Vetiver Réunion 2016

MarschO
09.07.2017 - 13:07 Uhr
12
Top Rezension
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft

Der neue Vetiver-Sound

Dem Hersteller zu Folge hat man für diesen Duft extra den Vetiveranbau auf der französischen Insel La Réunion, übrigens der südlichste Punkt der EU, wiedereingeführt. Man sei um die ganze Welt gereist um den perfekten Vetiver zu finden, aber nur der "Vetiver Bourbon" von besagter Insel könne den Anforderungen entsprechen. Blöd nur dass das Süßgras dort seit Jahren gar nicht mehr als Kulturpflanze angebaut wird. Aber den Berliner Parfumeuren von Urban Scents ist nichts zu schwer und daher hat man den Anbau auf La Réunion kurzerhand selbst in die Hand genommen. Ganz schön viel Aufwand also für eine Duftart die es ja schon wirklich in fast allen Ausprägungen gibt. Mal sehen ob sichs gelohnt hat...

Vetiver Réunion startet scharf alkoholisch, gepaart mit dem rosa Pfeffer ist das eine ganz schön gewürzte Overtüre. Der Vetiver gesellt sich auch schon dazu, aber dazu später. Der geneigte Leser der Duftpyramide fragt sich da wo denn Bitteschön die angekündigte Grapefruit geblieben sein soll? Bei der Kombi Grapefruit, Pfeffer und Vetiver musste ich natürlich gleich an TdH denken, aber keine Angst da gibt es keine Gemeinsamkeiten.
Nach einer guten Viertelstunde drückt sich zwischen Pfeffer und Vetiver eine leichte Süße durch, die wunderbar mit den beiden anderen Noten harmoniert. Jetzt erschließt sich mir auch die Grapefruit, sie ist nämlich mit Nichten frisch und fruchtig wie z.B. in "G.", vielmehr erinnert sie an eine getrocknete Scheibe einer Zitrusfrucht in einem Weihnachtspotpurri (natürlich ganz ohne Zimt und Nelken). Es ist eine konzentrierte herbe süße die sich da gekonnt einfügt. Das hellt den Duft meines Erachtens sehr auf, nimmt ihm etwas das grimmig maskuline, dass ich mit Vetiver immer assoziiere und ist daher, um das vorwegzunehmen, absolut unisex.
Nun aber zum Hauptdarsteller, dem tollen Vetiver von La Réunion. Der ist wirklich was ganz besonderes. In einem Statement unten wurde er als smooth-ledrig beschrieben und das passt haargenau. Smooth-ledrig mit einer leichten Gumminote. Das genaue Gegenteil von den erdig-grasig-schroffen Guerlain oder Dior Vetiver's. Trotzdem ist hier nichts synthetisch. Alles bleibt luftig und locker in einander verwoben und riecht einfach gut und, das ist das Tolle, ganz anders als die üblichen Verdächtigen.
Hin zur Basis macht sich dann auch der Moschus bemerkbar, der die Unisexqualitäten nochmal unterstreicht. Die Moschusnote erinnert mich etwas an "Muschio Bianco" und gibt dem ganzen noch den sauberen frische Wäsche Touch. Alles in allem also mal ein ganz anderer, wirklich sehr gelungener Vetiverduft!

Und es zeigt sich einmal wieder dass sich harte Arbeit und akribische Pendanz auszahlen. Man darf nicht immer mit dem Vorhandenen zufrieden sondern muss auch mal einen Schritt weiter gehen. Das zahlt sich wie man hier sieht aus!
4 Antworten