Le Vestiaire - Saharienne 2015

Version von 2015
Inedito
15.02.2024 - 10:48 Uhr
3
7
Preis
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft

Ein buntes Weiß

So so, hier haben wir es also mit einer Safarijacke zu tun. Wenn ich mir das Werbefoto und den Inhalt des recht geradlinigen Flakons anschaue, habe ich eigentlich nur eine Assoziation: BEIGE.

Ich hasse Beige. Nun, ehrlicherweise habe ich nichts gegen die Farbe an sich und mich suchen auch keine grausamen Kindheitserinnerungen heim ... gemobbt und den Kopf in ein Schulklo voll beiger Flüssigkeit getunkt ... Leider sehe ich aber immer zwei Sorten Menschen vor meinem geistigen Auge, wenn mir diese eigentlich recht zurückhaltend elegante Farbe unterkommt. Beide sind deutsch und geben mir ein ungutes Gefühl. Ich habe wohl Angst, mich irgendwann in ihnen wiederzuerkennen.

Da wären zum einen die Ü70-Menschen, die vom kleinsten Windstoß offene Wunden bekommen ("ES ZIEHT!"). Ist natürlich nicht schön, aber dennoch bleibt für mich unverständlich, wieso man sich ab einem gewissen Alter gleich ganz in Pflasterfarben einkleidet. Immerhin fällt so das neuste Hansaplast nicht auf. Von Sandalen bis zum Anglerhut komplett bebeigte Senioren sind mir trotzdem ein ästhetisches Dorn im Auge. Iris Apfel ist da schon eher mein Vorbild.

Zum anderen fällt mir sofort die Sorte von deutschen Touristen ein, die sich in ihrem Südafrika-Urlaub darüber wundern, wieso in Kapstadt die Leute nicht auf Löwen zur Arbeit reiten. Selbstverständlich trägt man da die beige Outdoor-Funktionskleidung mit Schuhen von Jack Wolfskin auch im trendigen Hipster-Café in De Waterkant - Safarijacke inklusive.

Mit diesen zwei Albträumen hat dieser Duft absolut gar nichts zu tun und das beglückt mich. Statt einer beigen Safarijacke rieche ich ein weißes Hemd, so weiß, dass es fast schon in den Augen wehtut. Getragen wird es von einem gutaussehenden, kultivierten Mann (wie war das noch gleich mit sich selbst wiedererkennen?), der womöglich tatsächlich gerade von einer Safari kommt. Oder von der Arbeit. Oder von einem Shopping-Trip. Nun sitzt er aber frisch gewaschen, beduftet und mit strahlendem Hemd gemütlich an einem Pool eines wunderschönen Weinguts im Westkap. Die haben ja öfter Übernachtungsmöglichkeiten, gehobene Gastronomie und phänomenale Ausblicke auf das Grün, Blau, Beige der atemberaubenden Landschaft. Und Pools. Da geht man aber nicht rein, weil in der Nähe sitzen und Weißwein schlürfen viel mehr "sophisticated" aussieht.

Und so riecht für mich Le Vestiaire - Saharienne (2015)! Sehr weiß und doch irgendwie bunt. Sehr grün-zitrisch-frisch, auch wenn die initiale Explosion nur ein paar Minuten andauert. Sehr schnell wird der Duft hautnah, am Pool geht langsam die Sonne unter. Zu solchen Zeiten trägt man keine lauten, langen Düfte, denn bald zieht man sich zum Abendessen mit guten Freunden zurück. Man kommt sich näher, redet gedämpft. Le Vestiaire - Saharienne (2015) hält sich ebenso zurück und wirkt gepflegt.

Dann ist Nacht und es wird kalt. Ab ins Bett, Licht aus, Duft aus. War nett, auch wenn es nur ein kurzes Vergnügen war.
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