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Birdie 2012

Serenissima
06.04.2024 - 04:47 Uhr
11
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft

erst Buddeln im Modder, dann balsamisches Mittelmeer-Feeling

Dunkle Strände: Ich weiß gar nicht, wie viele es davon geben mag; ist doch der Begriff „Strand“ bei uns immer eine kleinere oder größere Strecke voll hellem, manchmal sogar fast weißen Sand am Meeresraum.
Ich erinnere mich zwar einmal von einem „Schwarzen Strand“, irgendwo in Skandinavien, gelesen zu haben, aber so richtig vorstellen kann ich mir das bisher nicht.

Nach dem ersten Sprühen mit „Birdie“ buddele ich also im dunklen schweren Patchouli-Boden, irgendwo am Mittelmeer, durchzogen von dieser Duftnote so häufig begleitendem Vetiver:
Ich bin also umgeben von mir sehr vertrauten Duftschwaden, die ich mag.
Doch plötzlich treffe ich auf etwas Überraschendes:
Würziges, holziges, fast spritziges (vergorenes?) Grün hüpft mich an: Wurden hier wohl gehäckselte Abfälle von Pflanzen, Büschen und Holz abgeladen und gesammelt?
Lavendelduft in den unterschiedlichsten Formen von Holz, Blatt und Blüte scheint auf jeden Fall dabei zu sein; wir kennen uns doch schon seit einiger Zeit recht gut.
Auffallend und zuerst auch erschreckend ist aber etwas Kampfer- oder Wermutähnliches: Ein Schwall dunkelgrünen, sehr bitteren Aromas fährt mir sofort bizzelnd in die Nase, scheint dort aromatherapeutisch tätig zu werden und bevor ich mich noch so richtig schütteln kann, wird „Birdie“ auf angenehme Art balsamisch und recht schmiegsam.
Jetzt fühle ich mich überraschend wohl und lasse mich treiben, so dass ich auch sich langsam entwickelnde deutlich maritime Noten wahrnehmen kann.
Meerwasser mit all seinen interessanten Bestandteilen scheint ganz nah; fast höre ich die Wellen rauschen und spüre den Wind; es ist mehr als nur eine leichte Brise.
So stapfe ich barfuß, einen reifen, saftigen Apfel essend, durch nun doch weichen Sand, der sich an diese feuchte Patchouli-Vetiver-Erde mit reichen Grüneinschlüssen anschließt und lasse mich von einer sehr strengen und kräftigen Komposition begleiten, die sich mir im Laufe der Zeit sehr sympathisch und wohltuend offenbart.

XerJoffs „Birdie“ ist sehr rustikal, sehr gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr interessant in seiner Duftentwicklung.
Erst vertraut Patchouli schwer, dann erfolgt ein grüner kräftiger „Rumms“, eine Art Explosion aus dunklen, sehr bitteren Pflanzen- und Holz-Aromen, der viel Raum einnimmt, bis sich die nun entstehenden Kreation balsamisch anschmiegt und an einen verwunschenen sandigen Platz an der Mittelmeerküste entführt.

Ich bin angenehm überrascht, wie sich dieses Duft-Chamäleon im Laufe des Tragens entwickelt: Es ist mehr als nur ein bloßes Arrangement, es entsteht eine tiefe Sympathie zu diesem Duftwesen.

Meine Neugier führte mich also hier wieder auf ganz andere, aber nicht ganz fremde Pfade; bin ich doch seit langem der Aromatherapie zugetan.
Vielleicht harmonieren wir deshalb so gut!
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