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Neu entflammt ODER alte Liebe rostet nicht.
YSL In Love again - ich weiß es noch wie heute: Eine längere Autofahrt im Jahr 1998 von Braunschweig nach Wuppertal; im stockenden Verkehr ziehe ich das Pröbchen eines neuen Duftes aus meiner Handtasche und bin vom ersten Moment an hin und weg: Einen so bezaubernden, heiter stimmenden Duft hatte ich noch nie im Leben gerochen.
Damals wußte ich weder, was eine Duftpyramide ist, noch hätte ich die einzelnen Bestandteile eines Duftes erkennen können. Meine ungebildete Nase unterschied lediglich "mag ich" und "mag ich nicht", bestenfalls noch "mag ich - aber nicht für mich". Sie hatte allerdings schon so viel Gespür zu merken, daß dieser Mainstreamer (das Wort kannte ich damals noch nicht) nicht nur verdammt gute Laune zaubert, sondern sich auch deutlich vom Gängigen abhob.
Wahrscheinlich gibt es kein anderes Parfum, das drei meiner Lieblingsgerüche vereinigt: das Aroma von schwarzen Johannisbeeren, den intensiv-krautigen Duft von Tomatenrispen und feine, frische Rosenblüten. Besonders Cassis und Tomatenstrauch sind keine Kombi, die eine sichere Bank für einen Parfumeur bildet. Beide sehr speziell, intensiv und nicht jedermanns Sache. Daß sie sich auf so harmonische Weise in diesem aromatischen Duft zusammenfügen, sich besänftigen, anfeuern und miteinander verschmelzen, macht Nase und Seele glücklich und ist ganz sicher der Virtuosität des Transparentduftkönners Jean-Claude Ellen zuzuschreiben.
In love again wurde eine meiner wirklich großen Duftlieben. Parfums, von denen ich das gleichfalls sagen könnte, gab es im Lauf meines Duftlebens nur eine Handvoll. Unmittelbar nach meiner Rückkehr mußte ich den Flakon kaufen. Zugegeben war es die Zeit, als noch nicht 40 Flakons in meinen Schränken standen, aber ich habe ihn komplett aufgebraucht und wieder nachgekauft. Es gibt nicht viele 100 ml Flakons, mit denen mir das gelungen ist.
Jahre später wurde diese traumhafte Duft vom Markt genommen und als er 2011 als Relaunch im seltsam unhandlichen Flakon in Unfarbe erschien, habe ich ihn sofort und blind in England bestellt. Die Enttäuschung folgte prompt: Das war nicht mehr mein Duft! Der neue war stechend, er wirkt plump, kantig und vor allem fehlt ihm die herrliche Tomatenstrauchnote. Er blieb nicht lange bei mir.
In diesem Monat hatte ich das Glück, einen neuen, unbenutzten und noch originalverpackten In Love again kaufen zu können. Als inzwischen mit vielen Wässerchen gewaschene Duftkennerin ist das Öffnen eines Flakons zwar immer noch ein schönes Ritual, aber so aufgeregt wie bei In Love again war ich ewig nicht. Ist er noch gut, genau so wie früher, habe ich ihn in meiner Erinnerung verklärt und war er vielleicht gar nicht so schön? Rostet alte Liebe möglicherweise doch?
Er IST mein Duft und genau so, wie ich ihn schon vor Jahren geliebt habe. Im Auftakt delikate, dunkle, unsüße Beeren - herbe, schwarze Johannisbeeren und weiche, sanfte Heidelbeeren, zu denen sich bald eine junge strahlende Rose und spritzige Grapefruits gesellen. Wo andere Fruchtdüfte entweder unangenehm säuerlich oder aber beerig-klebrig-zuckrig daherbekommen, besticht In Love again durch eine appetitliche, milde Frische und Harmonie. Den Kick liefert ohne Frage das Tomatenrispenaroma, ohne dabei dominat zu werden. In Love again ist eine kühle, aber nicht unnahbare Schönheit voller Lebensfreude. Optimistisch, aber nicht unernst. Jung und doch erwachsen. Trotz der Beeren gibt es keine Gourmandanklänge. Wodka als alkoholische Note erkenne ich nicht, aber vielleicht ist er es, der das Cassisaroma verstärkt und auf angenehme Weise kühlt. Moschus rundet den Duft sanft ab und gibt ihm die für einen frischen Sommerduft relativ unübliche Haltbarkeit über den ganzen Tag.
Die vielen Jahre in der OVP haben meinem Duft übrigens gar nichts ausgemacht. Er ist absolut frisch. Wer sich noch einen Flakon sichern möchte, braucht keine Angst vor einer gekippten Kopfnote zu haben. Sollte auch dieser Flakon irgendwann leer sein und Nachschub nicht mehr zu besorgen, wäre für mich Cartiers L'heure folle ein würdiger Nachfolger. Im Charakter wie auch in der stimmungsaufhellenden Wirkung hat er viel mehr Ähnlichkeit mit In Love again (1998) als der reformulierte Duft - wenn auch ohne Tomatenkraut.
Damals wußte ich weder, was eine Duftpyramide ist, noch hätte ich die einzelnen Bestandteile eines Duftes erkennen können. Meine ungebildete Nase unterschied lediglich "mag ich" und "mag ich nicht", bestenfalls noch "mag ich - aber nicht für mich". Sie hatte allerdings schon so viel Gespür zu merken, daß dieser Mainstreamer (das Wort kannte ich damals noch nicht) nicht nur verdammt gute Laune zaubert, sondern sich auch deutlich vom Gängigen abhob.
Wahrscheinlich gibt es kein anderes Parfum, das drei meiner Lieblingsgerüche vereinigt: das Aroma von schwarzen Johannisbeeren, den intensiv-krautigen Duft von Tomatenrispen und feine, frische Rosenblüten. Besonders Cassis und Tomatenstrauch sind keine Kombi, die eine sichere Bank für einen Parfumeur bildet. Beide sehr speziell, intensiv und nicht jedermanns Sache. Daß sie sich auf so harmonische Weise in diesem aromatischen Duft zusammenfügen, sich besänftigen, anfeuern und miteinander verschmelzen, macht Nase und Seele glücklich und ist ganz sicher der Virtuosität des Transparentduftkönners Jean-Claude Ellen zuzuschreiben.
In love again wurde eine meiner wirklich großen Duftlieben. Parfums, von denen ich das gleichfalls sagen könnte, gab es im Lauf meines Duftlebens nur eine Handvoll. Unmittelbar nach meiner Rückkehr mußte ich den Flakon kaufen. Zugegeben war es die Zeit, als noch nicht 40 Flakons in meinen Schränken standen, aber ich habe ihn komplett aufgebraucht und wieder nachgekauft. Es gibt nicht viele 100 ml Flakons, mit denen mir das gelungen ist.
Jahre später wurde diese traumhafte Duft vom Markt genommen und als er 2011 als Relaunch im seltsam unhandlichen Flakon in Unfarbe erschien, habe ich ihn sofort und blind in England bestellt. Die Enttäuschung folgte prompt: Das war nicht mehr mein Duft! Der neue war stechend, er wirkt plump, kantig und vor allem fehlt ihm die herrliche Tomatenstrauchnote. Er blieb nicht lange bei mir.
In diesem Monat hatte ich das Glück, einen neuen, unbenutzten und noch originalverpackten In Love again kaufen zu können. Als inzwischen mit vielen Wässerchen gewaschene Duftkennerin ist das Öffnen eines Flakons zwar immer noch ein schönes Ritual, aber so aufgeregt wie bei In Love again war ich ewig nicht. Ist er noch gut, genau so wie früher, habe ich ihn in meiner Erinnerung verklärt und war er vielleicht gar nicht so schön? Rostet alte Liebe möglicherweise doch?
Er IST mein Duft und genau so, wie ich ihn schon vor Jahren geliebt habe. Im Auftakt delikate, dunkle, unsüße Beeren - herbe, schwarze Johannisbeeren und weiche, sanfte Heidelbeeren, zu denen sich bald eine junge strahlende Rose und spritzige Grapefruits gesellen. Wo andere Fruchtdüfte entweder unangenehm säuerlich oder aber beerig-klebrig-zuckrig daherbekommen, besticht In Love again durch eine appetitliche, milde Frische und Harmonie. Den Kick liefert ohne Frage das Tomatenrispenaroma, ohne dabei dominat zu werden. In Love again ist eine kühle, aber nicht unnahbare Schönheit voller Lebensfreude. Optimistisch, aber nicht unernst. Jung und doch erwachsen. Trotz der Beeren gibt es keine Gourmandanklänge. Wodka als alkoholische Note erkenne ich nicht, aber vielleicht ist er es, der das Cassisaroma verstärkt und auf angenehme Weise kühlt. Moschus rundet den Duft sanft ab und gibt ihm die für einen frischen Sommerduft relativ unübliche Haltbarkeit über den ganzen Tag.
Die vielen Jahre in der OVP haben meinem Duft übrigens gar nichts ausgemacht. Er ist absolut frisch. Wer sich noch einen Flakon sichern möchte, braucht keine Angst vor einer gekippten Kopfnote zu haben. Sollte auch dieser Flakon irgendwann leer sein und Nachschub nicht mehr zu besorgen, wäre für mich Cartiers L'heure folle ein würdiger Nachfolger. Im Charakter wie auch in der stimmungsaufhellenden Wirkung hat er viel mehr Ähnlichkeit mit In Love again (1998) als der reformulierte Duft - wenn auch ohne Tomatenkraut.
8 Antworten
Bei mir ist die Liebe neu, ich kannte den Duft noch gar nicht und habe ihn erst vor kurzem für mich entdeckt.
Ich lasse auf jeden Fall einen Pokal voller saftiger Brombeeren da für diesen schönen Kommentar!