Bellemorte
28.07.2012 - 20:05 Uhr
Top Rezension
9Duft 10Haltbarkeit 7.5Sillage 10Flakon

Von orientalischen Sklaven, Herrschern und Elitesoldaten...

Die Mamluken waren vom späten 9. Jahrhundert bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein königliche Militärsklaven islamischer Herrschaftsgebiete , die einen derartigen Machtfaktor darstellten, dass sie letztlich in der Lage waren, eigene Dynastien zu begründen. Unter anderem herrschte der Mamlukengeneral Aybak ab 1249 über Ägypten. Auch Napoleon erkannte den Wert der Mamluken und setzte sie in seinen Feldzügen als berittene Elitesoldaten in seiner Königlichen Garde ein.

Ein großes Erbe, das der Duft da anstrebt - und eines, zu dem er tatsächlich heranreicht.

Mamluk ist ein beeindruckender Duft, ein Gourmand-Orientale mit sehr guter Haltbarkeit, guter Sillage und einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Süße und holziger Würze. Der Duft ist für europäische oder sagen wir abendländische Nasen ungewöhnlich, fremd, exotisch - er wirkt sehr dicht und hat eine deutliche aber weiche Oudnote.

Zu Beginn ist die für mich hervorstechendste Note Honig, hier aber kein gefilterter, zentrifugierter, glatter "Industriehonig", sondern eine Honigwabe komplett mit Wachs und ärgerlich summenden Bienen. Ein eher herb-süßer, natürlich anmutender Honig also, der bereits hier von einer deutlichen Oudnote begleitet wird. Etwas später nehme ich daneben auch eine leicht salzige Karamellnote wahr. Mamluk ist zu Beginn ein morgenländischer Krieger, kantig, herb und fast brutal effektiv bei seiner Übernahme der Sinne seines Trägers.
Das Karamell läutet aber auch schon langsam den Übergang zu den blumigen Herznoten ein. Osmanthus und ein Hauch Jasmin treten nun neben Karamellhonig und Oud, verdrängen diese aber nicht, sondern ergänzen sie um eine opulente und trotzdem weiche, fließende Komponente, die dem Duft das Herbe nimmt. Der raue Soldat kleidet sich in die opulenten Gewänder eines orientalischen Herrschers.
Im Dry-down überwiegen dann schließlich holzige Noten, die von weichen, dezent süßen und blumigen Noten umschmeichelt werden. Auch eine dunkle, tiefe Ambernote wird hier nun präsentiert. Seinen authentischen exotischen Charakter verliert der Mamlukenherrscher aber nie.

Mamluk verführt zum Träumen, von Wüstenlandschaften in denen orientalische Krieger die Herrschaft über Reiche übernehmen, wie sie in den Märchen aus 1000 & 1 Nacht vorkommen aber auch von Bazaren mit ihren exotischen Düften und geheimnisvoll verschleierten Frauen. Ein Duft, der einen gefangen nimmt der einen in Besitz nimmt und UNS damit zum Mamluken macht - denn wörtlich übersetzt bedeutet das arabische Wort "mamlük" so viel wie "in Besitz befindlich/ besessen werden".

Ich gehe jetzt schlafen und werde wunderbar von einem Wüstenkrieger träumen, der mich in seinen Palast entführt, um mich mit honigüberzogenem Naschwerk zu verwöhnen, während neben uns Adlerholz verräuchert...
Gute Nacht und schöne Träume!
8 Antworten
KleineHexeKleineHexe vor 12 Jahren
Wunderschöner Kommentar.
FlorblancaFlorblanca vor 13 Jahren
Toller Kommi. Hatte heute Gelegenheit den Duft zu testen. Mir ist er einen Tick zu honigsüß, aber schön ist er.
VeniceVenice vor 13 Jahren
Ein informativer, anschaulicher Kommentar. Honigtopf für dich:-).
Medusa00Medusa00 vor 13 Jahren
Mir tun die Zähne weh, klingt sehr gourmandig, g
AavaAava vor 13 Jahren
Na, von Wüstenkriegern und Honignaschwerk zu träumen ist nicht das schlechteste ;-) Möchte bitte dringend einen Tropfen mamluk als Betthupferl für süße Träume ;-) Toller Kommi!
BellemorteBellemorte vor 13 Jahren
Och, mein Mann würde sich als Mamluke gut machen, denke ich ;-)
DelidervisDelidervis vor 13 Jahren
Sehr schöner Kommentar..
TivellonTivellon vor 13 Jahren
Toller Kommi! Nur sollte dein Mann ihn besser nicht zu Gesicht bekommen. *g* GlG - Ti