinen Dingelchen, die so oberlecker sind, daß man nie weiß, was man zuerst nehmen soll und wo man immer versucht ist zu sagen "Ich hätte gerne alles!"
Wenn da dann diese Figurprobleme nicht wären... vom Geldbeutel ganz zu schweigen.
Da geht es los mit einer wärmenden würzigen Note und einer feinen appetitlichen Süße. Das sollte von der Kombination Lokum (kleine süße Häppchen aus gekochtem Sirup, oft mit Zusatz von Zitrusaromen, Rosenwasser, gehackten Nüssen, Mandeln, Pistazien, in Puderzucker oder Kokosraspeln gewälzt, findet man in der Türkei praktisch auf jedem Markt), Piment und Dattel herrühren, die Dattel ist in diesem Fall sogar karamelisiert. Diese Süße ist tatsächlich alles andere als aufdringlich, ich möchte sie eher als ausgewogen bezeichnen.
Eine feine ledrige Note ist auch schon früh zu bemerken, diese ist aber, anders als erwartet und befürchtet, sehr angenehm und zurückhaltend und sticht keine Sekunde unangenehm heraus und erinnert mich nicht an abgewetzte Lederjacken, schrabbelige Aktentaschen oder sonstige Schrecknisse.
Da fiel mir gleich ein Felsbrocken vom Herzen.
Diese warmwürzige Süße hält sich über viele Stunden und wird später mit einem Hauch Weihrauch etwas herber und mit etwas Ambra vertieft.
Andere Noten wie Raki oder Oud sind hier wohl nur in sparsamsten Dosen verwendet worden, wirklich herausriechen kann ich sie nicht, was mich aber auch nicht weiter stört. Das alles rundet den Duft wirklich sehr schön ab.
Ein besonders spannender Verlauf ist bei Turkish Leather nicht zu bemerken, der Duft behält seine warme Würze die gesamte Zeit über. Auch das Lineare hat mich nicht gestört, im Gegenteil, ich finde es hier sehr angenehm, daß der Duft noch nach vielen Stunden genauso wahrzunehmen ist wie am Anfang.
Ein weiterer Pluspunkt, der erwähnenswert ist, ist die hervorragende Haltbarkeit von locker 12 Stunden bei einer moderaten Projektion. Man wird mit diesem Duft zwar wahrgenommen, doch ist Turkish Leather niemals aufdringlich und somit auch bürotauglich.
Die kältere Jahreszeit würde ich eher empfehlen als die wärmere. Die würzig-süße Kombination könnte bei hohen Temperaturen evtl. doch etwas zu viel werden. Doch das könnte man einfach ausprobieren.
Leider muß ich auch hier anmerken, daß der Sprüher des kleinen Probenphiölchens unterirdisch gearbeitet ist und man den Sprühkopf regelrecht wieder hervorpulen muß nach einem Mal sprühen.
Ich freue mich, daß ich unter doch recht vielen von mir als unangenehm empfundenen Düften von Pryn doch einen gefunden habe, der mir gut gefällt und der mich ein klein wenig mit der Duftnote Leder aussöhnt.
Doch weitere Düfte mit Leder werden weiterhin argwöhnisch beäugt.
Hier kann ich sagen, diese Testreihe hat einen versöhnenden Abschluß für mich gefunden und ich danke Angua noch einmal ganz herzlich, daß sie mir das Testen der Pryn Parfums ermöglicht hat.
Einziehen wird der Duft allerdings nicht, die Beschaffung erscheint mir dann doch etwas kompliziert. Es ist nicht mein Anliegen, Düfte vom anderen Ende der Welt zu beschaffen, die dann wochenlang beim Zoll herumliegen müssen und preislich ist es auch nicht gerade meine Welt. Und ich habe auch einiges an würzig-süßen Düften da. Damit bin ich gut bedient.
Doch wer die Umstände mit der Beschaffung auf sich nehmen möchte, kann hier bedenkenlos zugreifen.