Mon Paris 2016 Eau de Parfum

MrsGatsby
13.06.2023 - 15:22 Uhr
11
Sehr hilfreiche Rezension
7
Preis
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft

Champagner im Plattenbau

Ich erinnere mich noch ganz genau an den Moment, in dem ich Mon Paris das erste Mal getestet habe. Es war noch recht weit am Anfang, als ich begann, mich mehr für Parfum zu interessieren und noch nicht sicher wusste, was mir gefällt. Lange Zeit habe ich mich nicht getraut, den Flakon in die Hand zu nehmen. Marke und Name des Duftes haben mich etwas sehr Erwachsenes erwarten lassen. Schwülstig-blütig vielleicht, einfach etwas, für das ich mich noch zu jung fühlte.
Aus einer Laune heraus habe ich ihn dann doch auf einen Teststreifen gesprüht, einfach nur um zu wissen, wie er riecht. Was mir dann in die Nase stieg, hat mich so sehr überrascht, dass ich kurz dachte, ich hätte einen falschen Duft erwischt. Fruchtig-süß, genau die Art von Duft, die ich bisher kopflos getragen und für gut befunden hatte. Eine so positive Überraschung, dass ich sofort in Erwägung zog, ihn zu kaufen.
Zu Hause kam auf dem Teststreifen dann das Patchouli durch. Es wirkte kratzig auf mich, ich hatte vorher noch nie wirklich bewusst Patchouli gerochen oder getragen. Das hielt mich von einem schnellen Kauf ab. Trotzdem ging mir dieser positive erste Eindruck nie aus dem Kopf, sodass ich irgendwann bei einem recht guten Preis dann doch nicht anders konnte, als zuzuschlagen. Seitdem gehen Mon Paris und ich immer wieder durch gute und schlechte Phasen.

Das Opening ist wirklich schön. Frische Erdbeeren, gemeinsam mit einer Note, die nicht gelistet ist und ich auch in keinem anderen Kommentar gelesen habe. Für mich ist sie aber eindeutig da: Champagner. Er bringt dieses prickelnde Gute-Laune-Gefühl mit und sorgt für eine leichte Säure.
Diese Kombination dominiert etwa ein bis zwei Stunden lang. Dann wird der Duft süßer, ich erahne den Jasmin und die Himbeere, die auch dabei sein soll. Die Pfingstrose ist für mich kaum präsent, aber ich kann mir vorstellen, dass sie zu einem weicheren, runden Gesamtbild beiträgt. Die Süße der Früchte steht für mich aber eindeutig im Vordergrund und ich würde Mon Paris definitiv nicht als einen blumigen Duft beschreiben. Die floralen Noten spielen wirklich nur eine unterstützende Rolle.
Das Patchouli, welches ich damals auf dem Teststreifen als so störend empfunden habe, ist auf meiner Haut tatsächlich eher dezent. Nach meinen heutigen Vorlieben könnte es ruhig etwas deutlicher durchkommen. Dafür ist da etwas Anderes in der Basis, was mir missfällt. Eine merkwürdig saubere Muffigkeit. Es muss der Moschus oder das Ambrox sein, vielleicht auch einfach nur, wie sie sich mit den anderen Noten (oder meiner Haut) vermischen. Ich nehme es zum Glück nicht immer wahr und dann meist auch nur einen kurzen Moment. Trotzdem stört es die Komposition für mich.

Tja, was soll ich sagen? Ich weiß nie so recht, ob ich Mon Paris wirklich mag oder nicht. Ganz objektiv betrachtet ist es kein schlechter Duft und ich habe wie gesagt wirklich Phasen, in denen ich ihn sehr gerne trage. Es ist ein schöner verspielter Duft für Frühling und Sommer. Irgendwie aber auch nicht viel mehr.
Ich glaube, mir fehlt ein gewisser Touch, der für etwas mehr Eleganz und Klasse sorgt. Ich denke einfach nicht an Paris. Der Inhalt passt nicht zum Namen.
Für mich persönlich ist Mon Paris dann manchmal doch einen Hauch zu jugendlich. Ich werde ihn definitiv nicht nachkaufen. Mein Flakon wird aber noch für einige weitere Jahre reichen und so lange werde ich ihn auch nutzen, für genau diese Momente, in denen ich diese beschwingte Leichtigkeit spüren möchte.
Eigentlich passt er auch ganz gut zu meiner aktuellen Lebenssituation. Ich wohne in einem Plattenbau. Natürlich würde ich mir schon eher einen hübschen Altbau wünschen, in dem ich aufgewachsen bin, aber es gibt auch Schlimmeres und alles andere ist in meiner Gegend unbezahlbar geworden.
Mon Paris ist wie Champagner im Plattenbau. Es ist dieser eine Duft, der einen einfach daran erinnert, das Beste aus dem zu machen, was man hat. Du sitzt auf deinem kleinen Balkon, ein Glas Champagner mit gefrorenen Erdbeeren in der Hand. Die Sonne scheint, du hörst Menschen lachen und auf dem Innenhof grillen die Nachbarn. Die Kamera zoomt raus und erst jetzt fällt der plumpe Beton um dich herum auf. Aber eigentlich spielt der auch gar keine Rolle.

Es ist kein Duft, der zu einer eleganten Dame gehört, die durch Paris schreitet. Viel mehr ist es die Art von Duft, mit der sich ein junges Mädchen oder eine junge Frau einen Hauch von Luxus erkauft, der in ihrem Leben fehlt. Er gibt einfach ein gutes Gefühl.

Das war jetzt natürlich ein sehr spezifisches Beispiel. Ansonsten passt Mon Paris auch super zu einer Gartenparty, zum Shoppen in der Stadt, zum Leben genießen mit den Freunden. Irgendwo auf einer Rooftop Bar sitzen und sich den Wind um die Nase wehen lassen oder einfach nur ein gutes Buch im Park lesen. Ihr wisst schon, was ich meine.

Die Haltbarkeit ist übrigens wirklich gut! An mir hält er über sieben Stunden und ich nehme ihn tatsächlich auch selbst etwa 2-3 Stunden aktiv an mir wahr, was bei mir eher selten vorkommt.

Zusammenfassend ist Mon Paris also wirklich kein schlechter Duft, es kommt einfach nur sehr auf die eigene Erwartungshaltung an.
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