De profundis Serge Lutens 2011
36
Das Parfum für den schwärzesten Tag
Warnhinweis: dieser Kommi kann die Stimmung des Lesers negativ beeinflussen! Wer nicht an ein todernstes Thema erinnert werden will, möchte bitte nicht weiter lesen! Zur Duftbeschreibung ist in meinem Kommi nicht viel zu finden!
Für viele sind ja Lilien, speziell die weißen, die klassischen Friedhofsblumen. Ich sehe das weniger so, diese Rolle ist bei mir eher mit Chrysanthemen besetzt. In Parfums begegnen sie uns ja eher selten. Als ich von diesem Duft gehört hatte, musste unbedingt eine Probe her, mittlerweile habe ich einen Flakon mit einer Restmenge. Die Duftzusammensetzung, der Name und die ungewöhnliche Farbe - das alles machte mir klar: DAS ist genau das richtige Parfum für diesen einen Tag im Jahr, an dem ich bis an mein Lebensende schwarz tragen werde: der 23. September. Genau heute vor zwei Jahren hat meine geliebte Mutter mich für immer verlassen.
Obwohl ihre Krankheit rasend schnell verlief, hatten wir doch noch genug Zeit, die letzten Dinge zu regeln. Auf ausdrücklichen Wunsch wollte sie ein anonymes Grab. Dass es eine Beisetzung in aller Stille sein würde, war für uns beide klar. Ich hätte es eh nicht durchgestanden, von ihren vielen Freundinnen und Bekannten diese wohlmeinenden Sprüche zu hören. Nur eine Sache war ihr wirklich wichtig: der Text der Zeitungsanzeige. Und obwohl sie ebenso wie ich nicht an ein "Danach" glaubte, meinte sie zu mir: "Du, das eine sage ich Dir: wenn Du so einen saudummen Spruch nimmst, dann komme ich aus dem Jenseits zurück und bringe Dir böse Träume!" (Sie meinte Sprüche im Stil von "Zusehen und nicht helfen können, das war unser größter Schmerz!").
Und tats. kam mir ein Spruch in den Sinn, den ich primär auf englisch aus einem Song der von mir geschätzten Gothic Band L'Ame immortelle kannte. Selbst der Bestatter konnte dann aber nicht sagen, ob die originale Version von R.M. Rilke oder von A. de Saint-Exupery stammt:
Wenn ihr mich sucht,
sucht mich in euren Herzen.
Habe ich dort eine Bleibe gefunden
so lebe ich in Euch weiter.
Damit war sie dann einverstanden.
Als ich am Nachmittag des 22. September bei ihr war, konnte sie nicht mehr sprechen, sie bekam ja stärkste Schmerzmittel. Sie wollte noch etwas sagen, aber es kam kein Laut. Es wirkte aber so, wie "mach's gut!" Obwohl ich ja nicht gläubig bin, habe ich dann doch, als ich die Palliativstation verließ, diesen einen Wunsch an eine imaginäre höhere Macht geschickt: "Bitte lass' es doch endlich ein Ende haben!".
Am nächsten Tag kam der Anruf der Ärztin - meine Mutter ist irgendwann spät in der Nacht friedlich für immer eingeschlafen.
Sie wird immer in meinem Herzen sein! So lange bis auch mein Herz zu schlagen aufhört und meine Seele im Nichts erlischt...
Für viele sind ja Lilien, speziell die weißen, die klassischen Friedhofsblumen. Ich sehe das weniger so, diese Rolle ist bei mir eher mit Chrysanthemen besetzt. In Parfums begegnen sie uns ja eher selten. Als ich von diesem Duft gehört hatte, musste unbedingt eine Probe her, mittlerweile habe ich einen Flakon mit einer Restmenge. Die Duftzusammensetzung, der Name und die ungewöhnliche Farbe - das alles machte mir klar: DAS ist genau das richtige Parfum für diesen einen Tag im Jahr, an dem ich bis an mein Lebensende schwarz tragen werde: der 23. September. Genau heute vor zwei Jahren hat meine geliebte Mutter mich für immer verlassen.
Obwohl ihre Krankheit rasend schnell verlief, hatten wir doch noch genug Zeit, die letzten Dinge zu regeln. Auf ausdrücklichen Wunsch wollte sie ein anonymes Grab. Dass es eine Beisetzung in aller Stille sein würde, war für uns beide klar. Ich hätte es eh nicht durchgestanden, von ihren vielen Freundinnen und Bekannten diese wohlmeinenden Sprüche zu hören. Nur eine Sache war ihr wirklich wichtig: der Text der Zeitungsanzeige. Und obwohl sie ebenso wie ich nicht an ein "Danach" glaubte, meinte sie zu mir: "Du, das eine sage ich Dir: wenn Du so einen saudummen Spruch nimmst, dann komme ich aus dem Jenseits zurück und bringe Dir böse Träume!" (Sie meinte Sprüche im Stil von "Zusehen und nicht helfen können, das war unser größter Schmerz!").
Und tats. kam mir ein Spruch in den Sinn, den ich primär auf englisch aus einem Song der von mir geschätzten Gothic Band L'Ame immortelle kannte. Selbst der Bestatter konnte dann aber nicht sagen, ob die originale Version von R.M. Rilke oder von A. de Saint-Exupery stammt:
Wenn ihr mich sucht,
sucht mich in euren Herzen.
Habe ich dort eine Bleibe gefunden
so lebe ich in Euch weiter.
Damit war sie dann einverstanden.
Als ich am Nachmittag des 22. September bei ihr war, konnte sie nicht mehr sprechen, sie bekam ja stärkste Schmerzmittel. Sie wollte noch etwas sagen, aber es kam kein Laut. Es wirkte aber so, wie "mach's gut!" Obwohl ich ja nicht gläubig bin, habe ich dann doch, als ich die Palliativstation verließ, diesen einen Wunsch an eine imaginäre höhere Macht geschickt: "Bitte lass' es doch endlich ein Ende haben!".
Am nächsten Tag kam der Anruf der Ärztin - meine Mutter ist irgendwann spät in der Nacht friedlich für immer eingeschlafen.
Sie wird immer in meinem Herzen sein! So lange bis auch mein Herz zu schlagen aufhört und meine Seele im Nichts erlischt...
6 Antworten
Ich leb in euch, ich geh in eure Träume," (Michelangelo)
Das sind für mich die treffenstent Zeilen. Ich mag seit 45 Jahren keine weißen Calla. Keine Blume hat ein Dasein nur als Zeichen der Trauer verdient. Und doch kann auch ich nicht anders.