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Hilfreiche Rezension
Tea Room 402
Durch die Lobby voller Vasen aus der Dynastie der Ming,
Aus ihren Schlünden ragen Sterne weiß, gülden strahlt ihr Doldenring.
Eingehüllt von Dämpfen so betörend, so indolisch schwül und dicht.
Verführte Sinne, Rauschzustände, es schwindet stetig Licht.
Ein kolonialer Knotenpunkt, vergessen sind die Zeiten, sind das Leiden,
Das Gemäuer ewig Zeuge der Geschichte, doch verdammt zum Schweigen.
Tea Room 402, verborgen in des Hotels tiefen Eingeweide.
Hier fließt Honig dick und dunkel, doch so weich wie Seide.
Tiefe Wälder, Heideland - eingefangen in Sirup golden braun,
Fichtennadeln, Bärenfell - Extrakt des Waldes Kraut und Baum.
Gunpowder und Ceylontee erquicken müde Sinne,
Dunkelbrauner Sud in weißem Gold, ich halte achtsam inne.
Bette mich in Alkoven aus weichem Mulch und Holz so alt,
Klänge wilden Ouds durchdringen mich, es durch den Tea Room halt.
Symphonie des Urwalds, so ursprünglich und wild,
Warme Hölzer, Tropenluft, im Unterholz der Affe brüllt.
Aus meinen Träumen voller Schönheit tauche ich zurück ans Licht,
Auf Haut und Kleidung bleibt Moschusschimmer und Vanilleschicht.
Fin.
___________________
Ceylon gestaltete sich wirklich als Offenbarung unter all den anderen Düften XerJoffs, welche ich bereits testen konnte. Kompromisslos, intensiv, wild aber zugleich auch unfassbar gut verwoben, ausbalanciert und komplex. Ceylon spielt hauptsächlich mit den Noten Honig, Tee und Oud, wobei keine dieser als glattgebügelter Riechstoff eingesetzt wird. Die hier verwendete Honignote gestaltet sich sehr dunkel, intensiv und an unbehandelten Waldhonig erinnernd. Fast bekommt man das Gefühl einen ganzen Wald innerhalb der Honigtropfen erahnen zu können. Der gelistete Ceylon-Tee ist auch sehr gut getroffen, erinnert mich jedoch noch eher an eine Gunpowder-Mischung - tiefschwarz geräucherte Teearomen mit einem leichten Einschlag von Eisen. Kommen wir aber nun zu der, für meine Begriffe, interessantesten Note, dem Oud Akkord. Laut Duftpyramide wohl malaysisches Oud, welches mit fantastischer Wildheit und einem aufregend ungeschliffenen Charakterzug daher kommt. Nuancen von feuchten Urwaldböden, morschem Holz, Pilzbefall und trockenen Sägespänen entfalten sich im Laufe der Zeit und harmonieren wirklich toll mit den zuvor genannten Noten und einer fein abgestimmten Dosierung von weißen Jasminblüten. Im späteren Verlauf wird Ceylon immer weicher und anschmiegsamer, verliert jedoch nie seinen komplexen Charakter, welcher einen bezaubernd in den Bann schlagen kann.
Aus ihren Schlünden ragen Sterne weiß, gülden strahlt ihr Doldenring.
Eingehüllt von Dämpfen so betörend, so indolisch schwül und dicht.
Verführte Sinne, Rauschzustände, es schwindet stetig Licht.
Ein kolonialer Knotenpunkt, vergessen sind die Zeiten, sind das Leiden,
Das Gemäuer ewig Zeuge der Geschichte, doch verdammt zum Schweigen.
Tea Room 402, verborgen in des Hotels tiefen Eingeweide.
Hier fließt Honig dick und dunkel, doch so weich wie Seide.
Tiefe Wälder, Heideland - eingefangen in Sirup golden braun,
Fichtennadeln, Bärenfell - Extrakt des Waldes Kraut und Baum.
Gunpowder und Ceylontee erquicken müde Sinne,
Dunkelbrauner Sud in weißem Gold, ich halte achtsam inne.
Bette mich in Alkoven aus weichem Mulch und Holz so alt,
Klänge wilden Ouds durchdringen mich, es durch den Tea Room halt.
Symphonie des Urwalds, so ursprünglich und wild,
Warme Hölzer, Tropenluft, im Unterholz der Affe brüllt.
Aus meinen Träumen voller Schönheit tauche ich zurück ans Licht,
Auf Haut und Kleidung bleibt Moschusschimmer und Vanilleschicht.
Fin.
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Ceylon gestaltete sich wirklich als Offenbarung unter all den anderen Düften XerJoffs, welche ich bereits testen konnte. Kompromisslos, intensiv, wild aber zugleich auch unfassbar gut verwoben, ausbalanciert und komplex. Ceylon spielt hauptsächlich mit den Noten Honig, Tee und Oud, wobei keine dieser als glattgebügelter Riechstoff eingesetzt wird. Die hier verwendete Honignote gestaltet sich sehr dunkel, intensiv und an unbehandelten Waldhonig erinnernd. Fast bekommt man das Gefühl einen ganzen Wald innerhalb der Honigtropfen erahnen zu können. Der gelistete Ceylon-Tee ist auch sehr gut getroffen, erinnert mich jedoch noch eher an eine Gunpowder-Mischung - tiefschwarz geräucherte Teearomen mit einem leichten Einschlag von Eisen. Kommen wir aber nun zu der, für meine Begriffe, interessantesten Note, dem Oud Akkord. Laut Duftpyramide wohl malaysisches Oud, welches mit fantastischer Wildheit und einem aufregend ungeschliffenen Charakterzug daher kommt. Nuancen von feuchten Urwaldböden, morschem Holz, Pilzbefall und trockenen Sägespänen entfalten sich im Laufe der Zeit und harmonieren wirklich toll mit den zuvor genannten Noten und einer fein abgestimmten Dosierung von weißen Jasminblüten. Im späteren Verlauf wird Ceylon immer weicher und anschmiegsamer, verliert jedoch nie seinen komplexen Charakter, welcher einen bezaubernd in den Bann schlagen kann.
9 Antworten
Olivialila vor 10 Monaten
So spannend und schön geschrieben, wundervolle Duftbilder sind vor meinem inneren Auge entstanden. Den werde ich mal testen müssen....
FlirtyFlower vor 11 Monaten
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Malaysisches Oud, wie cool, des Hotels Eingeweide, noch viel cooler! Beim schwarzem Tee bin ich dabei, beim morschen Holz eher nicht so… Like always ganz großes Dichterkino 🏆
TristanKalus vor 10 Monaten
Eine Tasse Tee schenke ich dir noch ein. :)
Floyd vor 11 Monaten
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Bin bei Marieposa. Wieder starke Bilder, die der Duft in Dir geweckt hat.
TristanKalus vor 10 Monaten
Vielen Dank, lieber Floyd. :)
Marieposa vor 11 Monaten
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Immer wieder berauschend, deine Poesie.
TristanKalus vor 10 Monaten
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Danke für die Blumen. :)
Ponticus vor 11 Monaten
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In Ceylon sind keine Duftnoten enthalten, die mich per se begeistern, aber dennoch hast Du es geschafft, mich mit Deiner begeisternden Duftbeschreibung und Deinen poetischen Zeilen neugierig zu machen! Klasse!
TristanKalus vor 10 Monaten
Tatsächlich auch einer des etwas herausfordernden Düfte, aber dennoch sehr gut. :)

