Kapitel 4 2020

Sweetscent
20.07.2021 - 17:17 Uhr
7
Top Rezension
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

Neo-Aqua-Fougére

In den eigenen Worten von Skandinavisk erzählt Kapitel 4 von dem sanften Aufsetzen eines Bugs auf kiesigem Ufer, der glitschigen Berührung von feuchtem Felsenmoos unter den Füßen und der duftenden grünen Umarmung von knorrigem Holzapfel und Heckenrose.
Das ganze genossen nach langem ziellosen Gleiten durch die Schären und Untiefen der skandinavischen Küsten, in glitzerndem Wasser und felsigen Schatten.

Sie können nicht nur gute Düfte machen (die es schon länger in Kerzen und Körperpflegeprodukten und jetzt erst relativ spät auch als Parfum gibt), sondern auch Texte schreiben, die einem das Wasser im Munde zusammen laufen lassen.
Wer nach der pittoresken Beschreibung allerdings an einen naturnahen, kantigen Nischenduft mit ätherischen Ölen und wilden Pflanzenauszügen denkt, sieht sich schon in den ersten Sekunden enttäuscht.
Wasser - ja, allerdings Cool Water.
Wir starten aquatisch-frisch mit Calone und anderer deutlicher Synthetik, die aber anders als so oft hier sehr angenehm ist und eine entspannte Frische transportiert.
Ab der Mitte kommt eine recht spezielle Holznote dazu und fast etwas gummiartiges - ein geschickter Dreh um die Spannung zu halten.
Kapitel 4 modernisiert das klassische Fougére-Thema noch einen Schritt weiter als Cool Water damals, sozusagen in der dritten Generation: die ursprüngliche Idee von Frische, Wasser, Feuchtigkeit und Reinheit auf einem grünen Unterbau von Farnen, Moos und Steinen bleibt und wird hier umgesetzt mit einer noch moderneren Komposition, in der die Lautstärke zurück genommen wird und insgesamt viel sublimer daher kommt.

Ich finde Kapitel 4 trägt sich großartig. Er ist einer für den Alltag, unkompliziert und doch speziell genug um nicht langweilig zu sein, leicht und unaufdringlich, so dass man sich keine Gedanken um den Kontext machen muss.
Man mag ihn eigentlich immer dann tragen, wenn man zwischendurch auch einmal Lust hätte, in klares seichtes Meerwasser zu tauchen, um erfrischt wieder zurück in den Schatten auf die moosigen Felsen zu klettern.
Bei mir kommt das zugegebenermaßen ziemlich oft vor am Tag.
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