Kopfnote 
Herznote 
Basisnote 
23.12.2014 - 08:40 Uhr
pudelbonzo
2368 Rezensionen
pudelbonzo
Hilfreiche Rezension
8
Melancholie
In der Vorweihnachtszeit bin ich gern zu Hause, kuschele mich in meinen Sessel, zünde Kerzen an und nehme ein Buch zur Hand.
Heute war es ein Gedichtband von Rilke.
Ich liebe seine Lyrik und seine Bilder, die sehr deutlich vor meinen Augen erstehen.
Besonders gern lese ich den "Panther".
Wehmut erfasst mich bei der Beschreibung des schönen, starken - aber gefangenen Tieres.
Ein Grund, warum ich ungern Zoos aufsuche.
Ich gehe anschließend immer bedrückt nach Hause.
Beim Lesen fiel mir La Panthere von Sarah Kern ein, das ich eigentlich wegen der schönen Flasche gekauft hatte.
Sie ist mit einem schwarzen Pantherrelief verziert, und das sprach mich an.
Aber auch der Duft war des Kaufes wert.
Voll und eindrücklich begrüßen mich Mandarine und Pfeffer - ein temperamentvoller Beginn.
Dann wird der Ton dunkler, durch rauchiges Baumharz, würziges Muskat und pikante Nelke.
Diese ursprüngliche Note trägt tatsächlich Wildheit in sich.
Moschus macht den Duft glänzend und Vanille und Patchoulie geben Wärme und Geschmeidigkeit hinzu.
Ich sehe den Panther mit seinem glänzenden lackschwarzen Fell, wie er sich geschmeidig, aber ruhelos in dem Käfig hin und her bewegt.
Er hält inne - und unsere Blicke treffen sich.
Es liegt so viel Klugheit und Verstehen in dem Blick, dass ich mich beschämt abwenden muss.
Und auch der Duft birgt eine leise Melancholie, die mich zutiefst berührt.
Ich komme immer wieder zu der Erkenntnis, wie überlegen die Tiere uns doch sind.
Das macht demütig.
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris
Heute war es ein Gedichtband von Rilke.
Ich liebe seine Lyrik und seine Bilder, die sehr deutlich vor meinen Augen erstehen.
Besonders gern lese ich den "Panther".
Wehmut erfasst mich bei der Beschreibung des schönen, starken - aber gefangenen Tieres.
Ein Grund, warum ich ungern Zoos aufsuche.
Ich gehe anschließend immer bedrückt nach Hause.
Beim Lesen fiel mir La Panthere von Sarah Kern ein, das ich eigentlich wegen der schönen Flasche gekauft hatte.
Sie ist mit einem schwarzen Pantherrelief verziert, und das sprach mich an.
Aber auch der Duft war des Kaufes wert.
Voll und eindrücklich begrüßen mich Mandarine und Pfeffer - ein temperamentvoller Beginn.
Dann wird der Ton dunkler, durch rauchiges Baumharz, würziges Muskat und pikante Nelke.
Diese ursprüngliche Note trägt tatsächlich Wildheit in sich.
Moschus macht den Duft glänzend und Vanille und Patchoulie geben Wärme und Geschmeidigkeit hinzu.
Ich sehe den Panther mit seinem glänzenden lackschwarzen Fell, wie er sich geschmeidig, aber ruhelos in dem Käfig hin und her bewegt.
Er hält inne - und unsere Blicke treffen sich.
Es liegt so viel Klugheit und Verstehen in dem Blick, dass ich mich beschämt abwenden muss.
Und auch der Duft birgt eine leise Melancholie, die mich zutiefst berührt.
Ich komme immer wieder zu der Erkenntnis, wie überlegen die Tiere uns doch sind.
Das macht demütig.
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris
2 Antworten
