Mortel Noir 2023

BlueskyFresh
22.05.2023 - 03:19 Uhr
7
Hilfreiche Rezension
8.5
Duft

Sold out Klassenprimus - Incense as Incense can!…

…oder auch: „Der bessere Copal Azur ?“ Dies war jedenfalls die spontane Überschrift meiner Parfumo-Notiz zu diesem Duft nach erstem Testerlebnis.

Ob er tatsächlich „besser“ ist, muss jede/r selbst beurteilen, jedenfalls sind sich beide Parfums in Anmutung & Stil & Richtung sehr ähnlich.

Zum Duft:
Ausgesprochen spannender, ungewöhnlicher Weihrauchduft. Kein Crowdpleaser - muss man unbedingt testen (sofern man noch kann), dieser wird nicht jede/r/m gefallen. Mortel Noir ist ein eher frischer, zitrischer Weihrauch mit starker, ausgeprägter Pfeffernote im Start, deren Schärfe durch den Ingwer noch betont und unterstützt wird. Pyramide - what you see is exactly what you get!

Trotz der Frische, die den Duft absolut sommertauglich macht, hat er eine ausgesprochene Tiefe, erscheint bedeutungs- und geheimnisvoll, fast etwas morbid. Ich sehe mittelalterlich anmutende Game-of-Thrones-Szenerien, ein altes Kirchenschiff, kaltes, uraltes Gemäuer, das schon x Male mit balsamischen Harzen durchgeräuchert wurde, durch die Zeit gehärtetes, altes Holz, mit Bergamottenöl abgewischt. Die steinerne, geheimnisvolle Kuppelkathedrale, in der Jaqen H‘ghar residiert und in der nachts unheimliche Dinge geschehen - so riecht es dort.

Später erscheint er mir fast etwas aquatisch - siehe der azurfarbene Neffe - behält aber stets seinen sakralen Tiefgang. Definitiv kein harm- und belangloses Nebenbei-Düftchen für „on the job“ - dieser will gerochen werden! Er tippt Dir mit kalten Fingern von hinten auf die Schultern und schlängelt sich räuchlings in Deine Nase. Er erinnert Dich - da war noch was! Ich bin da, Dein Mortel Noir! Dabei bleibt er jedoch stets fein, ätherisch, ohne anstrengende Süße oder rammsteinige Nervnoten, und ist niemals schwer.

Im Drydown wird Mortel Noir weicher, gefälliger, versöhnlicher, behält aber die angenehme, prickelnde frische Schärfe bei. Der Verlauf ist insgesamt nur mittelstark ausgeprägt - wer den ersten Eindruck nicht mag, muss nicht weiter testen, eine völlige Wandlung oder Überraschung stellt sich nicht ein. Wo der sich deutlich stärker entwickelnde Copal Azur , den ich mag und besitze, mir im Mittelteil mit seiner ausgepägteren Aquatik zwischendurch manchmal leicht auf den Nerv gehen kann, bevor sein pudriger Drydown mich wieder versöhnt, bleibt der Trudon seiner Sache eher treu, zieht sein Ding durch und hat das gefühlt „Aquatische“ harmonischer und weniger pointiert eingebaut.

Das „Leider“ daran: Limitiert auf 80 Flakons, dem aktuellen Anschein nach bereits verkauft. Vielleicht aber auch nur vorübergehend out of stock? Weihrauchlover: Testen und zugreifen, falls noch ein schwarzes Gruftfläschchen aus den unterirdischen Katakomben geschoben wird.

Haltbarkeit: ja.

Danke an Guszi für die großzügige Testmöglichkeit.
Das Haus Trudon hat für mich mit der Rauchbombe Révolution sowie dem herb-krautiggrünen II noch mindestens zwei weitere Treffer im Programm. Médie ist als Probe im Anflug, ich bin gespannt. Man kann definitiv mehr als nur Kerzen.
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