Vibe

Opera

Jasminroedig
18.01.2022 - 16:22 Uhr
11
Sehr hilfreiche Rezension
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft

das Gemälde in der Hand

Opera
Ein Name wie ein Gemälde. Wie die malerische Kunst ist auch die Kunst des Operngesangs reine Geschmackssache. Mit Letzterem kann ich wirklich überhaupt nichts anfangen, doch dafür kann ich ganz gut malen. Und mit der Parfumkunst scheinen wir uns hier alle ganz gut auszukennen... naja, wir versuchen es zumindest.

Und weil ich ein an der Wand hängendes Kunststück mit schwülstigen und literarischen Begriffen gern umschmeichle, mache ich das jetzt hier auch mal. Das hat dieser Xerjoff wirklich verdient. Schließlich blickt man auf ein Kunstwerk, wenn man alleine den Flakon in seinen Händen hält.
Zunächst muss ich zugeben, dass ich überrascht wurde - Neutral überrascht.
Ich erwartete einen tief dunklen, eigensinnigen und damit eher für die Allgemeinheit abstoßenderen Duft. Stattdessen überrascht mich Kaugummi-Tuberose mit teuren Blumen. Ein wenig hochpreisige Seife erkenne ich in den ersten paar Sekunden auch noch. Mit der Tatsache, dass der Duft teuer duften wird, hatte ich zumindest gerechnet.
Innerhalb der ersten Minute passiert hier schon so viel, dass man gar nicht schnell genug mitdenken kann. Aus der Reichenfloristik wird ein Fruchtcocktail auf der Rooftop-Bar meines letzten Urlaubs. Daraus entwickelt sich wiederum etwas Grün-Herbes, ja fast Krautiges. Die kostspieligen Rosen verlassen dabei nicht die Bildfläche. Dazu mischt sich allmählich die typische Ylang-Süße, wie ich sie lieben lernte. So das waren jetzt die ersten 3 Minuten. Ab jetzt beruhigt sich der Duft ein wenig und grooft sich allmählich ein. Dabei öffnet sich der würzige Vorhang ein wenig. Die Basis ist anfangs kaum erahnbar, es bleibt also spannend.
Die Luxus-Blumensträuße verbleiben ständig im Rampenlicht und verdecken dabei mit dem größten Vergnügen die Sicht auf die anderen Akteure. Fruchtige Süße ist auch mit von der Partie. Der Duft wird insgesamt wärmer ohne aufdringlich zu wirken. Der Verlauf verändert sich ab hier eine Zeit lang nicht mehr. Erst nach einigen Stunden erkenne ich den hölzernen Boden der Oper. Auch der letzte Teil des Stücks ist ein einziger Genuss.

Dieser Xerjoff ist Komplex und ein Meisterwerk. In meiner Sammlung wird er keinen Platz finden, doch in meinem Herzen hat er schon einen...
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