
Inedito
Rezensionen
Im Vorgarten des Monsieur L.
Von den vielen Düften, die meiner Nase in den letzten Jahren untergekommen sind, hat die Mehrheit Reaktionen nach folgendem Muster ausgelöst:
„Ein XYZ-Duft, grausam!“
„Ein XYZ-Duft, langweilig.“
„Ein XYZ-Duft, interessant, aber nicht meins.“
Wirklich einzigartige Reaktionen, denen ich ein wenig hinterherrenne, kann ich an einer kriegsversehrten Hand abzählen, sie hat nämlich nur drei Finger. In chronologischer Reihenfolge:
"Grey Vetiver (Eau de Parfum) | Tom Ford": Wow, das ist DER Duft. Der, den ich irgendwann irgendwo an irgendwem gerochen habe und unglaublich gut fand. Hier ist er, ich will ihn haben.
"Ganymede (Eau de Parfum) | Marc-Antoine Barrois": Sofort hin und weg. Vom ersten Sprüher überzeugt und fasziniert. Für immer mit einem tollen Urlaub verbunden. Mein erstes Duft-Kompliment von einer wildfremden Person.
Und schließlich …
… "Reptile | Celine": Der riecht wie Herr L.!
Herr L. war mein Nachbar in meiner Geburtsstadt und ein Mann, den ich fast nur zu Gesicht bekam, wenn dieser in der Eingangstür seines Reihenhauses stand und rauchte. Ob er wie Reptile roch, kann ich also nicht wissen, so nah kamen wir uns nicht. Vermutlich eher wie Nightclubbing, Celines Tabak-Duft.
Wenn wir uns sahen, im Vorgarten, tauschten wir ein paar nette Worte, ein Hallo, nicht viel mehr, wir wussten wohl beide Besseres mit unserer Zeit anzufangen. Lange Gespräche blieben also dankenswerterweise aus. Wieso aber denke ich an diesen mittlerweile verstorbenen Menschen, wenn ich Celines Reptile rieche? Ich weiß es selbst nicht so genau und kann mich nur an Interpretationen versuchen.
Duft wie Mensch wirken für mich unglaublich elegant, erwachsen, mit einer gewissen Distanz zum vermeintlich bedeutsamen Klein-Klein des Alltags. Wie fast alle Düfte von Celine ist Reptile ein eher zurückhaltender Duft, wer hier des Namens wegen also „Beastmode“ erwartet, wird enttäuscht. Diese subtile, aber durchaus maskuline Eleganz ähnelt auf abstrakter Weise Düften wie "Pour Monsieur (Eau de Toilette) / A Gentleman's Cologne / For Men | Chanel" und passt einfach wunderbar zu dem Bild, das ich mir von meinem Nachbar male. Ein Anwalt mit Vorliebe für Tennis und die schönen Dinge, mit einem Ferienhaus in Italien und einer Frau, der gerne das Wort überlassen wird.
Im Vergleich zu Düften, die sich in der Echse-gese (hihi) von Haltbarkeit und Sillage ergehen, wirkt Reptile für manche vielleicht langweilig. Für mich hat das etwas angenehm Abgeklärtes: Wen kümmern schon solche Kleinigkeiten, worum es geht ist Schönheit. Davon hat Reptile genug!
„Ein XYZ-Duft, grausam!“
„Ein XYZ-Duft, langweilig.“
„Ein XYZ-Duft, interessant, aber nicht meins.“
Wirklich einzigartige Reaktionen, denen ich ein wenig hinterherrenne, kann ich an einer kriegsversehrten Hand abzählen, sie hat nämlich nur drei Finger. In chronologischer Reihenfolge:
"Grey Vetiver (Eau de Parfum) | Tom Ford": Wow, das ist DER Duft. Der, den ich irgendwann irgendwo an irgendwem gerochen habe und unglaublich gut fand. Hier ist er, ich will ihn haben.
"Ganymede (Eau de Parfum) | Marc-Antoine Barrois": Sofort hin und weg. Vom ersten Sprüher überzeugt und fasziniert. Für immer mit einem tollen Urlaub verbunden. Mein erstes Duft-Kompliment von einer wildfremden Person.
Und schließlich …
… "Reptile | Celine": Der riecht wie Herr L.!
Herr L. war mein Nachbar in meiner Geburtsstadt und ein Mann, den ich fast nur zu Gesicht bekam, wenn dieser in der Eingangstür seines Reihenhauses stand und rauchte. Ob er wie Reptile roch, kann ich also nicht wissen, so nah kamen wir uns nicht. Vermutlich eher wie Nightclubbing, Celines Tabak-Duft.
Wenn wir uns sahen, im Vorgarten, tauschten wir ein paar nette Worte, ein Hallo, nicht viel mehr, wir wussten wohl beide Besseres mit unserer Zeit anzufangen. Lange Gespräche blieben also dankenswerterweise aus. Wieso aber denke ich an diesen mittlerweile verstorbenen Menschen, wenn ich Celines Reptile rieche? Ich weiß es selbst nicht so genau und kann mich nur an Interpretationen versuchen.
Duft wie Mensch wirken für mich unglaublich elegant, erwachsen, mit einer gewissen Distanz zum vermeintlich bedeutsamen Klein-Klein des Alltags. Wie fast alle Düfte von Celine ist Reptile ein eher zurückhaltender Duft, wer hier des Namens wegen also „Beastmode“ erwartet, wird enttäuscht. Diese subtile, aber durchaus maskuline Eleganz ähnelt auf abstrakter Weise Düften wie "Pour Monsieur (Eau de Toilette) / A Gentleman's Cologne / For Men | Chanel" und passt einfach wunderbar zu dem Bild, das ich mir von meinem Nachbar male. Ein Anwalt mit Vorliebe für Tennis und die schönen Dinge, mit einem Ferienhaus in Italien und einer Frau, der gerne das Wort überlassen wird.
Im Vergleich zu Düften, die sich in der Echse-gese (hihi) von Haltbarkeit und Sillage ergehen, wirkt Reptile für manche vielleicht langweilig. Für mich hat das etwas angenehm Abgeklärtes: Wen kümmern schon solche Kleinigkeiten, worum es geht ist Schönheit. Davon hat Reptile genug!
Der bessere Dior Homme Sport
Eigentlich mag ich es ja nicht, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, das eine Parfum als eine bessere Version des anderen zu beschreiben. Irgendwie hat ja alles so seine Eigenheiten und Berechtigung - oder wie alle anderen eben keine, weil Luxusquatsch.
Dennoch will ich hier auf "Dior Homme Sport (2021) | Dior" zu sprechen kommen, der ja der letzte Dior-Duft von François Demachy ist und daher ein paar Hoffnungen bei mir geweckt hat. Wenn schon kein Opus magnum, dann doch als ultimum eine tolle frische Version von "Dior Homme Intense (2011) | Dior", die im Gedächtnis bleibt. Lange vor Parfumo habe ich DHI bei Karstadt gerochen und war fasziniert, wie anders dieser Duft für mich damals roch, so nach Papier (...), ich war beeindruckt. Heute mag ich den Duft immer noch, auch wenn mir mittlerweile einige andere, wirklich beeindruckende Düfte unter die Nase gekommen sind.
Sport-Versionen gefallen mir auch, sei es bei Chanels Allure oder dem bei vielen wohl nicht sehr beliebten L'Homme Ideale-Aquaten. Manchmal muss es einfach frisch sein und wenn dann die viel beschworene DNA eines großen Duftbruders mit von der Partie ist, perfekt. Der letzte Demachy war das leider ganz und gar nicht. Meiner Nase nach nur Ambroxan und Duschwasser, von der Pudrigkeit keine Spur.
Was mich zu Neon Garden bringt. Ich habe das Discovery Set bestellt, um meine ambivalenten Hoffnungen bezüglich der neuen Parfums von Dries van Noten zu überprüfen. Die schönsten Flakons, die ich seit langem gesehen habe. Unglaublich toll anzusehen. Einerseits will man, dass die Düfte der visuellen Schönheit olfaktorisch entsprechen, andererseits wäre es bei dem Preis der Düfte auch nicht schlecht, wenn sie einfach nur schön anzugucken wären, aber miserabel riechen würden. Dann könnte man sich die 220€ - 240€ ja sparen.
Nun, Neon Garden entspricht für mich genau dem Flakon. Meiner Meinung nach zwar nicht der hübscheste und interessanteste der zehn Düfte, aber allemal ein toller, solider frischer Iris-Duft. Die Noten riechen sich ganz genauso raus wie angegeben, eine Mischung aus Minze und Iris, im Hintergrund eine leichte (und angenehme) Synthie-Note. Das Neon muss ja irgendwo herkommen. Bei der Haltbarkeit gibt es auch nichts zu meckern, ich dufte mindestens sechs Stunden nach Minziris, am Ende natürlich etwas hautnaher. Für mich eine ideale Haltbarkeit, morgens einsprühen, abends hat man wieder Muse für etwas kuschligere Zuhause-Düfte.
Und deshalb ist Neon Garden genau das, was ich mir von einem sportlich-frischen DHI-Flanker gewünscht hatte. Ein pudriger Iris-Duft, minus der mitunter schweren Süße, dafür plus viel Frische. Die liefern die zwei Sorten Minze, das Ambroxan tut sein Übriges. Ob das mehr als 200€ wert ist, kann jeder für sich beantworten, sollte mein Portemonnaie dies irgendwann erlauben, würde ich mir Neon Garden kaufen. Auch um ihn immer wieder anzuschauen, so hübsch wie der Flakon ist.
Dennoch will ich hier auf "Dior Homme Sport (2021) | Dior" zu sprechen kommen, der ja der letzte Dior-Duft von François Demachy ist und daher ein paar Hoffnungen bei mir geweckt hat. Wenn schon kein Opus magnum, dann doch als ultimum eine tolle frische Version von "Dior Homme Intense (2011) | Dior", die im Gedächtnis bleibt. Lange vor Parfumo habe ich DHI bei Karstadt gerochen und war fasziniert, wie anders dieser Duft für mich damals roch, so nach Papier (...), ich war beeindruckt. Heute mag ich den Duft immer noch, auch wenn mir mittlerweile einige andere, wirklich beeindruckende Düfte unter die Nase gekommen sind.
Sport-Versionen gefallen mir auch, sei es bei Chanels Allure oder dem bei vielen wohl nicht sehr beliebten L'Homme Ideale-Aquaten. Manchmal muss es einfach frisch sein und wenn dann die viel beschworene DNA eines großen Duftbruders mit von der Partie ist, perfekt. Der letzte Demachy war das leider ganz und gar nicht. Meiner Nase nach nur Ambroxan und Duschwasser, von der Pudrigkeit keine Spur.
Was mich zu Neon Garden bringt. Ich habe das Discovery Set bestellt, um meine ambivalenten Hoffnungen bezüglich der neuen Parfums von Dries van Noten zu überprüfen. Die schönsten Flakons, die ich seit langem gesehen habe. Unglaublich toll anzusehen. Einerseits will man, dass die Düfte der visuellen Schönheit olfaktorisch entsprechen, andererseits wäre es bei dem Preis der Düfte auch nicht schlecht, wenn sie einfach nur schön anzugucken wären, aber miserabel riechen würden. Dann könnte man sich die 220€ - 240€ ja sparen.
Nun, Neon Garden entspricht für mich genau dem Flakon. Meiner Meinung nach zwar nicht der hübscheste und interessanteste der zehn Düfte, aber allemal ein toller, solider frischer Iris-Duft. Die Noten riechen sich ganz genauso raus wie angegeben, eine Mischung aus Minze und Iris, im Hintergrund eine leichte (und angenehme) Synthie-Note. Das Neon muss ja irgendwo herkommen. Bei der Haltbarkeit gibt es auch nichts zu meckern, ich dufte mindestens sechs Stunden nach Minziris, am Ende natürlich etwas hautnaher. Für mich eine ideale Haltbarkeit, morgens einsprühen, abends hat man wieder Muse für etwas kuschligere Zuhause-Düfte.
Und deshalb ist Neon Garden genau das, was ich mir von einem sportlich-frischen DHI-Flanker gewünscht hatte. Ein pudriger Iris-Duft, minus der mitunter schweren Süße, dafür plus viel Frische. Die liefern die zwei Sorten Minze, das Ambroxan tut sein Übriges. Ob das mehr als 200€ wert ist, kann jeder für sich beantworten, sollte mein Portemonnaie dies irgendwann erlauben, würde ich mir Neon Garden kaufen. Auch um ihn immer wieder anzuschauen, so hübsch wie der Flakon ist.
2 Antworten
Im besten Sinne mal was Anderes
Nun, dann will ich wohl der erste sein, der hier eine Rezension schreibt. Gar nicht so unpassend, immerhin ist dies zum einen auch meine erste eigene Rezension und 701 zum anderen einer der ersten Düfte, der mich in die Welt der "irgendwie anderen" Düfte einführte.
Wenn man wie ich bisher eher die frischen, aquatischen Düfte der gängigen Designer gewohnt ist, kann 701 schon überraschend wirken. Als ich die Travelspray-Version zum ersten Mal testete, stoß mir der Geruch ehrlich gesagt sehr übel auf. Zu sauer, zu anders, Biotonne im Hochsommer. Der süße Flakon verschwand dann für ne ganze Weile in der hintersten Reihe meiner noch recht übersichtlichen Duftsammlung. Vielleicht lag es daran, dass ich den Duft zuerst im Herbst testete und es mittlerweile langsam zu blühen beginnt, aber plötzlich gefiel er mir, als ich vor Kurzem erneut daran schnupperte. Wahrscheinlich lag es aber daran, dass ich in der Zwischenzeit einige recht unterschiedliche Parfumproben "verkostet" habe und sich meine Nase womöglich damit arrangiert hat, nicht immer nur Bleu de Chanel zu riechen.
Wie riecht 701 nun? Von den Noten kann meine ungelernte Nase noch nicht viel herausriechen, was aber auffällt, ist die spritzige Säure, die recht eigenwillig ist und mich nicht so sehr an Grapefruit oder Bergamotte , dafür aber an eukalyptische Medizin erinnert - auf gute, interessante, weil "irgendwie andere" Weise. Für einen so spritzig frischen hält der Duft auch erstaunlich lange, nach vielleicht fünf Stunden klingt er ab. Bis dahin gefällt er aber mit sommerlicher Säure, ohne aufdringlich zu sein und darf für mich als Beginn einer Reise gelten, die mir hoffentlich noch viele Duftschätze offenbaren wird.
Wenn man wie ich bisher eher die frischen, aquatischen Düfte der gängigen Designer gewohnt ist, kann 701 schon überraschend wirken. Als ich die Travelspray-Version zum ersten Mal testete, stoß mir der Geruch ehrlich gesagt sehr übel auf. Zu sauer, zu anders, Biotonne im Hochsommer. Der süße Flakon verschwand dann für ne ganze Weile in der hintersten Reihe meiner noch recht übersichtlichen Duftsammlung. Vielleicht lag es daran, dass ich den Duft zuerst im Herbst testete und es mittlerweile langsam zu blühen beginnt, aber plötzlich gefiel er mir, als ich vor Kurzem erneut daran schnupperte. Wahrscheinlich lag es aber daran, dass ich in der Zwischenzeit einige recht unterschiedliche Parfumproben "verkostet" habe und sich meine Nase womöglich damit arrangiert hat, nicht immer nur Bleu de Chanel zu riechen.
Wie riecht 701 nun? Von den Noten kann meine ungelernte Nase noch nicht viel herausriechen, was aber auffällt, ist die spritzige Säure, die recht eigenwillig ist und mich nicht so sehr an Grapefruit oder Bergamotte , dafür aber an eukalyptische Medizin erinnert - auf gute, interessante, weil "irgendwie andere" Weise. Für einen so spritzig frischen hält der Duft auch erstaunlich lange, nach vielleicht fünf Stunden klingt er ab. Bis dahin gefällt er aber mit sommerlicher Säure, ohne aufdringlich zu sein und darf für mich als Beginn einer Reise gelten, die mir hoffentlich noch viele Duftschätze offenbaren wird.
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