Yatagan
09.03.2014 - 14:32 Uhr
25
Top Rezension
9
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft

Anno Domini 1297

Unkommentierte Düft No. 28

Du schlenderst über einen Mittelaltermarkt, es ist dunkel, Du bist stilecht in mittelalterliche Gewänder gekleidet („gewandet“), tauchst ein in das Gefühl, in einer Zeit angekommen zu sein, als unsere Kultur noch jung war.

Du fühlst dich fern von unseren undurchschaubaren postmodernen Zeiten, die Armbanduhren an den Handgelenken, die piepsenden Smartphones, die Reklameschilder und Turnschuhe blendest Du aus. Stroh liegt auf den Straßen, die düsteren Gassen werden durch Fackeln erhellt, Gelächter aus Tavernen vom Wegrand schallt zu dir herüber, in der Ferne ist die Musik fahrender Gaukler zu hören.
...
Heute ist Markttag und als einfacher Zimmermann des 13. Jahrhunderts kannst Du erst nach einem langen Arbeitstag deine Schritte durch den Schmutz und Gestank der Straßen zu den Ständen der Händler lenken.

Du wendest dich zum ersten Stand, der deine Aufmerksamkeit erregt. Es gibt dort Honigwein, Du bestellst bei dem hübschen Mädchen hinter dem Stand einen Tonbecher mit der belebenden Flüssigkeit, schäkerst ein wenig, genießt den Geruch von Honig und machst dich dann wieder auf den Weg.

Am zweiten Stand steht ein Wohlhabender und feilscht um die Ware. Als einfacher Zimmermann kannst Du dir die teuren Gewürze, die es dort gibt, ohnehin nicht leisten. Du riechst Zimt und Pfeffer, vielleicht auch einige Kräuter, die Du nicht unterscheiden kannst und nicht kennst. Enttäuscht von den hohen Preisen und deinem mageren Geldbeutel setzt Du deinen Gang durch die Gassen fort.

Der dritte Stand erscheint dir fremd und unheimlich. Ein dunkelhäutiger Händler, der so gar nicht in euren Ort zu passen scheint, preist dort Heilsalben an, die Du dir schließlich doch noch einmal näher anschauen willst. Der alte Mann am Stand ist freundlich, gewinnt schnell dein Vertrauen und nachdem er erkannt hat, dass Du kein reicher Kunde bist, bietet er dir wenigstens für ein geringes Salär ein kleines Tongefäß mit einer Salbe an und verspricht dir, dass sie dein Liebesleben wieder in Schwung bringen werde. Das kannst Du gebrauchen. Du bist nach mittelalterlichen Maßstäben alt, deine Frau ist kaum jünger und dafür bist Du bereit, deinen heiß ersehnten Wein in der Taverne zu opfern. Zufrieden und wieder ein bisschen ärmer verlässt Du den Händler.

Ein wenig plagt dich nun dein schlechtes Gewissen. Du lenkst deine Schritte zur Kirche, die am Dorfplatz steht. Im düsteren Inneren, das kaum eine Kerze erhellt, atmest Du den vertrauten Duft des Heiligen: letzte Weihrauchschwaden hängen in der Luft. Schon geht es dir besser, Du fühlst dich ruhiger: schnell noch ein Vaterunser und Du stehst wieder auf den belebten Gassen.

Es ist nun so dunkel, dass die Nacht herein gebrochen ist. Du bist froh, dass der Mond am Himmel steht, denn der Weg zu deinem Haus am Ortsrand ist nicht beleuchtet. Bevor Du dich auf den Heimweg machen kannst, hältst Du wie immer am Stand des Baders. Dein Zahnweh plagt dich: der ständige Begleiter mittelalterlicher Menschen. Der Bader weiß Rat. Für ein geringes Entgelt überlässt er dir eine Tinktur, die nach Myrrhe duftet. Der Schmerz lässt noch während deines Heimweges ein wenig nach. Du wirst heute Schlaf finden.

Dein Weg und seine Gerüche sind zu Ende: Honig, Zimt, Gewürze, Patchouli, Weihrauch, Myrrhe könnten sich in diesem Duft verbinden, der warm, weich, etwas süßlich, dezent orientalisch und balsamisch duftet und mich tatsächlich sofort an die Gerüche auf einem Mittelaltermarkt erinnert hat. Er ist als Duftsalbe in einer wunderschönen Silberschatulle erhältlich, die an eine Puderdose oder eine Taschenuhr erinnert. Während einige Düfte von Roxana auch als Liquid Perfumes angeboten werden, ist Terrestre auf Roxanas Homepage nur als Solid Perfume gelistet.

Anmerkung: Wer das oben Beschriebene erleben und ins Mittelalter eintauchen möchte, dem empfehle ich die Mittelaltermärkte in Ebernburg (jährlich) oder Oberwesel (alle zwei Jahre), die wegen der Kulisse der umgebenden Orte ein wenig den Eindruck von Authentizität aufkommen lassen können.
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