Shaghaf Oud Abyad

Galimuna
24.01.2024 - 14:50 Uhr
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Gedankenreise durch Jordanien

Ich reise in den frühen Abendstunden durch die rauchigen Gassen von Amman. Ich bin alleine. Mich begleiten lediglich die intensiven Düfte heimischer Gewürze, feurigem Pfeffer und frischem Oregano. Völlig verzaubert von der geschichtsträchtigen Kulisse, schlendere ich tief in das Herz der verträumten Stadt. Händler in langen Gewändern kommen mir entgegen. Erwartungsfroh zeigen sie mir ihr Handelsgut. Sie sprechen Arabisch. Melodisch strömen die Silben aus ihnen heraus und an mir vorbei. Plötzlich erscheint ein älterer Herr. Auch er trägt ein Gewand, jedoch von gehobener Eleganz. Rasch nähert er sich mir an, zückt ein hölzernes Instrument und ehe ich mich versehe, erreicht der feine, aus dem Apparat geschossene Rauch meine Nasenhöhlen und befördert mich auf einer spirituellen Ebene metaphysischer Träume, wo Nebeldampf die Realität vom Thron stößt und eine surreale Verschmelzung aus Fantasie und Wirklichkeit entfaltet. Dunkle Pfade eröffnen sich mir, während der wohlriechende Schleier der Unklarheit meine Sinne umschlingt. Wo bin ich? Spielt das eine Rolle? Zögernd entscheide ich mich für den mittleren Weg auf dem ein aus Weihrauch und Myrrhe verflochtenes Wesen schwebend in Erscheinung tritt und mir eine antike aus Leder gefertigte Schriftrolle in die Hand drückt. Das Pergament glüht und möchte sich nicht ausrollen lassen. Es leistet heftigen Widerstand und wirft mich zu Boden. Ich lande nicht, sondern falle hindurch, geradewegs in die Tiefe der heimtückischen Finsternis, in der selbst die Schatten den Rückzug antreten. Hier regiert das Unbehagen auslösende Nichts. Nicht jeder schafft es, die nicht erkennbaren Fäden der Leere zu entwirren und in das warme Licht der Sicherheit Zuflucht zu finden.
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