Iconic Amber Oud 2017

Asasello
13.02.2020 - 19:14 Uhr
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Spektakuläre Stille?!

Ich will diesen Duft kommentieren, obwohl es mir sehr schwer fällt. Schwer deshalb, weil ich, nachdem ich ihn getestet habe, eine Beschreibung von diesem Duft im Netz gelesen habe, die nahezu haargenau wiedergibt, wie ich diesen Duft wahrnehme. Ich könnte mithin hier den Link einstellen und ein kurzes Statement abgeben. Eine andere Möglichkeit bestünde in einem Plagiat. Copy and paste... Eine dritte Variante läge wohl darin, die Beschreibung mit Quellenverweis zu zitieren. Ich habe mich für eine vierte Variante entschieden und versuche es mit eigenen Worten, wenngleich ich zum wiederholten Male voranstellen muss, dass meine Nase nach wie vor zu wenig geschult ist, ein verlässliches Urteil zu fällen. Doch zuweilen besteht der Reiz doch gerade in der Unvollkommenheit. "Drum frisch ans Werk":

Es handelt sich um einen sehr geschmeidigen, überaus angenehmen Duft, der seine Trägerin oder seinen Träger - ja, er ist wirklich unisex - umhüllt, umschmeichelt. Damit ist auch gleich der Punkt angesprochen, der (neben dem Preis) möglicherweise dazu führt, dass er nicht allzu viele Anhänger finden wird. Er hat nicht wirklich Ecken und Kanten, es ist ein runder, ein abgerundeter Duft, noch dazu mit nicht allzu viel Strahlkraft. Die Silage ist zurückhaltend, ein stiller Duft also, aber das muss kein Nachteil sein. Ich gebe zu, dass ich eher ein Anhänger der Düfte bin, die deutlich wahrzunehmen sind und nicht ständig nachgesprüht werden müssen. Bei dem aufgerufenen Preis von 190 € für 100 ml sollte man schon Einiges an Projektion erwarten dürfen. Doch dies ist hier nicht der Fall. Dennoch vage ich zu behaupten, dass dies dem Duft gut tut. Mehr Silage wäre wohl zu viel. Sie zerstörte gewiss die Feinabstimmung der Duftnoten. Und genau dies ist es, was mir an diesem Parfüm so sehr zusagt, besonders gefällt: die Abstimmung der einzelnen Duftnoten. Es scheint alles im rechten Maß vorhanden und miteinander verwoben zu sein. Ein ausgesprochen gut ausbalancierter Duft. So stört es auch nicht, dass der Duft (oder besser: das Duftgemenge) keine größere Entwicklung nimmt. Er wirkt gleichwohl nicht zu linear, denn seine Duftnoten changieren und verhindern so, dass man dieses Duftes überdrüssig wird. Er erscheint mir zu jeder Zeit gefällig. Leicht süßlich und doch nie zu süß, da die Süße eingefangen wird von einer dezenten Spritzigkeit, vermutlich dem Ingwer zu verdanken, vielleicht auch dem roten Pfeffer. Auch die durchaus vorhandene Kratzigkeit wird immer wieder eingefangen von einer wohltuenden balsamischen Cremigkeit. Diese Eigenschaft des Changierens der Duftnoten haben - wie ich finde - nicht viele Parfüms. Ich schätze sie sehr, denn dies verhindert, dass ein Duft zu erdrückend wirkt, was insbesondere bei süßlichen Düften der Fall sein kann.

Schön an diesem Parfüm ist auch, dass es länger hält, als man bei der sehr distinguierten Silage glauben könnte. So ist es mir im Lauf des Testtages häufig so ergangen, dass sich der Duft, kaum verloren geglaubt, immer wieder mit einem leichten Hauch zurückgemeldet und seine Präsenz bekundet hat. Gewissermaßen verleiht der Duft sogar eine Aura, die dezent im Raum stehen bleibt, wenn man sich darin lang genug aufhält, und die sich gelegentlich in Erinnerung ruft.

Was die einzelnen Duftnoten anbelangt, die in der Pyramide aufgelistet sind, so meine ich, dass sie alle von Beginn an wahrzunehmen sind und auch bis zum Ende bleiben. Auch der Tabak, der - wie sich aus den bisherigen Statements ergibt - nicht von allen wahrgenommen wird, durchzieht m.E. von Beginn an auf sehr subtile Weise diese Duftkomposition. Einzig das Oud ist gut versteckt oder so zahm, dass es nur unterschwellig wirkt. Ein Duft also, dessen Test auch Oud-Vermeider nicht aus dem Weg gehen müssen.

Was gibt es noch zu sagen?! Nun, ich hatte zunächst vor, diesen Duft als gut gemacht, aber "unspektakulär" zu bezeichnen, weil ich dies - aus einem Statement aufgeschnappt - für durchaus zutreffend hielt. Ein Duft, der einem bekannt vorkommt, ohne Alleinstellungsmerkmal, aber durchaus gut gemacht und qualitativ wohl hochwertig. Doch ich scheue mich davor, denn zunehmend reift in mir die Überzeugung, dass es wenige Düfte gibt, die so gut abgestimmt sind. Dies macht ihn trotz seiner Zurückgenommenheit (womöglich aber auch gerade deswegen) durchaus spektakulär. Manche würden ihn vielleicht auch als "Kuschelduft" bezeichnen, als "umarmend", was wohl zutreffen dürfte und doch wiederum nicht, weil er durchaus mehr als dies zu bieten hat.

Dieser Duft erscheint mir als Ausdruck einer gelassenen Selbtsgewissheit, einer sanften inneren Stärke oder eines starken Sanftmutes. (Gibt es so etwas überhaupt?!) Doch bin ich mir darüber im Klaren, dass dies möglicherweise nur eine Momentaufnahme ist. Ich kann nicht ausschließen, dass ich mit einigem zeitlichen Abstand anders empfinden werde, denn so ist es mir schon oft ergangen. Daher bin ich mir noch nicht sicher, ob das Parfüm bei mir einziehen wird. Es scheint ohnehin eher für die kühleren Jahreszeiten geeignet, deren Ende doch absehbar ist. Ich denke, ich werde es im Spätsommer noch einmal testen, um zu sehen, ob es ein Kaufkandidat für den kommenden Herbst/Winter ist, auch wenn es bereits auf meiner Wunschliste steht.

Für alle, die eine viel bessere Duftbeschreibung lesen möchten und noch mehr Hintergründe über diesen und andere Welton-Düfte erfahren wollen, sei folgender Link empfohlen:

https://www.alzd.de/2019/03/17/welton-london-secret-amber-iconic-amber-oud/

oder ganz allgemein:

https://www.alzd.de/tag/welton-london/

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