Stranger in the Cherry Grove 2015

Meggi
07.08.2018 - 13:28 Uhr
20
Top Rezension
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft

Schwarzwälder Kirsch mal anders

„Cherry Grove“, aha… Mit dem Wissen darum - und gewiss nur dann! - lässt sich Kirsche identifizieren. Räuchern und verbrennen kann man sie hinterher ja trotzdem. Oder man füllt einen Räucherschinken mit verkohlter Kirsche. Einen Schwarzwälder Schinken. Das wäre Schwarzwälder Kirsch mal anders. Kurzum: Ein heftiger Auftakt, allemal an einem brütend warmen Sommertag.

Binnen Minuten beruhigt sich der Duft allerdings und über den Räucherwaren schwebt auf Wunsch tatsächlich ganz still eine diffuse, halbwegs normale Fruchtigkeit, wenngleich ich auch jene ungestützt wohl nicht erkannt hätte, zu ungewöhnlich ist schlichtweg der Kontext. Ein weiterer Teil besagter Beruhigung ist, dass neben den Rauch-Eindruck nunmehr derbes, spärlich bearbeitetes Leder tritt.

Im Fortgang ist Holz ein großes Thema: Nach zwei Stunden dominiert eine verräucherte, verkohlte Variante. Bitter, aber außerdem recht „cremig“. Begleitet noch von einer Spur unser hinweisbedürftigen Kirsche – eher bonbonhaft süß-sauer als fruchtig. Nachmittags hingegen rieche ich zunächst mehr helles Holz als Kokelkram. Keine oder kaum Süße. Fahl ist der Duft geworden und macht wenig Lust auf die Aussicht, nun den Rest des Tages ständig etwa an eine Sarg-Tischlerei denken zu müssen. Nicht zuletzt, weil unser ‚Stranger‘ eine zumindest für einen Naturduft gute Haltbarkeit an den Tag zu legen scheint, denn selbst nach sieben, acht Stunden ist keine Ermüdung bemerkbar.

Doch der Gute kriegt die Kurve noch einmal. Neben dem Säuerlich-Ledrigen lässt sich schließlich eine dunkle, firnis-hafte Beigabe erahnen, die das Holz auffächert, indem es nun helle und dunkle Aspekte zeigt. Außerdem schleift da irgendwas an den Ecken rum. Karamellige Vanille? Hm. Nach einigem Überlegen verfolge ich eine andere Spur. Safran wird zwar von der Herstellerin nicht (mehr?) genannt, den bereits geäußerten Gedanken daran finde ich gleichwohl plausibel. Und wo wir schon bei gelb sind: Ich staune am späten Nachmittag über vermeintliche Anflüge von Immortelle/Currykraut bis hin zu Kurkuma. Nach dem kokeligen Start ist das ein wahrhaft origineller Dreh im Abgang – der sich zudem ohne jeden Bruch allmählich und wie sinnfällig über Tag ergeben hat.

Sowas macht Spaß!

Ich bedanke mich bei Rotkehlchen für die Probe.
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