17/17 Stone Label

Pikovaya Dama 2014

Lecker234
05.02.2024 - 21:28 Uhr
7
Hilfreiche Rezension
10
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Tief wie der Marianengraben

Es gibt Düfte, über die man wenig schreiben kann, weil sie flach sind - sie verlaufen linear, sie riechen unkreativ. Bei dem "17/17 - Pikovaya Dama | XerJoff" ist das Gegenteil der Fall: Dank der immensen Tiefe dieses Duftes ließe sich eine ellenlange Rezension verfassen. In dieser Rezension werde ich versuchen, mich auf das Wesentliche zu beschränken. Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, mit folgendem Bild zu beginnen:

Das Neugeborene liegt in seiner Wiege -
der Bettbezug aus Seide.
Wärmende Sonnenstrahlen fallen auf das Kind nieder -
es reckt und streckt sich.
Engelsgleich.

Diese Vorstellung passt zum "17/17 - Pikovaya Dama | XerJoff" wie zu keinem zweiten Parfum. Er ist fein abgestimmt, wirkt sehr filigran und kommt in jeder Etappe, die er durchläuft, äußerst geschmeidig rüber.

Etappen - in die lässt sich dieser Duft wohl am besten unterteilen. Hier bekommt man keinen typischen Verlauf, der sich an der angegebenen Duftpyramide festmachen lässt, sondern viele, mal kürzere, mal längere Duftetappen zum Genuss.

Bereits mit dem ersten Atemzug nach dem Auftragen lässt sich die unwahrscheinliche Tiefe dieses Duftes erahnen. Zuerst nehme ich einen sanften Weihrauch wahr, aber - ein wichtiges "aber" für alle Weihrauch-Pessimisten - dieser ist weder sakral noch nimmt er eine penetrante Rolle ein.

Diese Erfahrung lässt sich für den gesamten Verlauf pauschalisieren: Keine der wahrnehmbaren Duftnoten nimmt an irgendeiner Stelle eine unangenehme oder aufdringliche Position ein. Durchwegs bleibt der "17/17 - Pikovaya Dama | XerJoff" elegant und ausgeklügelt.

Im Laufe des Drydowns offenbart sich eine Kräuter-Erfrischung durch den Koriander, der dem Duft eine krautig-grüne Seite verleiht und gleichzeitig durch die Iris, die mich vielmehr an Irisbutter erinnert, geschmeidig gemacht wird und demnach keineswegs an Suppenkräuter erinnert.

Das Ganze ist auf einer vorerst klassisch wirkenden Moschus-Vanille-Basis gebettet - die sich im lang andauernden Duftverlauf als eine durchaus individuelle Ausarbeitung entpuppt: Meistens verhält es sich bei diesem prominenten Basis-Paar so, dass es entweder zu sehr in die süße Richtung tendiert (zu viel Vanille) oder durch eine Überladung an Sauberkeit schon wieder einen gewissen Staub-Charakter entwickelt (zu viel Moschus). Bei dem "17/17 - Pikovaya Dama | XerJoff" habe ich erstmals eine andere Erfahrung machen dürfen; zwar geht es hier relativ eindeutig in die Richtung der Sauberkeit (mehr Moschus als Vanille, obwohl die Vanille auch bemerkbar und nicht zu vernachlässigen ist), dennoch bleibt man einer Staub-Überladung verschont und genießt einen Abschluss, der die Pik-Dame endgültig zur Königin schlägt.

Neben der vorausgegangenen Duftbeschreibung wäre es eine Schande, die überragende Haltbarkeit dieses Duftes außer Acht zu lassen. In der Regel macht man die Erfahrung, dass die Freude, die man an Düften hat, die auf Blumen basieren, leider nicht von langer Dauer ist. "17/17 - Pikovaya Dama | XerJoff" zeigt denjenigen, die diese Erfahrung teilen, dass es mit hochwertigen Inhaltsstoffen auch anders geht. Die Sillage hingegen ist moderat - allemal nicht schlecht - allerdings würde es dem Charakter des Duftes auch gänzlich zuwiderlaufen, wenn sich hierhinter eine Dampfmaschine sondergleichen befinden würde.

Der Titel "Understatement-Duft" ist sicherlich einer, den die ein oder andere Person an dieser Stelle anbringen würde. Wenngleich ich diesen Titel nachvollziehen kann, muss ich sagen, dass ich diese Ansicht nicht teile; der "17/17 - Pikovaya Dama | XerJoff" ist ein Duft, der sich durch seinen einzigartigen Charakter durch feinst abgestimmte Duftnoten (die man so bei keinem zweiten Parfum bekommt) einen Verlauf durch diverse Etappen bildet, der vergeblich seinesgleichen sucht. Ein konkurrenzloser Genuss.
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